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27.09.2010
Rückblick: Schleichwerbung erlaubt – An der Hoheluft wurde ganz ungeniert Werbung für den Amateurfußball gemacht von Andreas Killat





Unser Redakteur Mirko Schneider und Amateur-Fußball-Experte Behrend Schulz brachten die Stimmung am Freitagabend auf den Punkt: „Besser kann es nicht werden, die restlichen Spiele sollten abgesagt werden“, war da zu lesen ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=4178) – voll des Lobes über die historische Spitzenpartie, die ihren Namen alle Ehre machte. Der SC Victoria und FC St. Pauli II lieferten sich einen offen Schlagabtausch, wie ihn die Politik zuletzt zwischen SPD-Legende Herbert Wehner und dessen „Erzfeind“ Franz-Josef Strauß (CSU) im Bundestag erlebt hat. Apropos Politik: 5 Euro mehr für Hartz-IV-Empfänger empfindet Arbeitsministerin Ursula von der Leyen als „sehr gerecht“. Die vom Verbandsgericht ausgesprochene Strafe in Höhe von 75 Euro für Bert Ehm’s Schubser gegen Palomas Sven Drews hingegen sorgte in der Hamburger Amateurszene für gehörige Aufregung: „Ich hätte mal erleben wollen, was los gewesen wäre, wenn ich das mit einem seiner Spieler gemacht hätte“ zitieren wir einen Trainerkollegen, der namentlich nicht genannt werden möchte. Doch da Ehm trotz seiner allgemein bekannten (verbalen) Eskapaden an der Seitenlinie bisher nicht mit den Richtern in Berührung trat, kam er nochmal um eine Sperre herum. Keine Gnade dagegen ließ sein Gegenüber Jörn Großkopf walten: „Krümel“ wollte die ganze Torte, und nicht nur ein Stückchen. In einer Wahnsinns-Partie lagen die Kiez-Kicker nach dreimaliger Führung auf einmal mit 3:4 hinten, bis Geburtstagskind Jasmin Bajramovic (wurde am Abend vor dem Spiel 30 Jahre alt) mit einem „Reflex“ der Begegnung die letzte und entscheidende Wende gab. „Das war Werbung für den Amateurfußball“ (Ehm) und „Ich bin sprachlos“ (Großkopf) hätten auch Zitate von den anwesenden Zuschauern sein können, bevor sich beide Übungsleiter darauf verständigten: „Ihr (SCV) gewinnt den DFB-Pokal und wir (FCP) werden Meister“. In der hektischen Schlussphase verteilte Hamburgs kommender Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye) noch drei Rote Karten, doch Abwehrtalent David Eybächer (21), letzte Saison noch im Vicky-Dress und nun bei den Braun-Weißen, gab bei den Kollegen vom Sport-Mikrofon zu Protokoll: „Nach dem Spiel hatten wir uns alle wieder lieb!“.

Von soviel Enthusiasmus konnten die Zuschauer an der Brucknerstraße nur träumen. Der USC Paloma und SC Concordia trennten sich torlos 0:0, da weinte sogar der Himmel (und zwar durchgehend). Unbestätigt blieben die Gerüchte, dass Tauben-Coach Frank Hüllmann auf dem Polizeikommissariat 31 in Barmbek eine Suchanzeige aufgegeben hat, obwohl er in der zweiten Halbzeit seinen Sturm vermisste („Von den denen war gar nichts mehr zu sehen, unfassbar“). Für Daniel Sager war die Defensiv-Leistung nach dem 0:5-Debakel gegen Vicky eine Wohltat. Will er in seinem 7-Punkte-Plan bleiben (nach dem 0:5 gegen Bergedorf holte Cordi sieben Punkte; selbiges hatte Sager nun auch letzte Woche angekündigt), muss am Freitag unbedingt ein Sieg her.

Zu Gast wird in Hinschenfelde dann der Niendorfer TSV sein, der dem HSV Barmbek-Uhlenhorst mit 6:1 die zweithöchste Auswärtsklatsche der Saison bescherte (nach dem 1:5 in Bergedorf Mitte August). In der „Mopo“ ist heute allerdings zu lesen, dass Matchwinner Davide Pedroso-Bussu (steuerte drei Treffer bei), gegen seinen Ex-Klub eine Torpause einlegen will ("Gegen meinen Ex-Trainer Daniel Sager will ich kein Tor machen"). Davon war jedoch – sehr zum Leidwesen des Barmbeker Pöbels - auf Kunstrasen wenig zu sehen, Note 1 für ihn (und Markus Schwoy) vergibt das „SpoMi“. NTSV-Manager Carsten Wittiber ist jedenfalls über die Arbeit von Ingo Glashoff begeistert: "Unter ihm haben sich viele Spieler in unserem Kader gewaltig verbessert. Frank Saaba zum Beispiel hat so zugelegt, dass die Mitspieler schon denken, es wäre sein Bruder", verkündet er heute im Hamburger Abendblatt. Carrel Segner wird sich seinen Teil dabei denken, zehn Punkte aus vier Spielen nach seinem Rücktritt sind im Nachhinein betrachtet dann wohl jedenfalls die richtige Entscheidung. Der NTSV machte damit den größten Sprung in der Tabelle (von 9 auf 4). BU hingegen rutscht mit dieser derben Pleite nach drei Erfolgen in Serie wieder dichter an die Abstiegsränge ran. Manager Volker Brumm lässt in der Schickel-Kolumne vom Sport Mikrofon jedenfalls kein gutes Haar an der aktuellen Abstiegsregelung: „Vier Absteiger sind paradox und widersprechen dem Leistungsgedanken“. Auch wenn ihm bei diesen Worten angesichts der eigenen Lage möglicherweise das Hemd näher als die Hose ist, mag man sich kaum vorstellen, wenn ein Traditionsklub wie Cordi oder BU als Tabellenfünfzehnter in den sauren Apfel beißen muss und dafür andererseits der (sportlich schwache) Dritte der Landesliga aufsteigt (nämlich wenn Pauli II erwartungsgemäß in die Regionalliga geht).

Deftig waren auch die Worte von Elstern-Coach Manfred Nitschke nach dem 0:6 letzte Woche bei Germania Schnelsen: „Das war Scheiße im Quadrat", so seine ehrliche Analyse. Wiedergutmachung war also angesagt, und der FC Bergedorf 85 hielt beim 4:2-Erfolg gegen den SC Condor Wort und drehte damit das Ergebnis aus dem Vorjahr exakt um. Im Gegensatz zur Brucknerstraße wurde man an den Sander Tannen als Zuschauer nicht mal nass, denn Stadion-Sponsor Langnese-Eis stellte 50 (!) große Schirmständer auf die Stehränge. Eine nachahmenswerte Idee, wie wir finden. Weniger nachahmenswert hingegen der von Marcel Abshagen verschossene Elfmeter, der die Raubvögel um eine günstige Ausgangsposition für die zweite Halbzeit brachte. Man kann eben nicht in jedem Stadion an die Eckfahne pinkeln...

Nicht viel besser machte es Carsten Henning bei der Partie SV Curslack-Neuengamme gegen den Bramfelder SV. Genau wie „Absi“ scheiterte der Bramfelder vom Punkt aus, vergab dabei sogar auch noch den Nachschuss. Keeper Frederic Böse hatte zweimal großartig pariert. BILD-Journalist Andreas Zschorsch weiß auch, warum: Zu Gast in Curslack war nämlich Tennis-Profi Julian Reister (24), Nummer 112 der Weltrangliste. Der ist ein guter Kumpel von Böse und sorgte anscheinend für die besondere Motivation. Auch wenn es letztlich zwei verschenkte Punkte waren (Torsten Henke: „Wenn man so kurz vor Schluss mit 1:0 in Führung geht, muss man das auch mal über die Zeit bringen“), hat sich Curslack auf Platz 3 der Tabelle gehalten. Für die Noffz-Elf war es schon das fünfte Remis der Saison – und alle endeten 1:1! Christopher Skalnik: "Wir haben gezeigt, dass wir mit den Oberen mithalten können" – nun muss der BSV nur mal wieder gewinnen, seit dem 3:2-Erfolg in Meiendorf zum Saisonstart wartet der letztjährige Landesliga-Meister auf einen „Dreier“.

Mit-Aufsteiger SV Rugenbergen hat ebenfalls eine kleine Durststrecke zu überstehen, gegen Eintracht Norderstedt gab es nach grandiosem Saisonstart die dritte Niederlage in Folge. Doch Platz 11 würde man beim SVR am Saisonende garantiert mit Kusshand nehmen, die nächsten beiden Spiele gegen Schnelsen und Condor werden zeigen, wohin die Reise für die Palapies-Elf geht. In Norderstedt pustet man kräftig durch, denn auch wenn Torwart und Kapitän Marcel Kindler (28) im SpoMi-Interview meint: "Der vorletzte Tabellenplatz (vor dem Spiel in Rugenbergen) hat nichts über unsere Qualität ausgesagt", wäre es bei einer Pleite im „Derby“ garantiert vorbei gewesen, mit der allerorts beschriebenen Ruhe und Gelassenheit (wie im April Marco Krausz erfahren musste).

Alle anderen Begegnungen fielen dem sonntäglichen Dauerregen zum Opfer – und befolgten damit den eingangs genannten Rat von Behrend Schulz.

Heute Abend steigt die Spannung dann nochmal an, bei der Auslosung zur 4. Runde im Oddset-Pokal befinden sich noch 10 Oberligisten im Topf (SC Victoria, SV Rugenbergen, Eintracht Norderstedt, Niendorfer TSV, SC Concordia, FC Bergedorf 85, HSV Barmbek-Uhlenhorst, TSV Buchholz 08, Altona 93 und der Meiendorfer SV). Zusammen mit einigen Spitzenklubs aus der Landesliga (z.B. SCVM, Rahlstedt, Elmshorn oder V/W Billstedt) könnten sich bei den 16 Partien einige sehr interessante Paarungen ergeben. Wünschen wir Glücksfee Tanja Hell (spielt bei den Ü30-Damen von Altona) ein glückliches Händchen. Unser HAFO-Urgestein Peter Strahl stiftet übrigens wieder den bekannten „Minimax-Preis“: Das (unterklassige) Team, dass die größte Überraschung schafft, gewinnt 500 Euro.


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