07.08.2011 In Pinneberg ist der Hund begraben von Andreas Killat
USC Paloma – VfL Pinneberg 0:2 (0:2)
USC Paloma: Chergui – Savelsberg, Drews, Francke, Hansen – Gregori, Gottschalk (53. Graf) - Rodrigues, Aydin (53. Arican), Albrecht – Lohfeldt VfL Pinneberg: Steen – Dobirr, Barthel, Müller, Waseq – Kaplan (79. Besic), Maksimovic – Reibe (70. Bahtiyar), Eggers, D’Agata (58. Holstein) – Hellmann Tore: 0:1 Dobirr (44.), 0:2 Reibe (45.) Schiedsrichter: Ralph Vollmers (FSV Geesthacht): War er überhaupt auf dem Platz? Bewegte sich kaum (musste er auch nicht) und hatte alles im Griff. Kam ohne (!) Gelbe Karte aus Beste Spieler: Chergui – Reibe, Eggers, Maksimovic Zuschauer: 170
Der VfL Pinneberg schwimmt weiter auf einer Euphorie-/Erfolgswelle: Nach Meisterschaft und Aufstieg nun schon zwei Erfolge (zu Null !) in der Oberliga. Das muss gebührend gefeiert werden - und so versammelte sich der gesamte VfL-Tross nach dem Schlusspfiff auf dem Platz und zelebrierte eine fünfminütige (!) Gesangseinlage, die ein bisschen an die „Haka“-Kriegsgesänge der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft erinnert. Taktgeber und „Vorsänger“ Thorben Reibe singt dabei von einem Hund, der stirbt und begraben wird und dann ein Grabmal bekommt, wo „Der VfL ist wieder da“ drauf steht – oder so ähnlich. „Die Jungs lassen sich was einfallen. Die nachfolgenden Spiele beginnen eben erst fünf Minuten später“, schmunzelte Coach Michael Fischer in der Pressekonferenz.
In der einseitigen Begegnung dominierten die Gäste das Geschehen nach belieben. Jan Eggers, der freistehend aus halblinker Position am langen Pfosten vorbei zielte (10.), und Thorben Reibe (17.) hatten die ersten Chancen. Spätestens beim Schuss von Gianluca D’Agata wäre die Führung verdient bzw. fällig gewesen, aber Keeper Zakaria Chergui lenkte das Leder mit einer Hand sensationell über die Latte (21.). Die nachfolgende Ecke landete bei Reibe vor den Füßen – wieder parierte Chergui bärenstark! Vom USC war hingegen nichts zu sehen, nur lange Bälle nach vorne und in die Mitte. Kein Problem für die „Funkturm“-Abwehr des VfL mit Heiko Barthel, Mark Müller, Christopher Dobirr und später Florian Holstein (alle mind. 1,90 groß). Lediglich ein Freistoß von Christoph Aydin sorgte für Aufregung, strich aber knapp am Giebel vorbei (39.). 100 Sekunden vor dem Pausenpfiff des wie immer souveränen Schiedsrichters Ralph Vollmers dann doch noch die verdiente Führung: Nach einer Ecke von Eggers durfte Dobirr unbehelligt hochsteigen und köpfte ungehindert ein (44.). „Stoffel“ und Kollegen gaben sich hiermit aber nicht zufrieden, sondern holten zum entscheidenden Doppelschlag aus. Wieder sorgte eine Standardsituation von Eggers für Gefahr (Freistoß aus 25 Metern halbrechts), Journalisten-Kollege Dirk Hellmann (www.fussballhamburg.de) bedrängte Torhüter Chergui, der auch prompt das Leder fallen ließ, und Reibe staubte zum 2:0 ab (45.). „Kein Foul“ entschied Vollmers und so ging es mit einem Doppelschock für die Tauben in die Pause.
Im zweiten Durchgang nahmen die Pinneberger deutlich Tempo raus und verließen sich ganz auf ihre starke Abwehr, die heute im Gegensatz zur Auftaktpartie gegen Curslack wieder als Viererkette agierte (Fischer: „Wir versuchen uns auf jeden Gegner individuell einzustellen und heute hielt ich eben die Kette für das richtige Mittel. Nächste Woche kann es schon wieder ganz anders sein. Wundertüte!“). Paloma bekam nun zwar mehr Spielanteile, doch zwingend war das Ganze weiterhin nicht. André Lohfeldt mit einem Kopfball übers Tor (60.) und Nils Hansen nach feinem 40-Meter-Pass von Sven Drews (88.) hatten noch die besten Chancen, aber Stefan Steen im VfL-Tor musste nicht wirklich ernsthaft eingreifen. Daniel Sager erklärte hinterher: „Gegen Vicky war es für uns einfacher. Die machen das Spiel und man kann in die offenen Schnittstellen reinstoßen, aber der VfL stand heute hinten extrem stabil und konterte dann“. In dieser Form muss man jedenfalls etwas Sorge um den USC haben, ohne eigenes Tor kann man eben kein Spiel gewinnen (schon letztes Jahr erzielten die Grantspezialisten nur 39 Treffer). Die Pinneberger hätten mit einem dritten Treffer noch an die Tabellenspitze stürmen können, „aber das ist für uns wirklich nicht wichtig“, meinte Fischer nach dem Spiel. „Meine Jungs wissen, dass wir sechs Punkte von unten entfernt sind und nicht ein Tor von oben weg“ und machte damit klar, wo die Prioritäten gesetzt werden.
Punktspielbilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1909): 9 Spiele, 2 Siege, 5 Remis, 2 Niederlagen, 12:10 Tore
Michael Fischer (Trainer VfL Pinneberg): Zweite Pressekonferenz, zwei Spiele, zwei Siege, zweimal zu Null, keine Gelbe Karte – das war heute wirklich souverän. In der zweiten Halbzeit war es dann die Geschichte mit dem Gaul und dem Hochspringen. Unsere spielerische Linie nach vorne ging verloren, aber das war mir heute egal. Es ging nur darum, das 2:0 über die Runden zu bringen. Uns war klar, das wir hier auf Grant anders spielen müssen, als auf Rasen und zum Beispiel auf Standards setzen müssen. Im Moment hören die Jungs sehr gut zu, da bin ich sehr glücklich drüber. Wir freuen uns über sechs Punkte. Jetzt noch 32, das langt!
Daniel Sager (Trainer USC Paloma): Ziemlich bitter, zum Einstand zu Hause 0:2 zu verlieren. So, wie wir uns in der ersten Halbzeit präsentiert haben, ist das einfach zu wenig. Beim ersten Gegentor haben wir uns schlecht verhalten, nur den Laufweg zugestellt. Aber bei den langen Kerlen musst Du eben unten mehr arbeiten. Beim zweiten Gegentor hätte man wohl auch Foul gegen unseren Torwart pfeifen können. Der Zeitpunkt der beiden Tore war natürlich extrem übel für uns. In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass alle Mann wollten. Das war von der Einstellung und von der Arbeit her in Ordnung. Manko ist bei uns allerdings das Erarbeiten von Torchancen. Wir wollten gegen die langen Kerle über Außen mit flachen Bällen operieren, aber das hat gar nicht geklappt.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.