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14.08.2010
Der alte Mann und das Mehr von Andreas Killat



präsentiert:


SV Rugenbergen – SV Curslack-Neuengamme 0:2 (0:0)

SV Rugenbergen: Schultz – Beese, Vollmer, Schmidt, Heidebrecht (80. Schröder) – Kiene (71. Dirksen), Lühr – Obe, Brehmer – Freundt (46. Mießner), Grabow
SV Curslack-Neuengamme: Böse – Zöpfgen, Blättermann, Figge, Sander – Papke, Többen (78. Flick) – Mahrt (82. Wulff), Theetz – Spill (87. Veselinovic), Reincke
Tore: 0:1, 0:2 Reincke (55./81.)
Schiedsrichter: Sven Ehlert (Groß Flottbeker SV): Die erste Halbzeit sehr gut, dann baute er merklich ab. Hätte die Abseitsentscheidung seines Assistenten (47.) überstimmen müssen.
Beste Spieler: Grabow (1. Hz), Mießner – Papke, Reincke, Mahrt
Zuschauer: 183

In Bönningstedt wird kräftig gewerkelt. Noch eine Stunde vor dem Anpfiff zimmerten die Handwerker an zwei neuen Spielerbänken, aber nur die heimische wurde fertig, die der Gäste war ohne Dach und Bank nicht nutzbar. Sollten die Curslacker hier etwa symbolisch im Regen stehen? Dass es am Ende nicht so kam, war mal wieder dem ältesten Spieler der Oberliga zu verdanken. Das Internet-Portal „blog-trifft-ball.de“ führt gerade eine Umfrage durch, wer der beste „Steinalte“ ist. Ganz klar: Matthias „Matte“ Reincke (38) liegt meilenweit vorne. Heute zeigte er, warum.

Nach zwei Niederlagen in Folge (inkl. dem Pokalmatch gegen Bergedorf) setzte CN-Coach Torsten Henke zunächst auf Sicherheit, beorderte Philipp Többen ins Zentrum vor die Abwehr und Sven Zöpfgen auf die rechte Abwehrseite, Chris Flick fand sich auf der Bank wieder. Diese Maßnahme wäre beinahe nach hinten losgegangen. Rugenbergen startete wie die Feuerwehr in die Partie, wollte die Verunsicherung der Gäste möglichst früh ausnutzen. Ein Angriff nach dem anderen rollte über die linke Seite nach vorne, Maik Grabow stellte Zöpfgen vor unlösbare Probleme. Keeper Frederic Böse musste schon nach zwei Minuten mit einer Glanzparade gegen Grabow retten, fünf Minuten später köpfte Daniel Brehmer eine Grabow-Flanke nur Zentimeter am Gehäuse vorbei. Nach einer Viertelstunde blieb Zöpfgen dann endlich das erste Mal Sieger im Zweikampf und klärte zur Ecke, von da an „arbeitete“ sich Curslack besser in die Partie, wie es Henke hinterher formulierte. Das wohl beste Sturm-Duo der Liga beschäftigte die Bönningstedter nun kräftig: Zweimal legte Reincke, der im SVR-Liga-Echo als „Reinecke“ vorgestellt wurde, was man unter Hinweis auf den schlauen Fuchs sogar nachvollziehen kann, für Christian Spill auf und normalerweise macht „Spiller“ solche Dinger. Aber erst scheiterte er an Torhüter Dennis Schultz (nachdem er vorher schön Dennis Schmidt ausgetanzt hatte), dann köpfte er eine Hunderprozentige neben das Tor (32./38.). Reincke war unzufrieden: „Die erste Halbzeit war gar nichts“, so sein Kommentar auf dem Gang in die Kabine.

Das sollte sich im zweiten Durchgang schlagartig ändern. Curslack ließ den Gastgebern keine Zeit zum Luftholen. Reincke feuerte aufs Tor, Schultz ließ abprallen, Theetz schaufelte den Ball von der Außenlinie nach innen und Spill köpfte zum 1:0 ein (47.). Dachten jedenfalls alle. Doch der Assistent an der Seitenlinie wollte Abseits gesehen haben. Eine klare Fehlentscheidung, von der sich die Gäste aber nicht aus dem Rhythmus bringen ließen. Spill brachte zwar zwei weitere Chancen auf Zuspiel von Reincke nicht über die Linie (51./54.), dann bereitete er aber mustergültig für seinen Sturmpartner vor und „der alte Mann“ zeigte einmal mehr, was er noch drauf hat und vollstreckte eiskalt zur Führung (55.). Aber auch die Hausherren meldeten sich zu Wort, insbesondere in Person von Neuzugang Christian Mießner (23), der für Anton Freundt in die Partie kam und für viel Wirbel sorgte. Seinen Traumpass nahm Sebastian Obe schön mit und flankte aus vollem Lauf von Außen in die Mitte, wo Kapitän Patrick Kiene aus wenigen Metern die Riesenchance zum Ausgleich kläglich vergab (65.). Mießner, der nach eigener Aussage erst bei 60% Fitness angelangt ist, hämmerte ein paar Minuten später den Ball aus 16 Metern ans Lattenkreuz (77.) und deutete an „wie wertvoll er für uns werden kann“, so Palapies, der ihm „natürlich ein Tor zum Einstand tierisch gegönnt hätte“. Heute fehlten nur ein paar Zentimeter.

Der zu Beginn der Begegnung noch so kritisch beäugte Zöpfgen steigerte sich kontinuierlich und zauberte neun Minuten vor dem Ende eine Traumflanke auf den Kopf von „Fuchs“ Reincke, der mit seinem Treffer nicht nur für die Entscheidung, sondern auch für die Tabellenführung sorgte. Mindestens für 23 Stunden. Der Schock der Heimniederlage gegen Buchholz und das Pokalaus gegen die Elstern scheint verarbeitet, nun fiebert man dem Spitzenspiel Ende des Monats auf der Hoheluft entgegen, auch wenn vorher mit Wedel noch eine Pflichtaufgabe wartet. Für Aufsteiger Rugenbergen geht die Welt nach der ersten Saisonniederlage nicht unter. Mit Bramfeld, BU und Concordia folgen drei Gegner, mit denen man sich auf Augenhöhe sieht. Dann wird man wissen, wohin die Reise geht.


Stimmen:

Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme):
Uns war klar, dass es hier heute schwer wird. Nachdem wir die letzten beiden Pflichtspiele verloren haben, waren wir schon etwas angeschlagen. Insbesondere das Gegentor gegen Buchholz drückte bei uns doch mächtig auf die Psyche und wir mussten zusehen, dass wir wieder in die richtige Bahn kommen. Zu Beginn der Partie ist uns das nicht gelungen, Rugenbergen hat sehr gut angefangen und über unsere rechte Abwehrseite mächtig Druck gemacht. Erst nach der Halbzeit sind wir besser ins Spiel gekommen und haben zum richtigen Zeitpunkt das 1:0 gemacht. Danach hatten wir noch zweimal Glück, aber am Ende unterm Strich ein verdienter Sieg.

Ralf Palapies (Trainer SV Rugenbergen):
Das war heute eine vermeidbare Niederlage, die uns aber nicht umwerfen wird. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war über weite Strecken in Ordnung. Es hing an Kleinigkeiten, und die haben wir in den entscheidenden Momenten leider falsch gemacht. Wie gegen Paloma wieder zwei Gegentore, alle vier auf verschiedene Weise gefallen. Nun wissen wir, woran wir arbeiten müssen und können daraus für die Zukunft sehr gut lernen.


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