Da stand er nun zwischen den Pfosten, keine ausgebreiteten Arme, keine gebeugten Knie. Es schien, als würde Claus Reitmaier wissen, dass er den Strafstoß von Jan Savelsberg mit geschlossenen Augen abwehren würde. "Um Gottes Willen", sagte der 47 Jährige aber später, "ich war mir nur relativ schnell sicher, dass ich nach links unten gehen würde." Links unten schoss auch Savelsberg und Reitmaier war so gekonnt zur Stelle, dass er den Ball sogar locker fing.
Sag mal, Jan: Kratzt das nicht am Selbstbewusstsein? Um es vorweg zu nehmen: Ja, es war wohl eine kleine Demütigung, zumal ihn auch jeder nach Spielende auf die Szene anzusprechen schien, doch Savelsberg konterte mit einem schlagfestem Argument: "Immerhin hab ich dann den Ausgleich vorbereitet."
Altona war gegen HR zwar gut 30 Minuten sehr dominant, hatte gefühlte 80% Ballbesitz, doch wirklichen Nutzen brachte das nicht mit sich. Den geschilderten Elfmeter hatte Benjamin Lipke gegen einen verdutzten Fabian Rußbüldt herausgeholt (siehe Foto). Es sah eher nach Schwalbe aus, doch Schiri Michael Ehrenfort gab zudem noch Gelb für Rußbüldt. Eine harte Entscheidung. Insgesamt saßen die Karten beim Unparteiischen diesmal sehr locker in der Hose. Die Statistik lässt ein hartes Spiel vermuten – war's aber nicht.
Im zweiten Durchgang musste Tobias Leuthold zunächst duschen gehen, ehe die Altonaer sogar noch auf neun Spieler dezimiert wurden, weil Zafer Demirbaga in einem Zweikampf nachgetreten hatte und glatt Rot zu sehen bekam. Jetzt hatte HR Großchancen im Minutentakt und Berkan Algan, Sascha Richert und Yannik Bräuer hätten auf 3:0 oder 4:0 erhöhen müssen … der Wille war da, die Gegenwehr der Altonaer Abwehr war besser. Als schließlich Fabian Rußbüldt nach seiner zweiten Gelben Karte das Feld verlassen musste (wieder war er gegen Benjamin Lipke bestraft worden), witterte Altona wenig später noch einmal Morgenluft.
Jan Savelsberg flankte über rechts, Mustafa Hadid brachte den Ball Richtung Tor und Claus Reitmaier reagierte reflexartig mit guter Abwehr. Diesmal konnte er den Ball allerdings nicht festhalten, so dass Benjamin Lipke aus nächster Nähe den Ausgleich erzielte. Bei dem Mordsschuss unter die Latte hätte kein Kopf dazwischen sein dürfen … das wäre ein definitiver K.O. gewesen.
So konnte Oliver Dittberner sich über das Unentschieden ("Es fühlt sich an wie ein Sieg") und über sein Wiedersehen mit Claus Reitmaier freuen. Die beiden begrüßten sich herzlich, denn sie spielten in der Saison 91/92 gemeinsam bei den Stuttgarter Kickers. Für HR blieb die Erkenntnis, dass sie besser mehr Tore gemacht hätten. Kostet wohl fünf Euro, wäre aber auch für drei Punkte gut gewesen.
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