So mancher unter den über 400 Anwesenden (die gefühlte Zuschauerzahl lag eher um die 300) rieb sich in den Anfangsminuten verwundert die Augen. Denn nicht die hochfavorisierten Gäste bestimmten zunächst die Begegnung sondern der Tabellenvorletzte. Dabei setzte Trainer Michael Fischer keinesfalls auf eine massive Verteidigung, sondern hatte mit Ugur Alavanda, Martin Protzek und Tugay Bayram gleich drei Offensivkräfte aufgeboten die mit aggressivem Pressing den Spielaufbau von Altona erfolgreich unterbinden konnten. Oliver Hinz musste so - bedingt durch zahlreiche erzwungene Rückpässe - öfter als einmal seine fussballerischen Fähigkeiten demonstrieren. Und auch seine Handarbeit war gefragt. Bei Hayrans genau plazierten Freistoß hätten seine oberen Gliedmaßen allerdings ruhig aus dem Spiel bleiben dürfen - es war "indirekt" angezeigt worden. Die Tat gegen Protzek, der nach schöner Kombination völlig frei vor dem Keeper auftauchte verdiente dagegen wirklich das Prädikat "Glanzparade" (21.).
Wie man eine solche Situation als Angreifer besser löst demonstrierte kurz darauf auf der anderen Seite Uwe Sokolowski. Bis zu diesem Zeitpunkt war bei der mit drei Neuzugängen angetretenen Prohn-Elf nicht viel zusammengelaufen. Eben einer dieser neuen war es der mit seiner feinen Vorarbeit dafür sorgte das der Spielverlauf fast ein bischen auf den Kopf gestellt wurde. Tiago Texeira, in der Winterpause vom SC Concordia zum AFC gewechselt ließ auf der linken Seite zwei Gegenspieler aussteigen und bediente mit einem präzisen Pass Sokolowski. Gegen dessen überlegten Schlenzer war Sven Thiele chancenlos. Und Wedel blieb kaum Zeit diesen Rückschlag zu verarbeiten. Eine langgezogene Flanke von Texeira erreichte am langen Pfosten Arkadius Trochowski. Der leitete weiter in die Mitte wo mit Jürgen Tunjic ein weiterer Neuzugang lauerte und nur noch abzustauben brauchte. Oder wie es Michael Fischer nachher beschrieb: "bopp-bopp-bopp-drin". Und als Thiele bei einer Ecke danebengriff (sein einziger Fehler) stand Trochowski bereit um den Ball auf kurzer Entfernung über die Linie zu befördern. Dazwischen hatte noch Mijo Celebic bei einem mißglückten Abwehrversuch die Querlatte des eigenen Tores getroffen (40.). Das 0:3 zur Pause war gemessen an den Spielanteilen eindeutig zu hoch ausgefallen. Die Wedeler konnten einem fast leid tun, waren doch ihre wenigen Fehler brutal bestraft worden.
Damit war natürlich mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Selbst als Protzek mit einem zweifelhaften Foulelfmeter verkürzen konnte kam nur wenig Hoffnung bei den Platzherren auf. Zumal Reinhard Wagler bald darauf einen Kopfball von Tobias Weber in den eigenen Kasten ablenkte und somit der alte Abstand wieder hergestellt war. Wedel war zwar bemüht sich ordentlich aus der Affaire zu ziehen, es wurde aber deutlich das gegen die Spitzenmannschaften einfach die spielerischen Mittel fehlen um zu bestehen. Altona schaukelte die Begegnung ohne zu glänzen über die Runden. Schließlich konnte sich auch der überragende Teixera noch in die Torschützenliste eintragen, der - sollte er diese Form konservieren - eine echte Verstärkung für die Schwarz-weiß-roten darstellen wird. Den Schlußpunkt setzte Soklowski als er einen von Ralf Palapies an Marius Jendrzej verwirkten Foulelfmeter verwandelte. Dieser Elfmeter war allerdings mindestens ebenso umstritten wie der erste.
Stimmen:
Michael Fischer (Trainer TSV Wedel ): Wir haben 30 Minuten lang für unsere Verhältnisse sehr gut gespielt und hätten ein bis zwei Tore machen müssen. Dann bekommen wir nach individuellen Fehlern in kurzem Abstand drei Gegentore. In der zweiten Halbzeit wollten wir uns dann noch vernünftig verkaufen und ich denke dies ist trotz der sechs Gegentore einigermaßen gelungen. Wir müssen einfach nach vorn schauen. Letztlich haben wir gegen eine Mannschaft verloren, die klar besser ist als wir. Es kommen jetzt Spiele wo wir uns eher mit dem Gegner messen können als mit Altona
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): Ich denke, das wie die Aufgabe hier gut gelöst haben. Wir haben uns zwar schwer getan ins Spiel zu finden, aber später haben wir die Oberhand bekommen und auch die gebotenen Chancen gut genutzt. Erfreulich war, das sich die neuen Spieler so gut in die Mannschaft eingefügt haben.
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