10.10.2010 "Das war kein Klassenunterschied, es waren zwei Klassen" von
TSV Buchholz 08 – Meiendorfer SV 4:1 (3:0)
TSV Buchholz: H. Titze – Kettner, Bowmann, Gege, Grühn (31. Niefert) – Suyer (82. Lasseur), S. Titze, Prielipp, Buzhala – Gillich, Mathies (60. Rodrigues) Meiendorfer SV: Sävke – Sterczyk, Mankumbani, Anders, Güven (46. Okur) – Mellmann, Schumann, Gasde, Cetinkaya – Roschlaub, Sara Tore: 1:0 Grühn (4., Vorlage Gillich), 2:0 Gillich (27., Buzhala), 3:0 Gillich (45., Mathies), 4:0 Bowmann (58., Gillich), 4:1 Sara (87., Roschlaub) Schiedsrichter: Ehlert (Groß Flottbek), versuchte mit so wenigen Karten wie möglich davonzukommen. Das 2:0 war leicht abseitsverdächtig. Den leichten Schubser von Gege gegen Roschlaub im TSV-Strafraum ließ er ungeahndet (32.), vertretbar Beste Spieler: S. Titze, Prielipp, Gillich - keiner Zuschauer: 485
Ein 4:1 ist nicht sofort ein 4:1. Oder anders gesagt, es gibt unterschiedliche Arten, mit 1:4 zu verlieren. Es gibt zum Beispiel die Art, dass man lange das Spiel offen hält, Chancen zum Ausgleich hat, gleichwertig ist und erst durch zwei späte Konter die zu hohe Niederlage akzeptieren muss. Es gibt aber auch das 1:4, bei dem man völlig chancenlos ist, mit den vier Gegentoren noch gut bis sehr gut bedient ist und der eigene, späte Treffer die einzige Chance im gesamten Spiel darstellt. Die Meiendorfer erlebten ein 1:4 der zweiten Art.
Nils Roschlaub kam vom Spielfeld und hatte keine Lust zu reden. Worüber sollte er auch? Dass er im gesamten Spiel nicht ein einziges Mal auf das Tor schießen konnte bzw. durfte? Dass die Offensivbemühungen der Meiendorfer nicht die eines Oberligisten entsprachen? Dass die Meiendorfer dem Gegner hoffnungslos unterlegen waren? Dass momentan alles schief läuft, was bei einer Mannschaft schief laufen kann? Roschlaub hatte ganz Recht, als er angab, keine Lust auf ein Gespräch zu haben. Die Niederlage hatte eine demütigende Note, denn die Gäste ließen alles vermissen, was eine Elf vermissen lassen kann. Die Buchholzer hingegen zeigten sich von der barmherzigen Seite und stellten nach dem 4:0 von Alex Bowmann ihre Angriffe fast vollständig ein. „Es war heute kein Klassenunterschied, es waren zwei“, urteilte Lutz Göttling nach der Abreibung.
Die Geschichte dieser Partie ist schnell erzählt. Arne Gillich präsentierte sich in einer Form, die schon ein wenig unfair war. An allen vier Toren war er beteiligt. Schön aufgeteilt, zwei vorbereitet (eine Ecke, ein Freistoß) und zwei selber geschossen. Ansonsten lief er sich die Seele aus dem Leibe, hatte noch drei weitere Tore auf dem Fuß (36., 38., 88.) und bereitete noch einen Pfosten-Treffer von Bowmann vor (63.). Nach vier Minuten war die Begegnung quasi gelaufen. Gillichs Ecke köpfte Marian Grühn ein, sodass sich die Buchholzer in der Folgezeit in aller Ruhe anschauen konnten, was die Meiendorfer denn so anzubieten hatten. Sie schienen fast überrascht, wie wenig das an MSV-Angebot war. Das defensive Mittelfeld gewann nahezu jeden Zweikampf, unterband eine Unzahl von kläglichen Meiendorfer Vorstößen und trieb so das Konterspiel der Hausherren an. Die Außen Hakan Suyer und Milaim Buzhala nutzten die Räume, die die hoch stehende Viererkette des Kontrahenten offenbarte. Bezüglich der Klassenunterschied-Aussage muss Göttling an diesem Nachmittag Recht gegeben werden.
So entwickelte sich eine Begegnung, in der die eine Mannschaft vor Selbstvertrauen nur so strotzte und die andere froh war, wenn sie drei Pässe über jeweils zwei Meter hinbekam, was nicht so häufig funktionierte. Daher unterschieden sich die Statements der beiden Trainer nach dem Ende der Vorführung eindeutig. Titze lobte mit einem genüsslichem Grinsen ausgestattet seine Mannschaft, erklärte, dass es ihm sehr weh getan hatte, mit Markus Niefert einen sehr starken Innenverteidiger erstmal auf die Bank setzen zu müssen („Schwerste Entscheidung bisher in dieser Saison“) und freute sich auf die kommenden Auswärtsaufgaben, die die Namen Bergedorf und Altona tragen. Die Gegner Meiendorfs werden Rugenbergen und Wedel heißen. Normalerweise für den MSV leichte Aufgaben, aber in dieser Saison ist in Meiendorf nichts normal. Vorletzter sind sie und so agierte und reagierte die Mannschaft auch in der Nordheide. „Einige Spieler müssen sich fragen, ob sie wirklich alles dafür tun, um am Wochenende erfolgreich sein zu können. In Buchholz kann man verlieren, gerade wenn die so eine starke Form haben, aber heute haben wir uns ganz schlecht präsentiert. Es ist eine prekäre Situation“, so Göttling, der weiß, wie wichtig die beiden kommenden Duelle sind. „Wir müssen gegen Rugenbergen und Wedel gewinnen“, gibt Göttling die Marschroute aus, ohne das Wort „Endspiele“ in den Mund zu nehmen. Man muss jedoch keine große Phantasie haben, was passiert, wenn nicht mindestens vier Punkte eingefahren werden. „Wir können uns ja nicht alle toll finden, akzeptieren und respektieren, um dann in die Landesliga abzusteigen.“
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