15.08.2010 Der Blick in leere, ausdruckslose Gesichter von
TSV Buchholz 08 – Bramfelder SV 1:1 (1:1)
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TSV Buchholz: H. Titze – Kettner, Niefert, Gege, Grühn – S. Titze, Prielipp (74. De Boer) – Tocha (46. Suyer), Buzhala – Gillich, Mathies (46. Sahin) Bramfelder SV: Braunagel – Thiede (57. Akin), Kazmierczak, Henning, Schwarck – Schulz, Westphal (46. Urbszat), Seifert, Skalnik – Witte (89. Trako), Gehr Tore: 1:0 Gillich (29., Vorlage Buzhala), 1:1 Gehr (43.) Schiedsrichter: Yilmaz (FC Türkiye), ohne gröbere Fehler, lag mit dem Platzverweis völlig richtig, hätte Buzhala jedoch mehr schützen müssen Rote Karte: Schulz (61., Tätlichkeit) Beste Spieler: Grühn, Buzhala – Henning, Gehr Zuschauer: 372
Die Prozedur ist ja immer das Gleiche. Nach dem Schlusspfiff versammeln sich so langsam die beiden Mannschaften am Mittelkreis. Der Schiedsrichter verkündet das Endergebnis und beendet somit das Treiben auf dem Rasen, wobei kaum ein Spieler dann noch zuhört und sich richtig hinstellt. Wenn man das Spiel selber nicht vorher gesehen hat, langt meistens ein Blick in die Gesichter der jeweiligen Akteure, um herauszufinden, wie in etwa die Partie geendet hat. Auf Bramfelder Seite waren glückliche, aber auch vollkommen erschöpfte Gesichter zu vernehmen. Leichte Jubelschreie und Beglückwünschungen wurden zudem ausgetauscht. Auf der anderen Seite konnten etliche Protagonisten beobachtet werden, die ihre Hände in die Hüfte stemmten und leere, ausdruckslose Blicke ins Nirgendwo warfen. Enttäuschung pur offenbarte sich. Erst nach einer guten Minute wurden die ersten Sätze geäußert. „Es fehlte die letzte Portion Glück“, oder „wir müssen nur das Tor machen.“ Was man halt nach einem 1:1 daheim gegen einen Aufsteiger so sagt.
Beide Seiten hatten auch allen Grund für ihre Gemütsverfassungen. Die Buchholzer durften enttäuscht sein, denn sie hatten schon viel in die Partie investiert und hätten eigentlich mit 3:1 oder 4:1 gewinnen müssen. Eine ganze Reihe hervorragender Torchancen blieben ungenutzt und dem Gegner schenkte man halbwegs den Ausgleich. Nicht zu verschweigen, dass die letzte halbe Stunde auch noch in Überzahl absolviert werden durfte. Die Bramfelder hingegen hatten gerade in der Defensive viel geackert, sie mussten in der letzten halben Stunde in Unterzahl Räume zustellen und verteidigten mit Mann und Maus und mehr. Ihnen war zudem bewusst, dass am heutigen Nachmittag die Glücksgöttin Fortuna durchaus im Gepäck des Aufsteigers mitgereist war.
Doch zu Anfang zeigte sich der Neuling von der Schokoladenseite. Der linke Flügel war enorm aktiv. Und neben ein, zwei verpassten Reingaben durfte die BSV-Offensive auch einen Lattentreffer von Dennis Witte (5.) verzeichnen. Nach zehn Minuten übernahmen allerdings die Platzherren das Kommando. Philip Mathies konnte zwei Mal sein Glück eigentlich nicht fassen, wie gut er von Arne Gillich in der zehnten und von Sören Titze in der 25. Minute freigespielt wurde. Beide Chancen ließ Mathies verstreichen. Buchholz diktierte das Tempo und überzeugte vor allem in spielerischer Hinsicht. Die Mischung zwischen Kombinationsfußball und langen Diagonalbällen stimmte und die Schwächen auf den Außenpositionen des Gastes wurden offensichtlich. Die Führung wurde dann auch über außen eingeleitet. Milaim Buzhala, stärkster Buchholzer an diesem Tag, setzte sich durch und bediente Gillich, der seine starke halbe Stunde mit dem 1:0 krönte. Es wäre wohl in Richtung Schützenfest gegangen, wenn Marian Grühn drei Minuten später die Kopfballablage von Alexander Gege aus wenigen Metern verwertet hätte, doch schauen sie nochmals auf das Ergebnis, er schaffte es nicht. Im Gefühl der sicheren Führung schalteten die 08er einen Gang zurück. Aber irgendetwas stimmt noch nicht richtig mit dem Getriebe der Niedersachsen. Nach einer langen Freistoßflanke bekam die TSV-Abwehr das Spielgerät nicht aus dem Strafraum, Christoph Gehr ließ sich nicht mehrmals auf die günstige Gelegenheit hinweisen und egalisierte aus heiterem Himmel.
Die Buchholzer brauchten eine gute halbe Stunde, um sich von diesem Ausgleich zu erholen. Nur gut, dass sie davon eine Viertelstunde während der Pause in der Kabine verbringen durften. Sie zogen das Tempo wieder an und die Nöte für die Gäste wurden wieder größer. Der Kopfball von Alexander Gege konnte noch von der Linie gekratzt werden (59.). Der Druck wurde von Minute zu Minute spürbarer, die Bramfelder zogen sich mehr und mehr zurück. Bedanken durften sich die Bramfelder auch bei Mirko Schulz, der seine Nerven im zweiten Durchgang nicht mehr im Griff hatte. Bei einer Auseinandersetzung mit Gege trat er leicht nach, was von niemandem des Schiedsrichtergespanns bemerkt wurde. Wenig später lief er nach einem eigenen Foul in die eigene Hälfte zurück, kam mit Sören Titze ins Gespräch und griff ihm dann in die untere Magengegend. Was vermutete er da, mag man sich fragen. Zumindest eine Rote Karte fand er daraufhin, vorgehalten von Murat Yilmaz, seines Zeichens Schiedsrichter der Partie.
Wie die letzte halbe Stunde ablief, kann man sich nun ganz gut vorstellen. Buchholz schnürte den Gegner ein, die spielerischen Mittel fehlten allerdings. Mit zunehmender Spielzeit wurden die Mittel ins Reich der Brechstange verschoben. Trotzdem oder gerade deswegen ergaben sich noch drei, vier sehr gute Möglichkeiten für die Nordheider, die allesamt mit dem Adjektiv „vergeben“ ausgezeichnet wurden. Gerade Buzhala machte auf der linken Seite soviel Alarm, dass die Bramfelder meistens nur noch mit nicht ganz legalen Mitteln sich behelfen konnten. In diesen Situationen hätte der Unparteiische den Angreifer mehr schützen müssen, wurde Buzhala doch mehrmals im wahrsten Sinne des Wortes umgemäht.
„Wie gesagt, der Punkt ist natürlich glücklich. Aber generell haben wir uns hier in Buchholz vernünftig präsentiert. Hinten standen wir gut und zu Anfang waren wir auch gefährlich. Aber ganz klar, Buchholz ist schon stärker“, wusste Noffz treffend zu analysieren. „Die fünf Punkte, die wir haben, kann uns keiner mehr nehmen. Bei diesem Auftaktprogramm ist das schon eine Leistung“, freute er sich des weiteren über den gelungenen Saisonauftakt. Die Miene von Trainer Thomas Titze hingegen passte sich denen seiner Schützlinge an. „Wir dürfen einfach nicht dieses Gegentor bekommen. Uns passieren noch zu viele Fehler, die uns letztes Jahr nicht passiert sind. Und wir müssen eine der weiteren zahlreichen Chancen nutzen“, seufzte Titze auf der verwaisten Trainerbank, auf der er nach dem Schlusspfiff gerne Platz nimmt, um kurz seine Ruhe zu haben. Immer wieder kam er auf das Gegentor zu sprechen. „Die Zuordnung stimmte nicht.“ Er wird es seinen Spielern bestimmt auch nochmals erklären.
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