28.07.2011 Vorschau: Zum Beginn einer viel Spannung versprechenden Spielzeit 2011/12 von Peter Strahl
Sieht man von den Semi- und Vollprofessionals des FC St Pauli einmal ab, so ist es drei Spielzeiten her, dass sich mit dem SC Victoria die letzte Hamburger Amateur-Mannschaft bemüht hatte, einen höheren Level zu erklimmen, aber in der Aufstiegsrunde ihr Ziel verfehlte. Danach wollte kein anderer Hamburger Verein mehr die finanziellen Risiken in Kauf nehmen, die Altona 93 in der Saison 2008/2009 in der Regionalliga im vollen Umfang kennen lernen musste und danach kurz vor dem Kollaps stand. So fehlte der Hamburger "Oberliga", wie sie sich jetzt nannte, aber weitgehend der Reiz, den nun einmal die Spiele um ein Aufrücken in höhere Gefilde ausmachen, und allein die Frage nach dem Klassenerhalt rückte in den Mittelpunkt des Geschehens. Die zur kommenden Saison beschlossene Regionalligareform mit einer neu geschnittenen Regionalliga, ähnlich der vormaligen (echten) Oberliga Nord wieder unter dem Patronat des Norddeutschen Fußballverbandes, macht die monetären und technischen Anforderungen nunmehr um Etliches überschaubarer. So gibt es dann auch mehrere Clubs, die mit einem Avancement zum Ende dieser Serie liebäugeln, was dem Freund der Liga nur Recht sein kann, und ihm vermutlich weitaus interessantere Begegnungen bieten wird, als es in den letzten drei Jahren in der Spitze der Fall war. Auch für die fünf Aufsteiger und weitere potenzielle Absteiger hatte der HFV frohe Kunde bereit, nach der am Ende dieser Spielzeit lediglich drei Mannschaften die Liga verlassen müssen.
Höchst Erfreuliches ist auch vom Sport Mikrofon zu hören. Nachdem das Hamburger Abendblatt aus Kostengründen zum letzten Jahr die Herausgabe eines Sonderheftes zur Hamburger Fußballsaison eingestellt hatte, haben sich die professionellen Kollegen des einzigen wöchentlich erscheinenden sportlichen Printmediums in unserer Stadt entschlossen, das monetäre Risiko auf sich zu nehmen und die Lücke zu schließen. Pünktlich zum Startschuss am kommenden Freitag wird ein Sonderheft zum Preis von nur 4,90 € an allen Kiosken und vermutlich auch auf einigen Plätzen erhältlich sein. Ein unbedingtes Muss für jeden Fussi-Freund, das ihm mit Sicherheit über die gesamte Saison ein treuer Begleiter werden dürfte.
Deshalb geht diese Vorschau nicht auf die Kader-Veränderungen ein, die selbstverständlich in diesem Heft zu finden sein werden, und verzichtet auch ausnahmsweise auf jegliche Prognosen zu den ersten neun Begegnungen des viel versprechenden aber noch nicht recht überschaubaren Turnus 2011/2012:
SC Victoria (OL 9) vs. USC Paloma (OL 14) *** – Freitag, 19:30 Uhr (Letzte Saison: 1:0, 0:0)
Auch wenn die Entscheidung des Verbandes nicht auf ungeteilte Zustimmung traf, so gibt es dennoch beim Vorbetrachter nicht den geringsten Zweifel, dass es kein Verein mehr verdient hat, die nunmehr zehnte Saison-Eröffnungs-Veranstaltung durchzuführen, als die Gelb-Blauen. Zum 52. Mal spielen sie nun bereits auf Hamburgs höchstem Level und wurden dabei elfmal Meister. Auch die Auswahl des Kontrahenten ist eine äußerst glückliche Lösung. Denn zum Einen taten sich die Hohelufter gegen die Palomaten zumeist sehr schwer – die victorianische Niederlage gegen die vormaligen Uhlenhorster und damaligen Aufsteiger im Pokalendspiel 2001/2002 im Elferkick ist unvergessen – und zum Anderen ist es für die USCer nun auch bereits deren elfte Präsenz in der "Stadtliga", allerdings auch die zweite Auftaktteilnahme nach dem 0:0 2003 bei den nun aus der Hamburger Spitze entschwundenen BUern. Bemerkenswert auch die Ansetzung des Referees. Hatte Herr M-L doch auch Vickies letztes Punktspiel auf der Hoheluft leiten dürfen, mit dem sie gegen die Nordheidjer und einem 1:0 eine total verkorkste Spielzeit zu einem einigermaßen versöhnlichen Ende bringen konnte.
Schiedsrichter: Mayer-Lindenberg (Harburger TB)
SV Rugenbergen (OL 11) vs. Altonaer FC 93 (OL 5) *** – Sonnabend, 13:00 Uhr (Letzte Saison: 1:1, 1:3)
Sportzentrum Bönningstedt 1, Ellerbeker Str. 29-31, 25474 Bönningstedt
Zu höchst gewöhnungsbedürftiger Stunde treffen zwei Überraschungsmannschaften unweit der ehemaligen Mühle aufeinander. Während den "Pallapiesern" niemand eine derart starke letztsaisonale Präsenz zugetraut hatte, gelang es den 93ern, nunmehr unter dem Kommando von Oliver Dittberner stehend, mit einem 1:2 beim Kreisligisten Vatan Gücü in den Blickpunkt des Pokalgeschehens zu treten. Zugleich zählten sie zu den zwei Oberligisten, die auf der ersten Cupstrecke blieben. Ob sich das positive Vorzeichen in ein negatives verwandeln kann, und das negative in konträre Richtung, wird sich am Ende der 90+ Minuten bereits andeuten. Denn wie heißt es so schön im Volksmund? "Die zweite Saison ist immer die Schwerste".
Nicht alle Teams der Liga werden die Rückkehr der Saseler nach fünfjähriger Abwesenheit mit Freude begrüßt haben, da sie nun zweimal auf vielfach ungeliebten Grant antreten müssen. Auch die Baumschuler, die lediglich ein Jahr der Liga fernbleiben mussten, sind nicht unbedingt als Freunde des Ditschens auf aschigem Grund bekannt. So wird das treue Parkweg-Publikum eine völlig offene Partie zwischen den beiden Aufgestiegenen zu sehen bekommen.
Der schier unaufhaltsame zweimalige Aufsteiger, mit nur einer Punktspielniederlage seit Ende November 2009, wird sich vermutlich darüber im Klaren sein, dass es nun nicht mehr so weiter gehen wird, auch wenn mit den Meiendorfern ein Widersacher bei den einstigen Ochsen- und Kichwerderern erscheint, dessen Kader keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der weitgehend erfolgreichen Mannschaft der letzten Jahre besitzt. Lediglich 3,5 Spieler aus der vergangenen Serie standen noch auf dem Zettel derer von der B 75, die sich beim Absteiger Bramfeld ein 2:1 in der ersten Pokalrunde erkämpften und damit verspätete Revanche für die Auftaktniederlage vor einem Jahr nahmen. Auch die Ergebnisse der MSVer bei ihren Testspielen in der Provinz sollten dazu angetan sein, die Schönteich-Auswahl nicht überheblich werden zu lassen.
Zusammengerechnet gehen sie ins 17. Jahr ihrer Trainertätigkeit beim jeweils selben Verein. Ligarückkehrer Michael Fischer ins siebte bei den Pinnebergern, Torsten Henke gar ins zehnte bei den Vierländern. In Zeiten des "hire and fire" eine überaus bemerkenswerte Tatsache, vor allem dann, wenn mal wie an der Pinnau der Erfolg ausbleibt. Den hatte der SV C-N allerdings bislang über alle Maßen. 10-12-6-4-3 heißen die Platzziffern, die Henke seit dem Aufstieg 2006 mit seinen Schutzbefohlenen erreicht hat. Nun aber muss sich zeigen, wie die Mannschaft den Abgang ihres Goalgetters Christian Spill verkraften kann, der in diesen fünf Jahren genau 104 Punktspieltreffer erzielt hat. Da kommt dieses Auftaktspiel für beide Teams genau zum richtigen Zeitpunkt.
Gegen Ende der vergangenen Spielzeit liebäugelten die Öberen vom Berner Heerweg mit einer veränderten Anfangszeit. Doch der ins Auge gefasste sonnabendliche Anpfiff zur Mittagszeit erwies sich für das Oldenfelder Stammpublikum als keineswegs attraktiver. Nun ist also für die jeweiligen Gegner wieder Frühaufstehen angesagt, so für ihre Norderstedter Gäste, die vielfach zu den Titelfavoriten gezählt werden. Ob zu Recht, auf jene Frage kann der Ausgang dieser Partie bereits einen Fingerzeig geben.
Öjendorfer Weg 1 (Rasen), Öjendorfer Weg 80, 22119 Hamburg
Die Zahl der Aufsteiger aus der Landesliga wurde in den letzten beiden Saisons durch den FC St Pauli II bestimmt. Stiegen diese aus der Regionalliga ab, wie 2010/11, gab es drei Emporkömmlinge, durften sie aber nach oben, wie dieses Mal, so konnten fünf LL-Teams den sechsten Level verlassen. In beiden Spielzeiten reichte es für die Wackeren zwar nur zum Vizetitel, doch 2010 stand nach einem 3:4 im Elferkick am Dudelsberg Rugenbergen einer erfolgreichen Promotion entgegen, während in diesem Jahr der zweite Platz das Aufstiegsrecht a priori beinhaltete. Für die Besucher aus der Nachbarschaft beginnt nun bereits die dritte Oberliga-Saison nach Verlassen der Landesliga, und erneut muss Coach Stefan Kohfahl den Verlust wesentlicher Stützen seiner Mannschaft beklagen. Wer ihn aber ein wenig näher kennt, kann davon ausgehen, dass er auch ein viertes Jahr mit einer OSV-Elf auf dem fünften Level präsent sein wird, selbst wenn die erneute Pokal-Niederlage seiner Auswahl in Schwarzenbek – heuer ohne Protest - ihn für dieses Spiel nicht die Favoritenrolle aufzwingt.
Schiedsrichter: Haupt (TuSG Ritterhude)
Niendorfer TSV (OL 12) vs. TuS Germania Schnelsen (OL 10) *** – Sonntag, 15:00 Uhr (Letzte Saison: 2:1, 0:2)
Sachsenweg, 22455 Hamburg (Kunstrasen)
Das Nord-West-Derby darf zweifellos zu den interessantesten Ansetzungen der ersten Runde gezählt werden. Allein unklar bleibt, weshalb der HFV dieses zuschauerträchtige Rendezvous der Erzrivalen zu so einem frühen Zeitpunkt terminiert hat. So ist der Hauptplatz noch gesperrt, und folglich muss der viel zu enge Kunstrasen ohne jegliche Abgrenzung die vielen Neugierigen sicher fassen, die alle mit erleben wollen, was wirklich hinter dem Schnelsener Ballyhoo sowie den 31 Cuptreffern steckt, und wie der Szeneremigrant Matthias Bub seine schwierige Aufgabe zunächst angehen wird.
Schiedsrichter: Haase (VfL Pinneberg)
TSV Buchholz 08 (OL 2) vs. FC Bergedorf 85 (OL 7) – Sonntag, 15:00 Uhr (Letzte Saison: 4:2, 1:1))
Kampfbahn 1 (Rasen), Seppenser Mühlenweg 44, 21244 Buchholz in der Nordheide
Auch der Besuch dieses Matches wäre durchaus eine Empfehlung wert, läge es nicht so weit vom Hamburger Schuss. Denn erstens hat Vizemeister Thomas Titze zu Beginn einer jeden Saison so seine Probleme mit der Ferienzeit, und des Weiteren kommen die Gäste mit einem neuen Mann, Friedhelm Mienert, in der Coachingzone, welcher mit seinem dortigen furiosen Auftreten bereits für mächtigen Wirbel im sonst so ruhigen Mountain-Village gesorgt hat.
Schiedsrichter: Krüger (Eintracht 03 Norderstedt)
Last and least seien dem Schreiber, dessen Herz seit mehr als 65 Jahren im hohen Maße für den Amateurfußball im Allgemeinen und im Besonderen für den Eimsbütteler TV schlägt, noch drei Sätze zu einem Spiel gestattet, dem eigentlich Priorität hätte zukommen müssen. Es ist ihm bis heute unverständlich, dass es der Eimsbütteler Vereinsführung nicht gelungen ist, die unseligen und irrationalen Streitigkeiten um schnöden Mammon mit den so erfolgreichen Trainern und Spielern beizulegen, und darüber hinaus ein viel versprechendes Vermittlungsangebot des Pokalsponsors abzulehnen. Das, obwohl Nachbar Victoria ein Jahr zuvor eindrucksvoll demonstriert hatte, welch großes Fußballerlebnis die Teilnahme am DFB-Wettbewerb sein kann. So wurde aus einem Ereignis, das Highlight des Hamburger Fußballgeschehens im nicht professionellen Bereich sein könnte, lediglich ein Muster ohne jeglichen Wert, dessen Besuch niemandem reinen Gewissens empfohlen werden kann.
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