21.04.2011 Landesliga Hansa: Erst die Pflicht, dann die Kür von Andreas Killat
präsentiert:
FC Voran Ohe - SC Vier- und Marschlande 0:3 (0:2)
FC Voran Ohe: Wilkens – Tank, Kirrbach, Belgacem – Gassmann, Breutel, Bankowski, Qasem – Maertzke, Heidrich, Gieser (69. Witt) SC Vier- und Marschlande: Maack – Füllenbach, Erb, Benson, D. Herzberg (73. Kayser) – Stegmann - Kosik, Marks – Ullrich (71. Cebulla), von Hacht (79. Özdem), Tangermann Tore: 0:1 Ullrich (20.), 0:2 Stegmann (43.), 0:3 Marks (84.) Schiedsrichter: Benjamin Stello (SC Egenbüttel): Pfiff etwas SCVM-lastig, aber nicht weltbewegend Beste Spieler: Heidrich, Maertzke – von Hacht, Kosik Zuschauer: 90
Den „Charakter-Test“ hatten die Vier- und Marschländer letzte Woche beim 1:0 gegen Sperber bestanden, denn nach zuvor 41 Pflichtspielen ohne Niederlage (31-10-0) kam es Jan Schönteich nach dem 1:2 bei Concordia II vor allem auf eine „Reaktion“ seiner Mannschaft an. Heute stand nun die durchaus emotionale Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte auf dem Programm: „Ich bin es gewohnt, den Oher Platz als Sieger zu verlassen“, ließ Schönteich dabei vorher mit einem Augenzwinkern verlauten, während sein Freund Peter Martens in den 11 Monaten seiner Amtszeit nur einmal (!) dieses Gefühl auskosten durfte: Am 10.09.2010 mit einem 4:2 gegen Cordi II - also just der Truppe, die kürzlich den Siegeszug des SCVM stoppte.
In der Geschichte beider Klubs gab es bisher übrigens erst sechs Duelle (siehe „Historie“ am Ende dieses Berichts) – und bei allen (!) stand Jan Schönteich als Trainer an der Linie (4x für Ohe, 2x für SCVM). „Da darf ich doch nicht fehlen“, so der launige Kommentar des 43jährigen, der in der ersten Viertelstunde der Partie die späte Abendsonne genießen konnte, da sich beide Teams erst ganz langsam in die Begegnung hinein tasteten. Das Schlusslicht aus Ohe hatte dabei sogar die gefälligeren Aktionen, Danny Qasem und Albert Gieser sorgten auf der linken Seite für einigen Wirbel, allerdings ohne, dass es wirklich gefährlich wurde. Der Tabellenführer kam seinerseits zu einigen Eckbällen, wobei Dennis Herzberg stets den Kopf von Sebastian Benson suchte, doch auch hier ohne ernsthafte Torgefahr.
Erst nach knapp zwanzig Minuten fanden die „Teuflischen“ zu ihrem Kombinationsspiel – und markierten prompt den Führungstreffer. Robin Tangermann hatte sich über links schön durchgesetzt und spielte „Diago“ auf den rechts am Fünfmeterraum lauernden Marcel Ullrich, der ohne Mühe zum 1:0 vollendete (20.). Nach einem Fehlpass von Christian Kirrbach (Martens: „Mensch, wir haben die weißen Hemden an“) revanchierte sich Ullrich mit einem Traumzuspiel auf Tangermann, doch der verpasste in der Mitte knapp (24.). Die Gastgeber waren auf dem Papier zwar mit drei Spitzen angetreten, blieben jedoch bis auf eine Szene völlig harmlos: Tobias Maertzke prüfte Keeper Sebastian Maack, der den Ball nur mit Mühe über die Latte zur Ecke klären konnte (30.). Fast mit dem Halbzeitpfiff dann schon die Vorentscheidung: Nach gutem kämpferischen Einsatz von von Hacht kam Tim Stegmann zentral vor dem Tor aus 18 Metern zum Schuss und vollstreckte flach unten links zum 2:0 (43.).
Nach dem Seitenwechsel bestimmte zunächst nur noch eine Mannschaft das Geschehen – Voran Ohe! Zur Überraschung aller Anwesenden zog sich der designierte Meister weit zurück, und die Gastgeber nutzten die Räume aus. Maertzke’s Schuss aus 18 Metern klatschte an den Innenpfosten und trudelte von dort an der Linie entlang Richtung Seitenaus, Pech (54.)! Matthias Heidrich taucht nach Fehler von Alexander Erb erst frei vor Maack auf, wird aber noch abgedrängt (56.), und dann vergibt er eine gute Kopfballchance (58.). „Leute, bisschen weniger Barca, spielt mal wieder mehr HSV!“, verordnete Schönteich seiner Truppe weniger Lupfer und Hackentricks, doch auch die nächste Gelegenheit hatte die Martens-Elf: Heidrich mit Zuckerpass auf Maertzke, der steht völlig „blank“ vor Maack, bekommt das Leder aber am Hünen nicht vorbei (77.).
Der haushohe Favorit wankte zwar, fiel aber nicht. „Oldie“ Peter Marks blieb es vorbehalten, den Aufstieg so gut wie perfekt zu machen. Sein aus 17 Metern über die Mauer getretener Freistoß schlug (leicht abgefälscht) mittig im Tor ein (84.) Danach wurde es unerklärlicherweise noch etwas hektisch, ein heftiges Foul von Damian Bankowski an Stegmann zog zu Recht die Gelbe Karte nach sich (85.). Für Ohe war es die siebte Niederlage in Folge und der endgültige und definitive Abstieg in die Bezirksliga, während die Gäste bereits Richtung Oberliga schauen.
Historie: Den SCVM gibt es erst seit 1999 (entstanden aus der Fusion zwischen dem SV Ochsenwerder-Moorfleet und dem TSV Kirchwerder). Erste reguläre Saison des neuen Klubs war die Spielzeit 1999/2000 in der Landesliga Hansa, die man nach neun Jahren Zugehörigkeit 2008 Richtung Bezirksliga verlassen musste. Dementsprechend gab es bisher nur sehr wenige Punktspiele zwischen beiden Klubs (2005/06, 06/07 und aktuell 10/11). Das allererste Aufeinandertreffen fand am 21.08.2005 in Fünfhausen statt – und endete mit einem 3:0-Auswärtssieg von Voran Ohe. Doch schon im Rückspiel revanchierte sich der SCVM und siegte seinerseits Auswärts mit 2:1. Insgesamt hat der SCVM seit Gründung 368 Punktspiele bestritten (in der Saison 2004/05 wurde die Partie bei GSK Bergedorf nicht gewertet): 166 Siege, 81 Remis, 121 Niederlagen (= 579 Punkte), 794:596 Tore!
Punktspielstatistik zwischen Ohe und dem SCVM aus Sicht des Gastgebers (seit 1999): 6 Spiele, 3 Siege, 0 Remis, 3 Niederlagen, 11:10 Tore
Stimmen:
Peter Martens (Trainer FC Voran Ohe): In der ersten Halbzeit haben wir nur Schaulaufen gemacht und waren verdient in Rückstand geraten. In der zweiten Hälfte haben wir dann aber über weite Strecken gut gespielt, waren aggressiv am Mann, vernünftige Raumaufteilung und sind gut rausgerückt. Aus den drei sehr guten Möglichkeiten hätte ich mir ein Tor für meine Mannschaft gewünscht. Wer weiß, wie es dann gelaufen wäre. Aber eine gute Halbzeit langt eben nicht
Jan Schönteich (Trainer SCVM): Das einzige Ziel heute waren die drei Punkte. Es ist hier in Ohe nicht so einfach, wie man denkt, die haben viel Qualität in der Mannschaft. Kurz nach der Halbzeit hätten wir uns über ein, zwei Gegentore nicht beklagen können. Das war heute ein Riesenschritt, aber Glückwünsche nehme ich noch nicht entgegen. Mit der Pflicht sind wir jetzt durch, alles was jetzt kommt, ist die Kür. Wir sind im Viertelfinale des Pokals und haben noch drei wunderbare Punktspiele gegen Tabellenplatz 2,3 und 4.
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