Das Niendorfer Stadionmagazin war heute ganz in Schwarz gehalten, dazu ein Foto von Carrel Segner und der Text: „Wir sagen Danke, Calle!“. Für den Ex-Coach, der im schwarzen Hemd (!) unter den Zuschauern weilte, ein bisschen zuviel des Guten: „Das sieht ja aus, als ob einer gestorben wäre“. „Gestorben“ wären im Laufe der Partie dann wohl fast die AFC-Anhänger, nämlich vor Langeweile. Altona präsentierte sich in erschreckend schwacher Verfassung, kam im gesamten Spiel nur zu ganz wenigen Torraumszenen, von echten Chancen ganz zu schweigen. Ein glühender AFC-Anhänger brachte es zur Halbzeit auf den Punkt: Auf die Frage, ob er immer noch wie früher ALLE Spiele seines Klubs anschaue, antwortete er: „Nee, eher nur noch selten. Und wenn Du Dir die erste Halbzeit anguckst, weißt Du auch, warum...“
Die Höhepunkte sind schnell berichtet: Niendorf zeigte sich deutlich engagierter, „man hat heute gesehen, dass wir etwas gutmachen wollten“ meinte Mike Griesch hinterher. Die „Schuldgefühle“ an der Trennung von Segner dienten also als Motivation. Insbesondere Markus Schwoy, sonst immer mit den Trikotärmeln ganz runtergezogen an den Fingern umklammert rumlaufend, krempelte heute selbige mal hoch und sorgte zusammen mit Davide Pedroso-Bussu für viel Belebung in der Niendorfer Offensive. Doch Tore waren den immerhin 400 Fans vorerst nicht vergönnt. Mümin Mus (10.) und Ole Natusch (25.) hatten jeweils die „beste“ Gelegenheit für ihr Team in einem Spiel, das man weitläufig wohl als „Sommerkick“ bezeichnen würde (auf den Rängen war auch das Wort „Grottenkick“ zu vernehmen). Immerhin: Das Bemühen war dem NTSV nicht abzusprechen. In der jetzigen Situation konnte man von den Hausherren auch kaum einen begeisternden Sturmlauf erwarten.
Die zweite Hälfte begann vielversprechend. Schwoy flankte butterweich auf Natusch und der „Kolben“ hämmerte das Leder mit einer satten Volleyabnahme Richtung Olli Hinz, der mit sehenswerter Parade zur Ecke klärte (52.). Als sich Pedroso-Bussu wenig später schön über den rechten Flügel durchsetzte und den Ball scharf nach innen zog, brauchte Schwoy aus einem Meter Entfernung nur noch den Fuß reinzuhalten und blieb vor lauter Glück ein paar Sekunden im Tornetz „hängen“ (59.), bis ihn die jubelnden Mitspieler „an Land zogen“. Nur Sekunden später wäre fast ein Doppelschlag daraus geworden, doch Sebastian Semtner’s Schuss wurde noch leicht abgefälscht und strich knapp über die Latte. Thomas Seeliger hatte nun genug gesehen und wechselte innerhalb weniger Minuten dreimal aus, nahm mit Clausen, Bergmann und Ansorge fast die gesamte Abwehr runter, um mehr Druck zu entfachen. Immerhin ein genialer Gedanke entsprang dann dem ansonsten schwachem Jaques Rodrigues de Oliveira: Seine Ecke köpfte Tobias Leuthold zum schmeichelhaften Ausgleich in die Maschen (79.).
Stimmen:
Thomas Seeliger (Trainer Altona 93): Das war kein wirklich schönes Spiel. Wir hatten ein bisschen Glück, dass wir nicht noch das 0:2 kassiert haben und müssen mit dem Ergebnis zufrieden sein. Zu Beginn der Partie haben wir noch ganz gut mitgehalten, aber nach 25 Minuten haben wir nicht clever genug den Ball in die Spitze gespielt. Durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Tibor Nadj und Abdou Sall ist unsere Personaldecke im Moment nicht sehr groß.
Ingo Glashoff (Interims-Trainer Niendorfer TSV): Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorher vorgenommen hatten: Nämlich die Räume gut zuzustellen und einen Korridor zu bilden. Ich bin sehr zufrieden mit der Truppe, die Laufbereitschaft war da und die Einstellung stimmte. Wir sind auf einem guten Weg und man wird sehen, wie es jetzt in der Trainerfrage weitergeht.
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