26.11.2010 Sieger geht, Sager bleibt von Mirko Schneider
präsentiert:
SC Concordia – Germania Schnelsen 0:2 (0:1)
SC Concordia: Dudek – Kantekin, Otto, Stepat, Paulsen – Franz, Ngole, Kappler, Jernane (46. Thiesen) – Asante-Sefa, Bambur Germania Schnelsen Grubba – Aktan, Rottstedt, Reimers, Schnoor – Kamalow, Nadler – Kaladic, Steinhöfel (64. Thiessen) – J. Tunjic (87. Özbek), Westbrock (54. M. Tunjic) Tore: 0:1 J. Tunjic (30., Vorarbeit Steinhöfel), 0:2 M. Tunjic (81., Kamalow) Rote Karte: Kaladic (78., Schnelsen, Notbremse) Besonderes Vorkommnis: Grubba (Schnelsen) pariert Foulelfmeter von Paulsen (79.). Schiedsrichter: Martin (TSG Nordholz) – korrekter Elfmeter, korrekter Platzverweis und auch sonst meist sicher. Gute Leistung. Beste Spieler: Dudek – J. Tunjic, Kamalow, Kaladic Zuschauer: 50
„Das war heute mein letztes Spiel als Trainer von Germania Schnelsen. Ich bin einfach ausgebrannt und kann nicht mehr. Und das ist schon länger der Fall. Jens Paeslack wird mein Amt übernehmen. Mich hat aber keiner gedrängt. Ich habe das ganz alleine entschieden und denke, der heutige Zeitpunkt passt gut“, sagte Schnelsens Heino Stemmann. „Er hätte bei uns Trainer bleiben können, so lange er wollte. Er bleibt uns aber als Obmann erhalten“, ergänzte der Sportliche Leiter Holger Spethmann. Und die Worte wirkten. Bis auf wenige Eingeweihte schauten die Journalisten und sogar Cordis Verantwortliche einigermaßen verdattert aus der Wäsche. Eingerichtet hatte sich die Runde auf der Pressekonferenz, erst Recht nach dem erschütternden 0:2 der leblosen Concorden gegen ihre Gäste vom Riekbornweg, auf eine Diskussion um das Trainerschicksal von Daniel Sager. Doch justament als der Frage- und Antwortkampf beginnen sollte, trat Stemmann zurück.
So sattelten alle Beteiligten um und widmeten sich erst den siegreichen Gästen (wobei sie unter anderem erfuhren, dass es „keinen spielenden Co-Trainer Stefan Schnoor geben wird“, wie Paeslack anfügte) – um sich dann wieder mit der Trainerfrage bei Cordi zu beschäftigen. Zuvor hatte die Mannschaft der Gastgeber eine erneute Vorlage dafür geliefert. „Besonders die erste Halbzeit war erschreckend. Zum Abstiegskampf gehört auch Beißen, Kratzen und Spucken. Und Zweikämpfe gewinnen, wobei wir kaum in die Zweikämpfe gegangen sind“, analysierte Sager – und lag richtig.
Von Beginn an übernahmen die Schnelsener die Initiative im Sportpark Hinschenfelde. Ein tief stehendes Cordi bot öfter nur „Begleitschutz“ für die meist über Raffael Kamalow organisierten Angriffe. Bedingungsloser Kampf, leidenschaftliches Aufbäumen – es sieht anders aus. Dazu unterliefen den Concorden im Aufbau Abspielfehler schon am eigenen Sechzehner, die sich selbst mit dem schneebedeckten Boden kaum erklären ließen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Schnelsen, nicht gerade ein Auswärtsgigant der Oberliga Hamburg, in Führung ging. Nach drei zuvor vergebenen Chancen erkämpfte sich der starke Kaladic rechts den Ball, spielte in die Mitte zu Nadler – und dann wurde es peinlich für Cordi. Dreißig Meter vor dem Tor wurde Nadler schlicht gar nicht angegriffen. Mit genügend Zeit ausgestattet spielte er ans linke Sechzehnereck zu Kai Steinhöfel. Der bekam mindestens genauso viel Zeit und Raum, schoss den Ball an Dudek vorbei Richtung langes Eck und Jürgen Tunjic grätschte das Ding aus abseitsverdächtiger Position ins Netz. Cordi schlug immerhin durch eine Chance von Ndame Ngole zurück (39.), der aus fünf Metern das Außennetz traf.
Nach dem Wechsel änderte sich das Bild jedoch nicht. Schnelsen agierte und drängte auf das zweite Tor, Cordi versteckte sich in der eigenen Hälfte, passiv wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Genau eine halbe Stunde nach der Führung hätte es schließlich 2:0 stehen müssen, doch die Tunjic-Brüder scheiterten an zwei Weltklasseparaden von Dudek. Und so kam es fast, wie es aus Schnelsener Sicht verhängnisvoll kommen muss, wenn man seine Chancen nicht nutzt. Nach einem weiten Ball aus der Cordi-Abwehr war Kevin Franz plötzlich konternd durch und strebte alleine dem Germanen-Kasten entgehen. Kaladic rempelte ihn um, Elfer und Notbremse gingen in Ordnung. Christian Paulsen trat an und jagte den Ball mit Wucht, jedoch halbhoch, in die linke Ecke. Schnelsens Keeper Tobias Grubba streckte seinen Körper so athletisch wie eine Playstation-Figur und parierte den Ball mit einer Faust, gefolgt von wilden „Jaaaaaaaaa“-Schreien – und der Entscheidung drei Minuten später. Kamalow ergrätschte einen abgewehrten Ball und legte Mladen Tunjic auf, der machte kurzen Prozess: 2:0. Der Rest war Schaulaufen der Gäste.
Die Frage, wie es nun mit dem unter Druck geratenen Trainer der Concorden weitergeht, beantwortete Liga-Obmann Florian Peters ausweichend: „Ein Ultimatum an ihn haben wir nicht ausgesprochen. Was aber nun an den nächsten Spieltagen passiert, ist eine dynamische Entwicklung. Wir müssen uns jeden Spieltag zusammensetzen, die Situation analysieren, reflektieren und bewerten. Wir haben eine ungünstige Hinserie gespielt, das ist nicht von der Hand zu weisen. Ich kann jetzt nicht sagen, dass wir die ganze Saison an Daniel festhalten. Bisher haben wir an ihm festgehalten, weil wir von seinen Fähigkeiten überzeugt sind. Und ich habe das Gefühl, die Mannschaft steht zu ihm.“ Sager selber schloss einen Rücktritt aus: „Serien, in denen der Erfolg nicht da ist, sind natürlich kräftezehrend. Ich glaube aber, dass ich genug Kraft habe, um mit der Mannschaft die Klasse zu halten.“
Eine weitere Antwort darauf, wie viel Kraft seine Mannschaft unter seiner Leitung dafür hat, kann sie in diesem Jahr noch ein einziges Mal geben: am 5. Dezember ab 10.45 Uhr am Berner Heerweg. Beim SC Condor.
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