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01.11.2011
Derby-Vorschau: Die Blauen gegen die Roten von Andreas Killat




SV Curslack-Neuengamme vs. SC Vier- und Marschlande





So wollen sie spielen (voraussichtliche Aufstellungen):
SV Curslack-Neuengamme: Stephan – Papke, Blättermann, M. Barlak, Kock – Zöpfgen, Theetz – Mahrt, Möller – Reincke, Veselinovic
SC Vier- und Marschlande: Möller – D. Herzberg, Tetzlaff, Benson, Güven – Kosik, Kaba – Ullrich, Gelinski, Ahmadi – von Hacht
Anpfiff: Samstag, 5. November 2011 um 14 Uhr; Gramkowweg 5, 21039 Hamburg
Schiedsrichter: Andreas Bandt (ETV)
Assistenten: Stephan Burgdorf (VfV Borussia 06 Hildesheim), Roland Köbe (ETV)



Es gibt Derbys und es gibt Derbys. Das eine sind die Art Nachbarschaftsduelle, wo sich zwei Klubs geographisch zwar nahe sind, aber wo es eigentlich keine besondere Brisanz gibt (wie z.B. kürzlich in der Bundesliga VfB Stuttgart - 1899 Hoffenheim, als Fredi Bobic dem Spiel den Derby-Charakter glatt komplett absprach). Das andere jedoch sind für die Fans echte Highlights: Revierderby, Frankenderby, Nordderby, Ostderby, Stadtderby, Lokalderby, Merseyside-Derby, Old Firm oder Clásico, um nur einige zu nennen. Bei diesen Spielen geht es um Liebe, Glaube, Hoffnung. Um Emotionen, Tradition, Rivalität, Prestige, Neid und oft auch um ideologische, politische und religiöse Unterschiede. Manchmal aber lassen sich die Ursprünge für die gegenseitige Abneigung auch gar nicht mehr ergründen – im Fußball ist eben nicht immer alles rational!

In den Vierlanden (Curslack, Kirchwerder, Alten- und Neuengamme) ist es das Derby zwischen den „Blauen“ (Curslack) und den „Roten“ (SCVM), das die Massen elektrisiert. Ältere Zuschauer berichten von „Gift und Galle“, wenn beide Teams früher aufeinander trafen – nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch auf den Rängen (aber natürlich nur verbal). Zuletzt war dies am 4. April 2006 der Fall, als der SCVM dem SVCN zu Hause mit 0:1 unterlag (Torschütze: Marco Wyrwinski in der 90. Minute!). Ein Teil der Rivalität ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass sich der damals im Herrenbereich erfolgreichere SV Curslack-Neuengamme gerne bei der A-Jugend des SCVM „bediente“, die 2005/06 sensationell den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Zu nennen sind hier u.a. Chris Flick, Patrik Papke und Julian Sander. Aber auch davor gab es schon prominente Abwerbungen, so wurde z.B. einst SCVM-Torjäger Sören Deutsch nach Curslack gelotst. CN-Coach Torsten Henke dazu (mit einem Augenzwinkern): „Ich habe tatsächlich schon viele Spieler zu uns holen können, nur beim Betreuer Olaf „Alli“ Gladiator (Anmerkung der Redaktion: Seit 1973 die gute Seele beim SCVM) ist mir das noch nicht gelungen“. Bei aller sportlichen Härte gab es früher aber ein ungeschriebenes Gesetz: Hinterher wird unabhängig vom Spielausgang zusammen getrunken und gefeiert! „Die Derbys waren für mich immer ganz besondere Spiele. Damals war es aber auch so, dass sich die Spieler untereinander viel besser – auch privat - kannten. Meistens haben wir nach dem Schlusspfiff immer noch sehr sehr lange zusammen gesessen“, berichtet Henke.

Aus der Historie des Vierländer Derbys (siehe auch ausführliche Statistik am Ende dieses Berichtes) ist insbesondere das erste Duell der Neuzeit erwähnenswert: Es fand am 16. September 1984 vor knapp 1.000 Zuschauern am Gramkowweg statt. Torschütze zum 1:0-Sieg für den SVCN (unter Trainer Hartmut Wulff): Torsten Henke (10.min), damals gerade 18 Jahre jung (14 Jahre später konnte sich Henke übrigens nochmals als Torschütze in den Derby-Annalen verewigen: Beim 2:0-Erfolg am 22. März 1998 zum 1:0 per Foulelfmeter). Die Mannschafts-Aufstellungen vom 16.09.1984 beim damaligen Bezirksliga-Duell:

SVCN: Bröcking - Hartmut Wulff, Mensing, Holger Wulff, Klose - Buhk, Henke, Larisch (60. Woldt), Michael Voss, Buck, Winkler
TSV Kirchwerder: Sprang - Carsten Voss (70. Meyns), Reymers, Tofern, Jendrasik - Kahl, Behr, Timmann, Schmidt-Krützfeld, Schween (57. Meyer)

Von 1989 bis 1992 bildeten der TSV Kirchwerder und der SV Curslack-Neuengamme dann eine Spielgemeinschaft unter dem Namen FSG Vierlande. Die Idee des Zusammenschlusses der Fußballabteilungen zur Spielgemeinschaft war der Bau einer neuen Sportanlage am Heinrich-Stubbe-Weg. Als sich die Pläne jedoch zerschlugen, wurde die FSG Vierlande aufgelöst und beide Vereine gingen wieder getrennte Wege. Im Jahr 1999 folgte die Fusion des TSV Kirchwerder mit dem SV Ochsenwerder-Moorfleet zum heutigen SC Vier- und Marschlande, so dass am 14. November 1999 das erste Derby beider Klubs unter heutigem Namen stattfand:

SCVM: Heller - Frieber, Stut, D.Schümann, Emling, Pommer, Prahl, Marks, M. Schümann (82. Teubert), Deutsch (90. Schulz), Motullo (46.Gonse)
SVCN: Huß - Andrade, Böhmer, Brunier, Strickert, Ludanek, Ocak (72. Voss), Meyer, Gothmann, Schröder (76. Wenck), Güven (35. Brantin)
Tore: 1:0 R. Emling (3.), 1:1 S. Ludanek (47.), 2:1 P. Marks (71.), 3:1 P. Marks (90.)

Im ersten Trainerjahr von Henke (Saison 2002/03) kam es am 9. Mai 2003 in der Bezirksliga Ost zu einem “kleinen” Derby gegen SCVM II (SCVM I kickte damals in der Landesliga Hansa). Die Curslacker gewannen mit 5:0 (2x Brantin, Clausen, Gothmann, Thielke) und stiegen durch diesen Sieg in die Landesliga auf. Aus heutiger Sicht war das wohl die Geburtsstunde des späteren „Wunders von Curslack“, das im Mai 2006 mit dem Aufstieg in die Verbands-/Oberliga mündete, wo der Klub seither für Furore sorgt. Unter der Ägide des 45jährigen, der seit 1972 (!) im Verein ist, gab es bisher 312 Punktspiele, in denen 551 Punkte geholt wurden (161-68-83), bei 635:411 Toren. Am heimischen Gramkowweg lautet die Bilanz: 156 Spiele (97-28-31), 379:190 Tore.


Auch für Jan Schönteich, der bisher noch nie bei einem Vierländer Derby Beteiligter war, der ultimative Kick: „Ich bin zwar selbst kein Vierländer, aber man bekommt schon mit, dass alle dem Spiel entgegenfiebern. Das ist ansteckend“! Um die „Vorherrschaft“ ginge es dabei jedoch keinesfalls, führt der SCVM-Coach weiter aus, „denn dazu ist uns Curslack-Neuengamme noch um einige Jahre voraus“. Aber etwas besser, als beim 0:5 in der Vorbereitung beim Kohbau-Cup ( http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=1839.msg46465#msg46465) will man es schon machen. „Da haben wir uns bis auf die Knochen blamiert“. Generell zollt Schönteich dem Nachbarn bei aller Rivalität großen Respekt: „Allerhöchste Anerkennung für das, was bei CN in den letzten Jahren geleistet wurde, allen voran von meinem Trainerkollegen Torsten Henke“, so der selbst (z.B. beim FC Voran Ohe) schon äußert erfolgreiche Übungsleiter. „Das kann uns wunderbar als Vorbild dienen. Seit meinem Amtsantritt im Sommer 2009 zielte bei uns alles auf ein Pflichtspiel gegen den großen Nachbarn. Nun ist es soweit!“.

Diese Komplimente gibt Henke, der sich selbst „durch und durch“ als Blauen bezeichnet, übrigens postwendend zurück: „Ich habe schon seit Jahren ein sehr gutes Verhältnis zu den Offiziellen vom SCVM, besonders zu Heinz Seidenstücker und Jan Schönteich. Trotz der sportlichen Rivalität erkennt man im Umfeld an, was jeder Verein geleistet hat. Außerdem spielt meine Tochter beim SCVM, wie könnte da also eine Abneigung da sein?!“. Vom Spiel erwartet der Curslacker Coach, der auf seinen rotgesperrten Stammtorhüter Freddy Böse verzichten muss, „zwei offensiv ausgerichtete Mannschaften, die sich absolut fair verhalten werden!“. Und in guter, alter Tradition wolle man „hinterher gemeinsam ein Bier trinken“.


Am Samstag, 5. November 2011 um 14:00 Uhr kommt es am Gramkowweg nun also zum ersten Vierländer Derby beider Klubs in Hamburgs höchster Amateurklasse. Für den SCVM könnte es natürlich nichts Schöneres geben, als die bisher makellose Heimbilanz der Curslacker (7 Spiele, 7 Siege) ausgerechnet in diesem Prestigeduell zu beflecken. HAFO freut sich auf die Partie und wird ausführlich darüber berichten. Seien Sie, liebe Leser, am Besten live vor Ort mit dabei!


Punktspielbilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1999): 8 Spiele, 4 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen, 10:10 Tore

99/00: 1:4 / 1:3 Landesliga Hansa
03/04: 2:0 / 2:0 Landesliga Hansa
04/05: 1:2 / 0:0 Landesliga Hansa
05/06: 2:1 / 1:0 Landesliga Hansa

Erläuterung:
Der SCVM ist 1999 aus der Fusion zwischen SV Ochsenwerder-Moorfleet und TSV Kirchwerder entstanden (und der SV Ochsenwerder-Moorfleet 1994 aus Ochsenwerder SV und Moorfleeter SV). Der TSV Kirchwerder wiederum bildete von 1989-1992 mit dem SV Curslack-Neuengamme eine Spielgemeinschaft unter dem Namen FSG Vierlande. Daher finden in der o.g. Statistik nur die Spiele seit 1999 Berücksichtigung. Betrachtet man rein das „Vierländer Derby“, sind aber auch noch die Spiele gegen den TSV Kirchwerder (bzw. vor 1972 VfL Kirchwerder) hinzuzurechnen:

48/49: 2:1 / 1:1 A-Klasse Hamburg Staffel 4 (SVCN = Spvgg Vierlanden)
49/50: 1:3 / 0:2 Kreisklasse Ost (SVCN = Spvgg Vierlanden)
51/52: 1:2 / 1:7 Kreisklasse Ost (SVCN = Spvgg Vierlanden)
57/58: 6:2 / 4:1 Bezirksklasse Bergedorf
84/85: 1:0 / 0:2 Bezirksliga Ost
85/86: 1:1 / 4:1 Bezirksliga Ost
87/88: 0:0 / 1:0 Bezirksliga Ost
88/89: 0:1 / 2:1 Bezirksliga Ost
94/95: 2:2 / 1:2 Bezirksliga Ost
97/98: 2:0 / 1:3 Landesliga Hansa
98/99: 2:2 / 1:2 Landesliga Hansa

Die Gesamt-Punktspielbilanz im Vierländer Derby zwischen Curslack und Kirchwerder/SCVM sieht dann daher aus Sicht des SVCN seit 1945 wie folgt aus:

30 Spiele: 12 Siege, 6 Remis, 12 Niederlagen, 44:46 Tore


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