26.08.2011 Kaum vertretbare Bedingungen in Pinneberg von Christopher Herbst
VfL Pinneberg – Eintracht Norderstedt 1:3 (1:1)
VfL Pinneberg: Pätzel – Dora (57. Knottnerus), Barthel, Dobirr (68. Besic), Waseq – Kaplan, Maksimovic – Reibe, Eggers, Koster (78. Bahtiyar) – Hellmann. Eintracht Norderstedt: Kindler – Browarczyk, Ribeau, Hengelbrock, Lindener – Koch, Trefzger (46. Schuhmann) – Monteiro (72. Kummerfeld), Meyer, Ljubisavljevic – Scharkowski (80. Sa Borges Dju). Tore: 1:0 Koster (5.), 1:1 Scharkowski (30.), 1:2 Monteiro (54.), 1:3 Ljubisavljevic (56.). Schiedsrichter: Andreas Bandt (Eimsbütteler TV); ertrug das Gewitter in der ersten Halbzeit mit stoischer Ruhe – andere Referees hätten mit Sicherheit nach 15 Minuten abgebrochen. Die Entscheidung, den zweiten Durchgang anzupfeifen, traf er nach intensiver Rücksprache mit den Mannschaften. Auch ansonsten ein souveräner Leiter. Beste Spieler: Koster – Lindener, Ljubisavljevic, Browarczyk. Zuschauer: 150
Als die Partie im Stadion an der Fahltsweide begonnen hatte, waren viele Besucher innerlich schon wieder auf dem Weg ins Trockene. Sekündlich wartete alles auf ein Zeichen von Schiedsrichter Andreas Bandt, Rien ne va plus – so schien es zumindest, ein Abbruch angesichts von Blitz und Donner, von erbarmungslosen Regengüssen wäre nach mehrheitlicher Überzeugung auf der (Gott sei dank) überdachten Tribüne regulärer gewesen als ein Fußballspiel abzuhalten.
Doch Bandt ließ das Unwetter über sich ergehen und hatte stets ein Lächeln im Gesicht. Die Mannschaften aus Pinneberg und Norderstedt mühten sich derweil, eine Art Oberliga-Match darzubieten. Schließlich hatte der Ball in all den Wasserlachen physikalische Eigenschaften wie auf einer frischen Schneedecke oder wie beim Beach Soccer. Es galt somit, die Folgen von zufälligen Aktionen zu kontrollieren. Dazu war Konzentration gefragt und Lust auf intensive Zweikämpfe.
Die Gäste aus Garstedt waren zunächst damit überfordert. Schon nach 5 Minuten fabrizierte das hausgemachte Abwehrchaos das 0:1. Erst war die Defensive unsortiert nach einem schnell ausgeführten Einwurf, dann konnte kein Norderstedter klären. Im Strafraum schaltete dann Thomas Koster am schnellsten, scheiterte erst an Marcel Kindler, ehe im Nachsetzen zur Führung einstocherte. Ein Ausgleich wäre in der folgenden Phase zwar durchaus möglich gewesen. Linus Meyer (10.) und Nick Scharkowski (17.) vergaben aussichtsreiche Gelegenheiten. Doch Pinneberg war zweifelsohne präsenter und verpasste es, seine Konterchancen durchdacht zu gestalten. Thorben Reibe hätte das 2:0 erzielen können, doch Kindler zeigte seiner Klasse mit einer starken Fußabwehr (21.).
Wäre es trocken gewesen, hätte Andre Pätzel in der 28. Minute womöglich besser ausgesehen. Doch so konnte er den Kopfball von Scharkowski nicht festhalten, so dass es ein wenig glücklich 1:1 stand. Steven Lindener klärte zehn Minuten später auf der Linie einen Kopfball von Christopher Dobirr, so dass es mit einem Remis in die Pause ging. Während die Aktiven in die Kabine trotteten, tagte im Mittelkreis eine Art Kriegsrat. Andreas Bandt hatte die Verantwortlichen beider Teams zu sich gerufen. Wie sollte es weitergehen? Es hatte aufgehört zu regnen – der Unparteiische sah die Gesundheit der Spieler nicht gefährdet. Andreas Prohn und Michael Fischer beratschlagten sich kurz, gingen dann in die Kabine. Nach Minuten der Ungewissheit kamen die Mannschaften aber wieder auf den etwas getrockneten Rasen.
Prohn hatte seinem Team ordentlich eingeheizt und mit der Auswechslung des indisponierten Kapitäns Timo Trefzger gegen den jungen Felix Schuhmann ein klares Zeichen gesetzt. Und tatsächlich wendete sich die Begegnung. Norderstedt wurde wacher. Es passte somit, dass Milos Ljubisavljevic nach einem schnell ausgeführten Freistoß an der Abwehr vorbeistürmte und unbedrängt flanken konnte. Pätzel kam mit den Fingerspitzen zwar an die Hereingabe, doch der Ball fiel Rafael Monteiro vor die Füße – der Portugiese staubte ins leere Tor ab (54.).
Das Duell war gekippt. Wenig später sezierte Linus Meyer mit einem Steilpass die Pinneberger Viererkette und Milos Ljubisavljevic erhöhte mit einem platzierten Flachschuss von der Strafraumgrenze auf 3:1. Im Nachhinein war es die Entscheidung. Marius Browarczyk, Lindener und der eingewechselte Ivan Sa Borges Dju vergaben sogar einen Kantersieg.
Der VfL Pinneberg hatte nicht mehr die offensiven Mittel, um Eintracht Norderstedt unter Druck zu setzen. Die einsetzende Dunkelheit – in der Schlussphase war es nicht viel regulärer als während des anfänglichen Unwetters – sorgte für keine Proteste seitens der Gastgeber. Sie waren schlicht dominiert worden nach dem Seitenwechsel.
Stimmen:
Andreas Prohn (Trainer Eintracht Norderstedt): Ich war sehr erschrocken darüber, wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind – wir hatten keine Aggressivität, waren nicht in den Zweikämpfen. Beim Gegentor frage ich mich, wieviele von uns im Tiefschlaf waren. Zur Pause gab es eine klare Ansprache, dementsprechend wurde gewechselt. Keiner nimmt gerne den Kapitän heraus, aber es war in dieser Situation hilfreich. In der Halbzeit hatte der Regen aufgehört, wir wollten weiterspielen und nicht einen neuen Termin ansetzen.
Michael Fischer (Trainer VfL Pinneberg): Um 18.45 Uhr war der Rasen nicht bespielbar. Aber wir haben entschieden, weiterzuspielen – das war okay so. Bevor der Gegner merkte, dass unser Sechszehner gekreidet ist, müssen wir 2, 3-0 führen. Wir haben es verbockt. Wir haben eine tote Mannschaft zum Leben erweckt. In der zweiten Halbzeit waren wir klar unterlegen und Norderstedt hat es gut heruntergespielt.
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