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05.09.2010
Sankt Pauli II "erniedrigt" Buchholz von Henrik Diekert




FC St. Pauli II – TSV Buchholz 08 6:1 (4:0)

FC St. Pauli II: Springer – Krause, Wacker, Eybächer, Kalla – Meyer (52. Toksöz), Daube – Kruse, Filipovic – Alassani (60. Becken) – Pichinot (72. Kurczynski)
TSV Buchholz 08: H. Titze – Kettner, Bowmann (46. Niefert), Gege, Grühn – Buzhala (52. Tocha), S. Titze, Prielipp, Suyer – Gillich, Mathies (70. Sahin)
Tore: 1:0 Filipovic (18.), 2:0 Alassani (25.), 3:0 Filipovic (26.), 4:0 Alassani (30.), 5:0 Pichinot (65.), 5:1 Tocha (67.), 6:1 Kurczynski (87.)
Schiedsrichter: Dennis Senning (Rothenfelde): Er pfiff eigentlich gut, hatte keine Probleme mit dem fairen Spiel. Was seine Assistenten aber gerade zu Beginn der Partie zusammenwedelten, war nicht Oberliga-tauglich.
Beste Spieler: Kalla, Filipovic, Alassani - Tocha
Zuschauer: 530

In der letzten Woche hatte Ex-England-Legionär Moritz Volz sein Hamburger Pflichtspiel-Debüt für Sankt Paulis zweite Mannschaft an den Bergedorfer Sander Tannen bestritten. Beim folgenden Heimspiel in der Länderspielpause stand wieder ein Profi auf dem Platz, den man nicht unbedingt bei den Amateuren erwartet: Max Kruse. Acht Jahre lang lernte der Reinbeker das Fußball spielen beim SC Vier- und Marschlande, sprang also nicht in unbekannte Materie, als er sich freiwillig für einen Einsatz gegen Buchholz meldete. „Ich hatte gegen Hoffenheim nur acht Minuten Einsatzzeit und wollte mal wieder 90 Minuten unter Wettkampfbedingungen spielen. Es war eine gute Einheit für mich, wir hatten von der ersten Minute an die Kontrolle und haben hochverdient gewonnen“, so der 22-Jährige.

Max Kruse sollte zwischen 14.00 Uhr und 14.30 Uhr am Sonntag-Mittag ein (kleiner) Teil von Thomas Titzes schlimmstem Alptraum sein.

Das Team von Jörn Großkopf ging mit einer Präsenz in dieses Spiel, das es den Zuschauern die sich trotz des Legenden-Spiels am Millerntor auf den Unionssportplatz verirrt hatten, glatt die Schuhe auszog. Jeder Zweikampf wurde angenommen, beinahe alle gewonnen. Wie eine Welle walzte die Braun-Weiße Offensive über die Buchholzer Abwehr hinweg, und hinterließ ein Jammertal der Verwüstung. Nur dem Linienrichter war es zu verdanken, dass Sankt Pauli nicht schon in der zehnten oder elften Minute in Führung ging, da er zwei Mal fälschlicherweise Abseits gewunken hatte. Nach einer viertel Stunde vergab Nils Pichinot dann die erste ganz dicke Möglichkeit, als er stehend drei Gegner aussteigen ließ um dann knapp neben das Tor zu schießen.

Ein Warnschuss, den in der Nordheide niemand hörte. 18. Minute: Petar Filipovic ersprintet das Leder gegen Lukas Kettner und zieht direkt ab, 1:0. 25. Minute: Dennis Daube bedient Max Kruse, der den Ball von der Grundlinie neben dem Pfosten kratzt und vor das Tor bringt, wo Fousseni Alassani das 2:0 erzielt. 26. Minute: Wieder langer Ball auf Filipovic, wieder großartige Schusstechnik, wieder klingelt es. 3:0. 30. Minute: Schöne Kombination zwischen Marlon Krause und Kruse, der legt den Bal zu Alassani an die 16-Meter-Linie zurück, von wo aus der beste Mann auf dem Platz sein zweites Tor erzielt. 4:0 nach einer unvergesslichen halben Stunde.

„Ich bin seit 1992 Trainer und habe noch nie eine solche halbe Stunde erlebt. Wir haben nicht einen Zweikampf gewonnen, es war erniedrigend“, stellte Buchholz´ untröstlicher Trainer später auf der Pressekonferenz fest.

In der 36. Minute hatte Hakan Suyer die einzige Möglichkeit für die Gäste vergeben, als er links am Kasten vorbei schoss.

Im zweiten Durchgang passierte bis zur 60. Minute nicht viel, doch dann wurde es mindestens so laut wie bei den Toren in Halbzeit eins. Alassani verließ den Platz unter Standing Ovations. Der Junge macht nicht nur seinen Coach stolz, sondern ist sicher die Überraschung der bisherigen Saison. 19 Jahre jung, bester Mann beim Spitzenspiel in Bergedorf letzte Woche. Aber wie er jeden Buchholzer alt aussehen ließ, in Sachen Tempo und Technik unerreichbar war für alle anderen auf dem Platz, das lässt schon erste Gedanken an eine Profi-Laufbahn zu. Abgesehen davon hatte die ehemalige Bergedorfer Jung-Elster aus Togo ja auch noch zwei Tore erzielt. In seinem sechsten Herrenspiel wohlgemerkt.

Das Spiel war natürlich gelaufen, trotzdem ging es einigermaßen munter weiter. Henrik Titze eilte aus seinem Tor um den Ball knapp außerhalb des Strafraums weg zu köpfen, doch Pichinot köpfte kurzerhand über den Keeper zurück ins Tor. 5:0. Im direkten Gegenzug erzielte Karol Tocha, der einzige Buchholzer mit Normalform, den Ehrentreffer. Der dürfte die Stimmung in der Buchholzer Kabine nicht wesentlich verbessert haben, zumal Kristof Kurczynski kurz vor Schluss von Kalla bedient wurde und frei auf das Tor zulaufend zum 6:1 einlupfte.

„Die erste Halbzeit hat mir richtig Spaß gemacht, die Jungs haben alles super übernommen. Ein hochverdienter Sieg“, freute sich Jörn Großkopf später und Manager Hermann Klauck gab das längst bekannte Saisonziel der Reserve noch einmal aus: „Das Ziel ist der Aufstieg, als Unterbau eines Bundesligisten wollen wir in der höchsten Amateur-Liga spielen.“

Wenn es am nächsten Sonnabend in Rugenbergen zum nächsten Spitzenspiel kommt, dürfte Max Kruse bereits in Köln dem Sonntagsspiel gegen Podolski und Co. entgegen fiebern. Gegen Gillich und Co. hatte er seine Sache gut gemacht, Jörn Großkopf ist trotzdem sicher, dass seine Spieler sich auch ohne Profi-Unterstützung vor niemandem in der Oberliga verstecken müssten: „Stani rief heute Morgen an und fragte, ob Max spielen kann. Das geht zu Lasten von Spielern wie Becken oder Toksöz, aber damit müssen die Jungs umgehen können, auch wenn es schwierig ist. Sie wissen vor der Saison, wie das läuft.“




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