31.10.2010 In aller Freundschaft: Raubvögel und Tauben harmonieren von Andreas Killat
präsentiert:
SC Condor – USC Paloma 1:1 (1:1)
SC Condor: Kleinschmidt – Carlson, Pawletta, Rohbaqsh, Grudzinski – Neumann, Werwath – Eren (65. Griese), Krohn (72. Niemann) – Abshagen, Flores USC Paloma: Pöhls – Savelsberg, Drews, Engl, Gottschalk – Schröder, Albrecht - Jovanovic, Kieckbusch – Frärks - Jelting Tore: 1:0 Werwath (33.), 1:1 Jelting (34.) Rote Karte: Kieckbusch (63., grobes Foulspiel) Schiedsrichter: Lennart Wicke (TSV Glinde): Schwarzer Tag für den Mann in Weiß Beste Spieler: Werwath, Neumann – Albrecht, Jelting Zuschauer: 140
Das Interview in der Stadionzeitung des SC Condor mit Co-Trainer Volker Ehlert ließ bereits die freundschaftliche Verbundenheit zwischen beiden Teams erkennen: „Ich bin mit dem USC sehr verbunden, dort habe ich als Aktiver meine erfolgreichste Zeit gehabt“, war dort zu lesen „und der Präsident ist mein Arbeitgeber und der Manager mein Arbeitskollege“. Und da auch Frank Hüllmann früher beim SC Condor aktiv war und zu Ehlerts engsten Freunden zählt, stand einer harmonischen Begegnung nichts mehr im Wege. Zumal sich bereits einen Tag vorher die Zweitvertretungen beider Vereine an der Brucknerstraße friedlich mit 3:3 getrennt hatten. Nils Hansen egalisierte dabei mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von nur fünf (!) Minuten (78. bis 83.) die 3:0-Führung der Tauben.
Die Gäste, seit acht Spielen sieglos (0-4-4), traten mit ihrem letzten Aufgebot an. Zuletzt erwischte es am Dienstagabend André Lohfeldt, der sich im Luftkampf mit Oststeinbeks Yasar Koca das Nasenbein brach. Hüllmann musste vier Mann aus der Bezirksliga-Reserve nominieren, um den Kader voll zu bekommen. Einer von ihnen war Sturmtank Christian Jelting, der seine Sache heute mehr als ordentlich machte, wie ihm auch sein Trainer hinterher bescheinigte: „Er hat sich gut präsentiert, aber wir wollen nicht durchdrehen“.
Auf dem tiefen Boden hatte Paloma zu Beginn deutlich mehr vom Spiel. Silko Frärks prüfte Sascha Kleinschmidt (13.) und Jelting rutschte nur knapp am Leder vorbei (18.). Erst nach zwanzig Minuten tauchten die Raubvögel erstmals vor dem Gehäuse von Tom Pöhls auf: Nach Freistoßflanke von Söhren Grudzinski köpfte Matthias Werwath direkt in die Arme von Pöhls (20.). Wenig später hatte Carlos Flores nach zu kurzer Rückgabe von Sven Drews aus sechzehn Metern die große Chance zur Führung, scheiterte aber ebenfalls am Keeper (27.), der nur deshalb wieder in die Mannschaft rutschte, „weil ich irgendwas verändern musste“, wie Hüllmann zu Protokoll gab und ergänzte: „Patrick Möller ist absolut kein Vorwurf zu machen. Aber da ich aufgrund unserer vielen Ausfälle auf dem Feld keine Alternativen hatte, musste ich eben im Tor umstellen“.
Doch nach gut einer halbe Stunde war auch Pöhls machtlos. Nach feinem Pass von Mehmet Eren startete Flores kurz hinter der Mittellinie durch, „zu 100% im Abseits“, wie Palomas Co-Trainer Ali Farhadi meinte, und bediente den mitgelaufenen Werwath, der den Ball ohne große Mühe unter die Latte nagelte (33.). Doch wie schon vor vier Wochen gegen Meiendorf hielt die Führung keine 60 Sekunden. Paloma erkämpfte sich im direkten Gegenzug eine Ecke, Marc Albrecht führte aus und Jelting wuchtete wie einst Horst Hrubesch das Leder mit dem Kopf ins Tor (34.). Kurz vor dem Seitenwechsel sah Marcel Gottschalk noch die Gebe Karte, weil er Marcel Abshagen sehr unsanft von den (kurzen) Beinen holte. Früher bearbeitete „Gottschi“ übrigens mit Vorliebe Markus Schwoy, doch da der nach Niendorf wechselte, musste nun eben wohl ein neues „Opfer“ her...
In der zweiten Halbzeit verflachte die Partie deutlich. Die erste „Chance“ hatten wieder die Gäste, als Jelting nach Flanke von Gottschalk Kleinschmidt in die Arme köpfte (62.). Danach hatte Schiri Wicke seinen großen Auftritt, als er Thiemo Kieckbusch auf Höhe der Mittellinie für ein hartes, aber nicht brutal unfaires Foul an „Max“ Eren sofort glatt Rot zeigte (63.). „Ich habe vorher zu 100% den Ball gespielt“, war sich Kieckbusch keiner Schuld bewusst und auch sein Trainer fand die Karte „völlig albern“ (siehe Trainerstimmen). Von da an spielten die Tauben jedenfalls – verständlicherweise - nur noch auf Zeit, während die Hausherren es zu keinem Zeitpunkt verstanden, die numerische Überlegenheit gewinnbringend um- oder einzusetzen. „Ohne Laufbereitschaft geht es eben nicht“, brachte es Meik Ehlert hinterher auf den Punkt, sein Team wollte im Schongang drei Punkte erspielen. Doch das klappte nicht. Im Gegenteil: Hätte Jelting nach schöner Flanke von Nemanja Jovanovic gegen (statt in) die Laufrichtung von Kleinschmidt geköpft (82.), es wäre sogar ein Sieg für die gebeutelten Grantspezialisten drin gewesen! So aber blieb es am Ende beim Remis und Ehlert meinte: „Wir wissen, wo wir hingehören. Drei Siege in Folge haben uns gut getan, aber wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Der Punkt ist OK“.
Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 33 Spiele: 11 Siege, 12 Remis, 10 Niederlagen, 47:46 Tore
Stimmen:
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): Mit dem 1:1 sind wir zufrieden. Wir haben taktisch ganz vernünftig gespielt und nicht viele Torszenen zugelassen, das hat im Moment Priorität. Das Gegentor fiel aus dem Nichts, da haben wir uns dämlich auskontern lassen. Aber meines Erachtens klares Abseits. Am Besten hat mir gefallen, dass wir uns nach dieser völlig albernen Roten Karte mannschaftlich absolut geschlossen gezeigt haben. Darum sind wir mit dem Unentschieden hochzufrieden. Wir sammeln Pünktchen für Pünktchen. Manche Trainer sagen, sie wollen immer gewinnen. Das will ich auch. Aber ich will vor allem nicht verlieren.
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Mit dem Punkt können wir zwar leben, aber zufrieden bin ich nicht. Wir hatten uns viel mehr vorgenommen. Meine Mannschaft hat heute trotz drei Siegen in Serie jegliches Selbstvertrauen vermissen lassen. Paloma hat das sehr clever gespielt. Am meisten hat mich enttäuscht, dass wir in dreißig Minuten Überzahl nicht eine Torchance hatten. Das war deutlich zu wenig. Sehr ärgerlich ist, dass wir – wie schon gegen Meiendorf – direkt nach dem Führungstreffer den Ausgleich kassieren. Anscheinend freut sich meine Mannschaft da immer zu doll. Wenn man ehrlich ist, haben wir am Ende sogar noch Glück gehabt, denn Paloma hatte noch eine Riesen-Kopfballchance.
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