10.10.2010 Sonne, Tore, Mädchen und Geschenke von Andreas Killat
Rahlstedter SC – SC Sperber 3:2 (3:1)
Rahlstedter SC: Tintin – Meyn (65. Weber), Schörle, Banasiak, Ünlü – Lukic, Tschichholz (60. Niedrig) – Doß (80. Toksöz), Wolf, Markic – Scholtan SC Sperber: Lund – Pornhagen, Reiher, Cvjetkovic (83. Schloo), Dau – Nendza, Grünert – Olde (87. Heydorn), Ekelund, Burhorst – Harms Tore: 1:0 Schörle (4.), 2:0 Lukic (17.), 3:0 Doß (37., FE), 3:1 Reiher (40.), 3:2 Olde (54.) Schiedsrichter: Jacqueline Herrmann (TuS Osdorf): Auch wenn beide Trainer viel meckerten: Die junge Dame (18 Jahre) zeigte eine ordentliche Leistung! Beide Teams machten es ihr in der zweiten Halbzeit mit viel Theatralik nicht leicht, umso höher sind ihre zu 95% richtigen Entscheidungen zu bewerten. Nur Simon Burhorst hätte (spätestens für sein absichtliches Handspiel in der Nachspielzeit) mit Gelb-Rot vom Platz gemusst. Beste Spieler: Lukic, Markic – Burhorst, Olde Zuschauer: 105
Im Sportpark Scharbeutzer Straße, dem „Tor zum Stormaner Land“, wie es im netten Vereinslied: „Was wäre Hamburg ohne Rahlstedt“ heißt, wurde den Fans heute ordentlich Unterhaltung geboten. Schon vor dem Spiel unkte Sperber-Coach Knut Aßmann: „Es ist im Moment zu einfach, gegen uns Tore zu erzielen. Die blöden und frühen Gegentore nerven“. Der Mann hat Fußballsachverstand! Denn wie schon in Börnsen lagen seine Männer schneller zurück, als ihm lieb sein konnte: Ex-Palomate Lukas Schörle nutzte einen Patzer von Bastian Nendza, der den Ball im Fünfmeterraum nicht klären konnte, zur frühen Führung (4.) und Mark Lukic erhöhte mit einem Freistoß aus 40 Metern (kurz hinter der Mittellinie), der im Fünfmeterraum einmal aufsetzte und dann vom Innenpfosten ins Tor trudelte (Keeper Sven Lund machte dabei keine glückliche Figur) nach siebzehn Minuten gar zum 2:0.
Sperber leistete kaum Gegenwehr, so dass Aßmann an der Seitenlinie schimpfte: „Wir haben heute nur Mädchen auf dem Platz“, womit er möglicherweise auch auf die junge Schiedsrichterin anspielte. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff erwachten die Raubvögel, nach Freistoß von Lennart Ekelund verfehlte Steffen Harms mit dem Hinterkopf nur knapp (36.). Doch im direkten Gegenzug fiel die vermeintliche Vorentscheidung: Dejan Markic schickte Michael Scholtan auf die Reise, Tommy Reiher stand erst falsch und konnte dann dem Tempo nicht folgen und dann brachte Torhüter Lund den RSC-Angreifer regelwidrig zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelte Christopher Doß sicher zum 3:0 (37.). Es bahnte sich ein Debakel an, aber die Moral der Gäste war in Ordnung: Nur drei Minuten später köpfte Reiher als kleine Wiedergutmachung für seinen Stellungsfehler das 1:3 (40.) und nur 30 Sekunden danach hatte Simon Burhorst sogar die Riesenmöglichkeit zum Anschlusstreffer, doch Keeper Tufan Tintin reagierte glänzend.
Nach dem Seitenwechsel startete Scholtan nach Zuckerpass von Mehmet Ünlü einen weiteren Sololauf von der Mittellinie. Doch dieses Mal brauchte Lund kein Foul, um ihn zu stoppen, sondern hielt großartig (51.). RSC-Coach Matthias Nagel empfand dies hinterher als spielentscheidende Szene: „Wenn der reingeht, ist das Spiel gelaufen“. Stattdessen erzielte Benjamin Olde nach schöner Vorarbeit von Ekelund das 2:3 (54.) und nun kam Hektik ins Spiel. Beide Teams machten es der Schiedsrichterin nicht leicht, ließen sich immer wieder fallen, schauspielerten schwere Verletzungen vor und kommentierten jede Szene lautstark. Doch die angehende Bankkauffrau ließ sich nicht beirren und brachte die Partie souverän über die Bühne.
Torchancen gab es auf beiden Seiten noch reichlich: Scholtan’s Knaller rettete Burhorst auf der Linie (59.), Markic schlenzte das Leder mit dem Außenrist knapp am Winkel vorbei (74.), Nendza verpasste eine Ekelund-Ecke nur um Haaresbreite (76.) und Olde donnerte aus achtzehn Metern knapp drüber (77.). Die beiden größten Gelegenheiten zum Ausgleich hatte Sperber in den Schlussminuten, doch erst setzte Harms den Ball an den Pfosten (82.), dann versagten dem gerade erst eingewechselten Jan Schloo mit seinem ersten Ballkontakt freistehend die Nerven, als er aus zentraler Position an Tintin scheiterte (84.).
Stimmen:
Knut Aßmann (Trainer SC Sperber): Wer solche Weihnachtsgeschenke auf’m Sonntagmorgen verteilt wie wir, der muss sich nicht wundern, wenn man verliert. Die komplett neu aufgestellte Viererkette hatte einfach zu viele Patzer drin, gerade die erfahrenen Spieler wie Tommy Reiher haben enttäuscht. Da liegen Anspruch und Wirklichkeit manchmal etwas auseinander. Vorne im Sturm war auch nicht alles Gold, was glänzt. Steffen Harms war völlig abgemeldet und hat sich auch nicht gut bewegt. Die zweite Halbzeit war in Ordnung, allerdings nicht clever genug gespielt und die Chancen nicht genutzt. Jan Schloo hat eine 1000%ige! Aber das Glück, was wir in den letzten zwei, drei Spielen hatten, war heute eben nicht mehr da.
Matthias Nagel (Trainer Rahlstedter SC): Das hätte heute ein souveräner Sieg werden können, wenn wir das 3:0 besser verwaltet hätten bzw. Scholtan kurz nach der Pause das 4:1 macht. Aber so muss man am Ende froh über die drei Punkte sein und das bin ich auch! Wir wussten, dass Sperber viele lange Kerle hat. Bei den Standards waren sie uns deutlichst überlegen, da hätte zum Schluss hin auch noch das 3:3 fallen können. Aber wir freuen uns über den Sieg, damit bleiben wir oben dran und fahren entspannt nach Dassendorf.
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