Keine Frage: nach den schweren ersten Monaten in der Oberliga Hamburg Schleswig-Holstein befindet sich Vicky mittlerweile klar im Aufwärtstrend. Das siebte Spiel in Folge, in dem gepunktet werden konnte – darunter waren 3 Siege und 4 Unentschieden – sollten an der Hoheluft Anlass zu mehr Zufriedenheit geben. Die letzte Niederlage gab es übrigens am 1. November in Büdelsdorf. Nach Spielende gegen ebendiesen Gegner sah man aber doch jede Menge lange Gesichter unter der Victoria-Anhängerschaft. Zweimal geführt, und am Ende doch nur ein Punkt auf der Habenseite! In der vorletzten Spielminute erzielte FTE-Stürmer Jörg Ahrends den Ausgleichstreffer zum 2:2-Endstand und sorgte somit für reichlich Jubel unter den wenigen mitgereisten Gästefans.
Doch drehen wir nun noch mal die Zeit zurück auf Samstag, 16:00 Uhr – ungewohnte Anstoßzeit am Lokstedter Steindamm. Die Partie begann mit kurzem Abtasten, dann begannen die Gäste jedoch zu demonstrieren, warum sie derzeit im Rennen um die eingleisige Oberliga so gut dabei sind. 4. Minute: Schuss von Lutz Lehmann, noch abgefälscht zur Ecke. 5. Minute: Versuch von Steve Frank, wieder konnte ein Victoria-Akteur dem Ball noch eine andere Richtung mitgeben, so dass er links am Kasten vorbeiging. Dann klärte Sven Trimborn einen (allerdings nicht besonders festen) Schuss von Thomas Ritter auf der Linie. Tiefes Durchatmen bei den Platzherren.
Und die kamen allmählich besser ins Spiel, gleichzeitig zog sich Büdelsdorf aber auch immer mehr zurück. In der Folge häuften sich die Möglichkeiten für Vicky: In der 16. Minute wäre Sascha Rixen beinahe per Kopf die Führung geglückt, doch Keeper Stefan Legrum entschärfte diesen Versuch, und der Ball rollte wie im Zeitlupentempo Zentimeter am Tor vorbei. Dann wurde ein Freistoß als Kurzpass-Variante gespielt, und erneut eröffnete sich Rixen die Gelegenheit – Schuss geblockt (19.).
In der 25. Minute schließlich durften die SCV-Anhänger jubeln. Nach einem herrlichen Pass in die Tiefe von Steffen Harms war das Leder bei Matthias Pornhagen gelandet. Steve Frank versuchte dazwischenzugehen und traf nur die Beine des Offensivspielers: Elfer, ohne jeden Zweifel. Thomas Seeliger lief an, und versenkte routiniert (26.). Und während sich die Heimmannschaft noch über das 1:0 freute, lief bereits der Gegenangriff über Öczan Atasoy auf der rechten Seite. Atasoy brachte das Leder herein, SCV-Goalie Andreas Horn und Stefan Fleischanderl waren sich uneinig nach dem Motto ''Ich hab’ ihn, nimm Du ihn'', und Hendrik Ellefsen war der lachende Dritte – der Ausgleich (28.).
Nach den zwei Treffern innerhalb von zwei Minuten wurde es dann zunächst deutlich ruhiger auf dem Platz. Viel Mittelfeldgeplänkel, ein paar kleinere Chancen und eine gute Hereingabe von Michael Reimann, die Seeliger jedoch knapp verpasste, beschreiben das Spiel bis zur Halbzeit.
Im zweiten Durchgang war Victoria ganz klar tonangebend. Doch Tilman Patsalis' Kopfball (50.) ging ebenso am Kasten vorbei wie ein Schuss von Seeliger nach schöner Rixen-Vorarbeit (58.). Dann war Legrum aus dem 5-Meter-Raum geeilt, um eine Ecke wegzubugsieren. Das Leder fiel Fleischanderl vor die Füße, das Tor war leer, und das blieb es auch – der Schuss war zu hoch angesetzt (60.). Und Eider Büdelsdorf? Einem 30-Meter-Solo von Atasoy blieb der Erfolg verwehrt, und bei einer gefährlichen Flanke des eingewechselten Özkan Altin in die Mitte war Horn hellwach und klärte zur Ecke (64.)
Doch das Team von der Hoheluft war insgesamt einfach bissiger. Nach einer schönen Kombination über Fleischanderl und Pornhagen blieb Harms an der Gästeabwehr hängen (70.), schließlich setzte Nunes einen direkten Freistoß nur knapp drüber (74.). Ein Rempler an Harms im 16er wurde von Schiedsrichter Grudzinski nicht geahndet (80.).
Dann setzte sich Pornhagen auf halblinks in Szene, ein Abwehrbein war dazwischen, doch Harms konnte sich die Kugel angeln, ging durch und traf mit Hilfe des rechten Innenpfostens: Billard um kurz nach halb sechs an der Hoheluft (81.).
Das muss es doch sein – so dachten jedenfalls die meisten im Stadion. Brenzlig wurde es jedoch gleich darauf bei einem Kopfball von Altin (nach Flanke von Lehmann), der nur knapp am Tor vorbeistrich (84.). Die letzten fünf Minuten brachen an, und Patsalis versuchte es für Victoria im Anschluss an eine Ecke per Volleyschuss (88.). Kein Tor, aber was sollte jetzt noch schief gehen aus Sicht der Platzherren?
Die 89. Minute: Eckball Eider Büdelsdorf. Großes Getümmel vor dem Vicky-Gehäuse, die Kugel fällt Jörg Ahrends auf die Füße. Schuss, und das Netz beult sich rechts oben aus – 2:2, der erneute Ausgleich!
Aber das war immer noch nicht alles, was das Spiel an Dramatik zu bieten hatte. In der Nachspielzeit kam Harms noch mal über die rechte Seite – eine 3:2-Überzahlsituation für die Gastgeber, da auch Rixen und Pornhagen mitgelaufen waren. Harms passte quer zu Rixen, doch der scheiterte an Legrum – Großchance vertan.
Es blieb somit beim 2:2-Unentschieden, etwas glücklich vielleicht für die FTE, andererseits muss sich Victoria auch an die eigene Nase fassen, war doch die Hintermannschaft bei beiden Gegentoren nicht besonders im Bilde. Büdelsdorf war also nicht gerade das bessere, auf jeden Fall aber das cleverere Team, Vicky hingegen kann Hoffnung aus seiner guten Offensivleistung schöpfen, und sollte wohl mit einer etwas gefestigteren Abwehrleistung solche Spiele künftig auch als Sieger beenden können.
Stimmen:
Bert Ehm (Trainer SC Victoria Hamburg): Für uns ist das heute fast wie eine Niederlage. Wir haben die zweite Halbzeit beherrscht, so gut wie gar keine Torchancen zugelassen, und dann ist es besonders bitter, wenn in der 89. Minute nach einer Ecke der Ausgleich fällt, durch eine Unaufmerksamkeit. So war das auch beim 1:1, was durch ein Missverständnis zwischen Abwehrspieler und Torwart verursacht wurde. Eine Verkettung unglücklichster Umstände verhindert also, dass wir unsere tolle Leistung von Kiel heute krönen konnten. Ich meine aber, wenn wir so weiterspielen, dürfen wir uns noch berechtigte Hoffnungen machen, ein paar Plätze nach oben zu rücken.
Olaf Lehmann (Trainer FT Eider Büdelsdorf): Nach den ersten guten zehn Minuten geben wir das Spiel aus unerfindlichen Gründen ab. Wenn man das Ziel ''Eingleisige Oberliga'' hat, wird es schwer sein bei einem solchen Auftreten auswärts, die nötigen Punkte zu holen. Glücklicherweise machen wir das 1:1, und dann kurz vor Schluss auch das 2:2, womit eigentlich schon gar keiner mehr so richtig gerechnet hat. Daher ist der Punktgewinn aufgrund der 90 Minuten relativ glücklich.
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