Landauf, landab wird es dieser Tage mit Sicherheit wieder Elogen auf die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft regnen. Dem ansehnlichen 6:2 gegen Österreich sei dank – das junge, hochtalentierte Team kann sich vor Lob nicht retten. Die letzten drei Attribute treffen auch auf Eintracht Norderstedt zu. Doch in Garstedt müssen sich Spieler und Verantwortliche mangels Bekanntheitsgrad dann doch eher selbst auf die Schulter klopfen. Nach dem Heimsieg gegen den SV Curslack-Neuengamme gab es hierzu einigen Grund.
Ein „Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe“ hatte Eintracht-Coach Andreas Prohn im Vorfeld erwartet. Seine Startelf hatte er noch weiter verjüngt: Timo Trefzger, Marius Browarczyk und Ivan Sa Borges Dju saßen allesamt auf der Bank. Bis auf Stefan Siedschlag und Marcel Kindler war somit kein Akteur älter als Jahrgang 1988. Curslack hat hingegen ein gänzlich anderes Problem. Der unersetzliche Angriffsveteran Matthias Reincke hat vom Verein offiziell drei Wochen freibekommen, um in aller Ruhe seine bevorstehende Hochzeit vorzubereiten. Es ist eine Lücke, die schwerlich zu schließen ist, soweit zeigte dies schon die Partie in Norderstedt.
Die erste Halbzeit war keineswegs enttäuschend, doch trotzdem nicht auf dem Level, welches beide anbieten können. Nick Scharkowski vergab bereits nach sieben Minuten die erste hochkarätige Gelegenheit, als er aus der Drehung in zentraler Position über das Tor schoss. Es blieb die einzige Chance dieser Qualität bis zur Halbzeitpause. Für die Gäste kam Christopher Kock mit einem Kopfball zwar zu einer Möglichkeit, doch Marcel Kindler machte aus diesem Versuch mehr als er eigentlich war. Deutlich aussichtsreicher war da schon der Vorstoß von Matthias Ribeau, der bei einem Konter munter mitstürmte. Linus Meyer legte ihm so auch auf, doch der Innenverteidiger verzog freistehend komplett und erlegte einzig eine Werbebande. Generell hatten es die Teams mehrfach versäumt, die vorhandenen Räume zu nutzen, wobei Norderstedt tendenziell im Strafraum öfter und gefährlicher auftauchte.
Es ist charakteristisch für derartig umkämpfte Duelle, dass Standardsituationen entscheidend sein können. In der 50. Minute leistete sich Christopher Kock an der linken Eckfahne ein vermeidbares Foul, so dass Philipp Koch zum Freistoß antrat. Dessen scharfe Hereingabe verpasste zwar Matthias Ribeau, doch am Elfmeterpunkt stand Ole Hengelbrock frei – der Kapitän traf den Ball mit seinem Rechtsschuss nicht perfekt, doch genau deswegen schlug der Ball im Winkel ein zur Führung.
Curslack-Neuengamme mühte sich, doch es fehlte an offensiven Mitteln und speziell an Kreativität, um die sehr sichere Norderstedter Defensive nachhaltig ins Wanken zu bringen. Ein Freistoß von Sven Möller (64.) sowie Distanzschüsse von Erdinc Örün (65.) und Sven Mahrt (70.) führten zu Flugeinlagen von Marcel Kindler, doch der Eintracht-Keeper parierte teils spektakulärer, als es nötig war. Ansonsten fing er entweder alle Hereingaben sicher, oder seine Vorderleute klärten.
Es wäre voraussichtlich sowieso beim Heimsieg geblieben, doch Nick Scharkowski setzte im internen Zweikampf mit seinem Sturmrivalen Ivan Sa Borges Dju um den Stammplatz noch ein Ausrufezeichen. Marius Browarczyk hatte sich auf rechts durchgesetzt und passte scharf an den kurzen Pfosten; dort ging der Norderstedter Angreifer energisch zum Ball und verlängerte in die lange Ecke zur endgültigen Entscheidung. Der SV Curslack-Neuengamme bleibt somit auswärts punktlos, während die Eintracht nach dem zweiten Sieg in Serie an diesem Wochenende einige Tabellenplätze nach oben klettern wird.
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Über 90 Minuten geht der Sieg in Ordnung. Wir haben von Beginn an ein temporeiches Spiel gesehen. Zur Halbzeit hatte ich das Gefühl, wer das erste Tor erzielt, wird auch gewinnen. Es war unglücklich, mit einer Aktion kurz nach der Pause das Gegentor zu kassieren. Wir mussten Risiko eingehen, aber es ist uns nicht gelungen, klare Torchancen zu erarbeiten.
Andreas Prohn (Trainer Eintracht Norderstedt): Es war eine spielerisch gute Partie, ein hohes Tempo für Oberliga-Verhältnisse. Unsere Konter haben wir nicht gut zu Ende gespielt, wir waren zu hektisch und hatten unnötige Einzelaktionen. Wir sind jetzt gut im Soll – wir hatten wieder viele junge Spieler auf dem Platz, die zuletzt noch in der A-Jugend waren.
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