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07.11.2011
Rückblick: Bei den Elstern ist das wichtigste Organ die Geduld von Folke Havekost




Giovanni Trapattoni hatte sie nicht mehr. „Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler“, stieß er in seiner Münchener Wutrede von 1998 hervor. Sie war ihm abhanden gekommen, die Geduld.

„Bei den Eltern ist das wichtigste Organ die Geduld“, schreibt Monica Cantini in ihrem fabelhaften Roman „Grünschnabel“, der für den diesjährigen Schweizer Buchpreis nominiert ist. Er handelt von einem adoptierten Mädchen, das bei seinen neuen Eltern die Sprache lernt. Neue Worte legt die Grünschnäbelin in Streichholzschachteln ab, die Aufschriften wie „Jetzt“, „Später“ oder „Immer“ tragen.

So sehr wir Cantieni den Buchpreis wünschen, einen Verdacht haben wir doch: Das Lektorat hat gepatzt. Natürlich hätte es heißen müssen: „Bei den Elstern ist das wichtigste Organ die Geduld.“

Als Bergedorf-85-Trainer Olaf Poschmann zur Halbzeitpause seine Habseligkeiten betrachtete, fand er ein unschönes Wort in der Jetzt-Streichholzschachtel: „Rückstand“. Altona 93 war zwar kaum vor das Tor der Elstern gekommen, hatte durch einen Kopfball von Sebastian Clausen aber im Gegensatz zur Heimmannschaft getroffen. Unter dem Zettel, auf dem „Rückstand“ stand, lagen noch „Tempo“, „Dominanz“, „Chancen“, die vor dem Anpfiff in die Schachtel gewandert waren und ganz gut die Spielweise seiner Elf in Worte fassten.

Nur „Tore“ lag da nicht. Es war wohl aus Versehen in der Später-Schachtel gelandet. Schnell rückte Poschmann die Dinge zurecht, versetzte „Tore“ ins Jetzt und erinnerte sich daran, dass bei seinen Elstern das wichtigste Organ bekanntlich die Geduld sei.

Was folgte, war eine Bergedorfer zweite Halbzeit, die zwar kaum imposanter als die erste, dafür aber von Erfolg gekrönt war. Ishmael Brown und Alexey Bugrov drehten mit ihren Treffern ein hochklassiges Spiel, mit dem uns die geduldigen Elstern schwer beeindruckt haben. Eine Mannschaft, die das Heft sofort in die Hand nimmt, durch eigene Unzulänglichkeiten zurückgeworfen wird, das Heft darauf nicht etwa wütend in die Ecke pfeffert, sondern eifrig versucht, neue und schönere Kapitel reinzuschreiben und am Ende dafür belohnt wird ... was will man mehr?

Solche Erfahrung von „Fußball“ würden wir Grünschnäbel jedenfalls sofort in die Schachtel Immer sortieren wollen.

Wir sind uns aber nicht sicher, ob das richtig wäre. Gerade in dieser Oberliga-Saison kann man sich ja leicht verzetteln. Verrückt sollte sie sein? Weil jeder jeden schlagen kann? Von wegen! Am vergangenen Wochenende schlugen die Favoriten gnadenlos zu und gewannen nicht nur ihre Spiele, sondern ließen den armen Außenseitern dabei auch meist nicht den Hauch einer Chance. 4:0, 3:1, 2:0, 3:1, 4:2, 3:1 – da war nicht ein Knappsieg dabei, den wir vielleicht in eine Schachtel zu „spät“ und „glücklich“ legen könnten.

Tabellenführer SC Condor nahm die Grand-Hürde USC Paloma souverän. Auch ein umstrittener Handelfmeter, den die Tauben zum 1:2 nutzten, brachte die Raubvögel nur kurz in Bedrängnis. Fünf Punkte sind die Farmsener dem Oberliga-Schwarm nun bereits vorausgeflogen. Gut, dass mit Germania Schnelsen am Sonntag ein Konkurrent zum Berner Heerweg kommt, der selbst noch leise Ambitionen auf das Zettelchen „Herbstmeisterschaft“ hegt. Noch ist das also was für Später.

Die Schnelsener schafften nach drei Niederlagen in Folge mal wieder einen Sieg. Germanen-Obmann Nils Kuntze-Braack konnte das merkwürdige Wort „Ergebnisproblem“ erstmal in die Früher-Schachtel verfrachten. Das 3:1 gegen Vorwärts-Wacker Billstedt war so ungefährdet, dass Trainer Jens Paeslack sich der Sympathiewerbung widmen konnte. „Ich glaube, die Liga ist auf unserer Seite“, wünschte er sich gemeinsames Daumendrücken bei 16 Vereinen für das Spitzenspiel am Sonntag.

Das Gegenstück zu den zuletzt erfolglosen Schnelsenern bildete der SV Rugenbergen. Mit der Empfehlung von drei Siegen in Serie reisten die Bönningstedter zu Eintracht Norderstedt. Und kassierten beim Favoriten „bös Haue“, wie Trainer Ralf Palapies nach einer „absolut mutlosen“ Vorstellung seiner Elf feststellen musste. Norderstedts Stürmer Milos Ljubisavljevic traf beim 4:0 gleich dreimal. Ein Name, den man sich merken muss? Ein Name, der eine eigene Schachtel wert wäre!

Vorerst muss Ljubisavljevic sich den Platz aber noch mit „Gillich“ teilen. Der Angreifer von Buchholz 08 verschoss zwar einen Foulelfmeter, sorgte mit seinen beiden Schlussphasen-Treffern aber dafür, dass die Nordheidjer beim Meiendorfer SV die Schachtel, pardon: den Sack zumachten. Das verletzungsgeplagte Thomas-Titze-Team trat wieder einmal in schnörkellos-sachlicher Gestalt auf. Effizientes Fußwerk, das von Titze als „nahezu sensationell“ befunden und von der Tabelle mit Platz zwei belohnt wurde.

Auch der SC Victoria steht wieder für Siege, ohne dass Grünschnabel auch noch Latein lernen muss. Beim TSV Sasel schien Vickys Erfolg nur kurzzeitig in Frage gestellt, als das Schlusslicht zum 1:1 ausglich. Sergej Schulz brauchte nur zwei Minuten, um die Verhältnisse wieder gerade zu rücken: Wir sind die Favoriten, wir lassen uns nichts bieten.

Einiges geboten wurde beim SV Curslack-Neuengamme: Popcorn, Hüpfburg, Deichderby. Nur ein Außenseitersieg fehlte. Aufsteiger SC Vier- und Marschlande trat in der lang ersehnten Begegnung einfach zu gehemmt auf, um den Heimnimbus der Curslacker zu gefährden. Zumal deren Routinier Matthias Reincke vor dem 1:0 eine Übersicht und Präzision an den Tag legte, die ihn uns ohne Zweifel in die Schachtel „Deichgraf“ legen lässt. Dem Schönteich-Team bleibt nach der verpatzten Oberligadeichderbypremiere dagegen nur die Weisheit: Man sieht sich immer zweimal - Jetzt und Später.

Haben wir noch etwas vergessen? Die 1:0-Siege von Oststeinbek gegen Halstenbek-Rellingen oder von Pinneberg gegen Niendorf etwa - Knappsiege auf jeden Fall und womöglich sogar für die Außenseiter?

Könnte man meinen. Doch dem VfL Pinneberg hatte Trainer Michael Fischer nach drei vorangegangenen Heimpleiten ja verordnet, nun nicht mehr nur schön zu spielen, sondern gegen den Niendorfer TSV auch Gras zu fressen und ein bisschen effektiver aufzutreten. Und mit einem neuen favorisierten T-Shirt wird man höchstens zum Außenseiter, wenn man es zu lange anbehält. Am Freitag bei Pinnebergs Gastspiel an der Hoheluft werden wir vielleicht schon sehen, wer den richtigen Riecher hat.

Auch bei der Begegnung zwischen dem Oststeinbeker SV und der SV Halstenbek-Rellingen war mancher Beobachter geneigt, die Favoritenrolle an die Gäste zu vergeben. Doch OSV-Trainer Stefan Kohfahl hatte ja in der Vorwoche trotz einer Niederlage davon gesprochen, dass er seine Mannschaft nicht mehr als Abstiegskandidat ansehe. Ein Nichtabstiegskandidat traf also auf einen Aufsteiger, und in Verbindung mit dem Heimvorteil war ein Sieg der Kohfahl-Kicker ja beinahe eine Selbstverständlichkeit. Und so kam es dann auch. Alexander Pohlmann traf zum 1:0, ein glänzend aufgelegter Christoph Werth im Tor vereitelte danach geduldig und erfolgreich alle wütenden Angriffe der Gäste.

In Bönningstedt mag man nach den tagelangen Streitigkeiten über die Verlegung des Punktspiels ganz anders über die Geduld der Oststeinbeker denken, aber zumindest auf dem Platz folgen die Kohfahl-Kicker dem Bergedorfer Muster. Vielleicht ist ja nicht nur bei den Elstern das wichtigste Organ die Geduld.

Aber dort vor allem. Selbst Bergedorfs Sommertrainer Friedhelm Mienert, was Verständigungsschwierigkeiten betrifft eine Art Trapattoni der Sander Tannen, gelobte nun bei blog-trifft-ball.de, seine neue Aufgabe als Jugendtrainer bei Treubund Lüneburg anders anzugehen: „Mit etwas mehr Geduld und weniger Feuer.“

Streichholzschachteln lassen sich ja auch viel besser verwenden als zum Zündeln.



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