Diese Blankeneser. Da gibt der Trainer durchaus ambitionierte Ziele aus, möchte mittelfristig ganz oben mitspielen. Und dann holen seine Schützlinge gerade drei Pünktchen aus den ersten fünf Partien der neuen Saison. Ausgerechnet bei Oberliga-Absteiger Uetersen gewann man am vierten Spieltag mit 1:0. „Die Favoriten haben wir abgehakt, jetzt kommen die Gegner auf Augenhöhe“, gab Manager Peter Plocharska am Rande des Spiels bei HEBC dann auch die Marschrichtung für die kommenden Partien vor, und die SVB stapfte zumindest mal in die richtige Richtung los.
Der Tabellennachbar hatte auf heimischem Geläuf nichts entgegenzusetzen, kaum einer der Kiebitze von den Balkons rund um den Reinmüller-Sportplatz, blieb bis zum Ende des Sonntag-Morgen-Kaffees sitzen und sah sich das Elend in Halbzeit eins komplett an. Schon in der dritten Minute hätten die Gäste in Führung gehen können, doch Pascal Gertschat schoss knapp am Tor vorbei.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Gertschat dribbelte fast ungestört in den Strafraum und passte auf Rene Böhling, der legte auf Harry Kühl ab, von dessen Fuß der Ball ins Netz getreten wurde (9.). Nur sechs Minuten später war es wieder Böhling der den letzten Pass zu Rupscheit spielte. Das Mittelfeld-Talent zog aus 16 Metern ab und traf die Gastgeber ins Veilchenblaue Herz. 0:2.
Blankenese blieb weiter am Drücker, aus den wenigen Entlastungsangriffen konnte HEBC kein Kapital schlagen. In der 27. Minute schlug Gertschat einen Freistoß von links in den Strafraum. Durch das Gewühle hindurch landete der Ball auf dem Kopf von Marcel Kruse, der zum 3:0 einnickte.
Nach 32 Minuten die erste echte Torchance für die Hausherren: Cem Müller probiert es mit einem Heber aus 18 Metern, aber Claus Hencke bugsiert den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen über die Latte. Zuvor hatte sich Pit Reimers, Jugend-Trainer des HSV und Blankeneses Dirigent in der Innenverteidigung, verschätzt.
Kurze Zeit später konterte die SVB über Frithjof Peters, der Gertschat das vierte Tor auflegte.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs spielten die Nerven auf beiden Seiten verrückt, was vielleicht auch der Übermüdung bei einem 10.45 Uhr-Spiel geschuldet war. Nach einem Foul von Thorsten Wolgast am Rene Böhling, das nur zu Stande kam, weil der Schiedsrichter-Assistent nicht schnell genug auf Abseits entschied, änderte sich das Gesicht der bis dahin fairen Partie. Im Gerangel zwischen Wolgast, Böhling und HEBC-Torhüter Sven Wolgast, der seinen Bruder um ein Haar auch mit den Fäusten verteidigt hätte, schubste der Blankeneser den Verteidiger Wolgast im Brustraum. Der fiel unglaublich theatralisch, was der Schiedsrichter mit einer roten Karte für Böhling belohnte. Da der SVB-Stürmer beim Verlassen des Platzes noch die Eckfahne weg schleuderte, dürfte die Zahlung in die Mannschaftskasse sein kleinstes Problem sein. Nur drei Minuten später folgte Thorsten Wolgast Böhling unter die Dusche, nach dem er Marcel Plewka als letzter Mann umgegrätscht hatte. Einhellige Meinung auf beiden Trainerbänken: Kein Foul, der Verteidiger spielt den Ball.
Danach wartete man auf den nächsten Platzverweis, aber obwohl es nach beinahe jedem Pfiff zu kleinen Rudelbildungen kam, durften sämtliche Akteure das Spiel beenden. Und HEBC hatte in der Schlussviertelstunde sogar noch die Möglichkeiten, um Schadensbegrenzung zu betreiben: In der 78. Minute trifft Jannik Gramsch nur den Pfosten, eine Minute später ist Hencke für Antonio Avarello unüberwindbar. Auch in der 82. Minute bleibt der klasse Keeper Sieger gegen den Italiener, in der Nachspielzeit köpft Athanasios Ryziotis noch einmal vorbei. Dann war Schluss.
Stimmen: Tom Woltemath (HEBC): Eine verdiente Niederlage, nach enttäuschender Leistung. Blankenese war wacher während 80 Prozent meiner Spieler unter ihrer Normalform geblieben sind.
Oliver Fritsch (SV Blankenese): Ich bin mit beiden Halbzeiten sehr zufrieden, erst gegen Ende der Partie wurden wir ein bisschen nachlässig. Beide rote Karten würde ich eher nicht geben, für Böhling hätte Gelb gereicht, der Platzverweis für den Gegner war kein Foul.
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