13.10.2011 Vorschau: Negativlauf ohne Wiederkehr? von Christopher Herbst
Es ist schwer, derzeit keine Drei-Klassen-Gesellschaft in der Oberliga Hamburg feststellen zu können. Von Platz eins (Germania Schnelsen) bis neun (FC Bergedorf 85) befinden sich Klubs, die vor der Saison gemeinhin als Kandidaten für die bessere Tabellenhälfte galten. Lediglich fünf Zähler Differenz zwischen Schnelsen und Bergedorf nach bislang elf Begegnungen sind ein Beleg dafür, dass dieses Feld sportlich weitestgehend ausgeglichen ist. Zwar in Schlagdistanz, doch passenderweise beieinander, folgen drei sehr solide Aufsteiger (Halstenbek-Rellingen, Vier- und Marschlande, Pinneberg). Sie haben bereits mehrfach ihre Ligareife bestätigt und sollten eine beruhigende weitere Saison erleben. Für das hintere Tabellendrittel gilt das (noch) nicht. Beginnend mit dem USC Paloma hat ein Sextett bereits einen Rückstand von vier bis zehn Punkten auf das Mittelfeld des Klassements. Und während die Top 12 allesamt mindestens fünfmal gewonnen haben, ist Paloma mit drei Erfolgen schon alleiniger Spitzenreiter unter den Abstiegskandidaten. Das Team von Coach Daniel Sager fuhr diese neun Punkte in den vergangenen vier Partien ein. Die Uhlenhorster haben gemäß der ansteigenden Form auch die Chance, an diesem zwölften Spieltag das Polster auf die unteren drei Ränge zu vergrößern. Bei anderen Konkurrenten sind die Aussichten auf eine Trendwende hingegen eher schemenhaft zu erkennen:
Ohne den bemerkenswerten Kraftakt im Heimspiel gegen den Meiendorfer SV (4:3) hätte Oststeinbek aktuell sieben Niederlagen in Serie zu verkraften. Das 0:4 in Norderstedt war zwar einen Tick zu deutlich, doch einen Punktgewinn dort hatte sowieso kaum einer erwartet. Dies lässt sich vom Duell mit Sasel nicht behaupten – zumindest in den Heimspielen gegen die Konkurrenten aus dem Keller muss der OSV Resultate liefern. Zumal der Gast seit dem epischen 5:0-Triumph gegen Buchholz nicht einen Zähler hinzugewonnen und auswärts generell noch keine Oberligatauglichkeit nachgewiesen hat. Dazu fällt mit Ugur Alavanda die wohl wichtigste Offensivkraft einige Wochen aus. Oststeinbek startet eine kleine Heimserie und gewinnt mit 3:0.
USC-Trainer Daniel Sager durfte nach dem 3:2 gegen Halstenbek-Rellingen erleichtert zu Protokoll geben, dass seine Mannschaft offenbar zusammenwächst. Was vor einigen Wochen noch recht hoffnungslos aussah, hat nun Struktur und Teamgeist. Zur Entwarnung genügt das natürlich noch nicht, aber so manch ein Kollege hat weitaus größere Sorgen. Etwa Ralf Palapies. Erst ein Saisonsieg steht für den SV Rugenbergen zu Buche – die jüngste Pleite führte dazu, dass der Coach etablierte Akteure in Frage stellte. Es ist somit offener denn je, welche Spieler den SVR im eminent wichtigen Heimspiel aus der Misere führen dürfen, sollen – oder sogar wollen? Paloma ist gefestigter und verschärft die Misere in Rugenbergen mit einem 2:1.
Schiedsrichter: Sebastian Born (SV Bergstedt)
SC Condor (3) vs. SC Victoria (8)*** – Sonntag 10:45 Uhr (Letzte Saison: 2:1, 1:0)
Berner Heerweg 190, 22159 Hamburg
Wurde der SC Victoria überschätzt, als viele „Experten“ den Verein vor der Saison als Titelfavoriten nannten? Bisher gelingt es dem selbsternannten Regionalliga-Aspiranten nicht, konstant überzeugende Leistungen abzuliefern. Die Verletzungen sind da nur die halbe Wahrheit, denn eine 3:1-Führung gegen Aufsteiger Billstedt darf in Überzahl durchaus für drei Zähler ausreichen. Doch die hochdekorierte Defensive versagte ihren Dienst, was Trainer Lutz Göttling merklich verärgerte. Tabellenführer Schnelsen ist schließlich nun schon fünf Punkte entfernt, so dass die Partie beim SC Condor richtungsweisenden Charakter bekommt. Die Gastgeber sind als Dritter im Soll, verpassten aber in Niendorf mit einer verschlafenen ersten Stunde ein besseres Resultat als nur eine knappe Niederlage. Nils Roschlaub trifft nach drei Spielen Torpause wieder und sichert das 1:0.
Schiedsrichter: Fynn Kohn (Husumer SV)
FC Bergedorf 85 (9) vs. Eintracht Norderstedt (2)*** – Sonntag, 12:00 Uhr (Letzte Saison: 2:0, 0:4)
Sander Tannen, Krusestraße 5, 21033 Hamburg
Just nachdem sich die Eintracht die beachtenswerte Position als beste Defensive gesichert hatte, ließ Trainer Andreas Prohn kein gutes Haar an ebendieser Abwehrarbeit. Er würde sich das nicht mehr länger anschauen, sagte er voriges Wochenende und bezog sich auf die zahlreichen Unkonzentriertheiten, die gleichwohl von Oststeinbeker Seite ungenutzt blieben. Zusätzlich drohte er mit personellen Änderungen – und verabschiedete sich dann in den Türkei-Urlaub. Als eher besonnener Gegenentwurf vertritt ihn Assistent Matthias Dieterich. Es stehen Standortbestimmungen an für Norderstedt – erst Bergedorf, dann Altona. Hat die Mannschaft danach vier bis sechs Punkte mehr auf der Habenseite, wird auch das R-Wort wieder in die Diskussion zurückkehren. Dies ist auf Bergedorfer Seite aktuell kein Thema. Schritt für Schritt arbeitet sich 85 allerdings wieder nach vorn und wird vor dem Gegner keine Angst haben. Schließlich gab es zuletzt drei Heimerfolge gegen Victoria, Curslack-Neuengamme und Schnelsen. Norderstedt ist nicht das vierte namhafte Opfer in Serie, sondern gewinnt mit 3:1.
Bitter läuft es derzeit für den MSV, der reihenweise Punkte verschenkt. Gegen Norderstedt nach Führung und trotz doppelter Überzahl nur 1:1, dann gegen Oststeinbek (wieder Überzahl) und Bergedorf trotz guter Leistungen und insgesamt fünf Toren in der Summe null Punkte. Daher fehlen eigentlich die Argumente, um gerade in Altona zu bestehen. Dieses wurde am elften Spieltag von Germania Schnelsen in die Schranken verwiesen. Nach einem starken Saisonstart ist das Team mit drei Niederlagen in vier Partien aus der Spur gekommen – oder auf Normalmaß gestutzt, je nach Perspektive. HAFO sieht voraus, dass Meiendorf alles bisherige auf den Kopf stellt, dieses Mal in Unterzahl gerät und ein 3:2 durchrettet.
Schiedsrichter: Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel)
SV Halstenbek-Rellingen (10) vs. Germania Schnelsen (1) – Sonntag, 14:00 Uhr (Letzte Saison: ---)
Jacob-Thode-Platz, Lütten Hall, 25469 Halstenbek
Schnelsen ist die Nummer eins – nicht nur in Nebengeräuschen mit der Causa Spethmann. Denn die Bestätigung der Tabellenführung mit dem 2:1 gegen Altona 93 sorgte dafür, dass der Fokus zunächst wieder auf den sportlichen Qualitäten der Mannschaft liegt. Dass Jürgen Tunjic sogleich von Meisterschaft und Aufstieg redet, ist naheliegend. Doch gerade außerhalb des Vereins gibt es Zweifel an der strukturellen Tauglichkeit für die Regionalliga. Wie auch bei den anderen Kandidaten für höhere Aufgaben gilt es aber, bis zur Winterpause zu warten. Dann ist die Zeit, Konzepte zu erstellen für den Fall der Fälle. Die Realität heißt HR, und ist ein Neuling, der die Erwartungen soweit übertrifft. Sorgen könnte dort indes bereiten, dass der bis vor zwei Wochen so starke Keeper Thomas Brandt wegen einer Innenbandverletzung erst in der Rückrunde wieder zum Pflichtspieleinsatz kommen wird. Youngster Maximilian Rohrbach, im Sommer aus der A-Jugend von Eintracht Norderstedt gekommen, gab beim USC Paloma sein Debüt und wird wohl auch in den kommenden Wochen im Mittelpunkt stehen. Der junge Torwart hat einen stressigen Arbeitstag gegen die Tunjics, Rahn, Nadler & Co. Das 1:2 kann er jedoch nicht verhindern.
Schiedsrichter: Martin Pfefferkorn (SC Urania)
SC Vier- und Marschlande (11) vs. Niendorfer TSV (7)*** – Sonntag, 15:00 Uhr (Letzte Saison: ---)
Still und leise ist der SCVM bereits seit vier Partien ungeschlagen, hat hieraus zehn Punkte gesammelt und ist folglich angenehm weit entfernt von der Abstiegszone. Dass die letzten drei Siege jeweils mit nur einem Tor Differenz eingefahren wurden, ist ein Zeugnis für Stabilität und taktische Disziplin. Trainer Jan Schönteich kann somit ohne Sorgen um seine Kicker die Sonne in der Türkei genießen, während „Co“ Benjamin Scherner das Tagesgeschehen regelt. Der Niendorfer TSV erfuhr derweil viel Zustimmung für seine Entscheidung pro Frank Hüllmann – kein Experiment, sondern viel Oberliga-Weisheit, das sollte funktionieren. Der Übergang nach der Demission von Matthias Bub scheint bereits vollzogen, und dies nicht nur aufgrund des 3:2 gegen den SC Condor. Viele positive Eindrücke lassen vermuten, dass die Partie ohne Verlierer ausgeht. Ein 1:1 ist naheliegend.
Es gab großes Lob für die couragierte Aufholjagd der Billstedter beim SC Victoria. Zum dritten Mal in der laufenden Runde spielte der Aufsteiger 3:3 und holte jeweils einen Rückstand auf. Partien wie bei „Vicky“ oder Buchholz zeigen, dass die Schäfke-Elf phasenweise auch klar besser aufgestellte Mannschaften ins Wanken bringen kann. Da dies aber kaum konstant über 90 Minuten gelingt, hat V/W erst einmal gewonnen und läuft Gefahr, mit seinen vielen Unentschieden – bereits sechs – im unteren Drittel stecken zu bleiben. Beim VfL Pinneberg sieht dies anders aus. Doch trotz der komfortablen Situation mit Tuchfühlung an die oberen Ränge kam Coach Michael Fischer nach dem unglücklichen 0:2 gegen abgezockte Buchholzer nicht an der Überlegung „was wäre, wenn…“ vorbei. „Mit ein bisschen mehr Effizienz kann man sich vorstellen, wo wir stehen können.“ Die zweitschwächste Heimmannschaft verliert gegen das viertbeste Auswärtsteam mit 1:2.
Otto-Koch-Kampfbahn, Seppenser Mühlenweg 44, 21244 Buchholz in der Nordheide
Entweder oder – das hin und her des SV Curslack-Neuengamme zwischen heim und auswärts, zwischen bester Mannschaft auf eigenem und schwächster auf fremdem Platz ist hinlänglich bekannt. Bei Buchholz 08 läuft es überraschend andersherum, denn die Nordheider haben zwar die beste Reisebilanz aller Teams, konnten auf der heimischen Kampfbahn jedoch nur einmal gewinnen. HAFO tippt aus Gründen der Glaubwürdigkeit sicherheitshalber erst wieder auf Curslacker Auswärtspunkte, wenn diese tatsächlich geschehen sind. Bis dahin: 3:1 für Buchholz.
Schiedsrichter: Mehmet Fatiras (TuS Berne)
…und aus der Landesliga Hansa möchten wir Ihnen folgende Partie vorstellen:
Vor einigen Wochen wäre es noch ein Treffen der Perfekten gewesen, doch mittlerweile hat der RSC zweimal Remis gespielt und somit vier Zähler Rückstand auf BU. Frank Pieper erkannte im vorangegangenen Topspiel gegen Türkiye, dass die Luft dünner wird. Ein spät erfolgter Doppelpack von Jon Hoeft bei dreifacher Überzahl rettete die tolle Bilanz von nunmehr elf Siegen vom Start weg. Es könnte sein, dass die Auswärtspartie in Rahlstedt der schwerste Gang in der kompletten Saison wird. Schon sechsmal bekamen die Gastgeber kein Gegentor, haben zuhause zudem jede Begegnung gewonnen – es werden Nuancen entscheiden. Beide untermauern ihre Oberliga-Ambitionen in einem packenden Duell. Barmbek-Uhlenhorst lässt erstmals Punkte liegen – 2:2!
Schiedsrichter: Jan Clemens Neitzel (Eintracht Norderstedt)
…ferner kommt es in der Bezirksliga Ost zu einem reizvollen Duell:
FC Voran Ohe (2) vs. Barsbütteler SV (1)*** – Freitag, 19:30 Uhr (Letzte Saison: ---)
Amselstieg 26, 21465 Reinbek
Nach rund einem Drittel der Spielzeit haben sich Ohe und Barsbüttel als diejenigen Teams mit dem größten Titelpotenzial herauskristallisiert. In diesem Match trifft die sicherste Defensive der Bezirksliga (erst neun Gegentore) auf die mit Abstand stärkste Offensive (51 Treffer). Betim Haxhiajdini allein war für die Gäste bereits 19 (!) Mal erfolgreich. Die Hausherren sind ihrerseits immerhin der einzige ungeschlagene Klub der Staffel – auch wenn die erste Niederlage am vergangenen Wochenende bei der Reserve von V/W Billstedt (1:1) nur knapp abgewendet werden konnte. Die Chronisten berichten derweil, dass die Kontrahenten letztmals in der Saison 2006/2007 in der Landesliga Hansa aufeinander trafen – damals mit sechs Punkten für Ohe (5:2, 2:1). Davor war man sich 25 Jahre lang nicht über den Weg gelaufen. Peter Martens versus Oliver Zapel an der Seitenlinie klingt nach mehr als „nur“ Bezirksliga und ist einen Besuch wert. Für das Spiel selbst prognostiziert der HAFO-Roulettetisch eine 23 – 3:2 für Barsbüttel also!
Schiedsrichter: Leif Jischkowski (VfL 93)
"***" Von diesen Partien wird HAFO – wie immer kurz nach dem Schlusspfiff - voraussichtlich für Sie berichten!
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