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21.11.2011
Rückblick: Schöner Luxus Aufstiegsangst von Folke Havekost




„Man muss nicht jeden Berg selbst besteigen“, lautet eine Weisheit, „aber man muss wissen, von wem man sich die Aussicht schildern lässt“. Schön und gut. Aber wenn gar keiner auf den Gipfel steigt, ist es mit dem Sich-Schildern-Lassen auch nicht weit her.

Übern Berg ist keiner. Im Gegenteil: In der Oberliga herrscht Aufstiegsangst. Kaum hat der Norddeutsche Fußball-Verband durchblicken lassen, dass die Teilnahmebedingungen an der neuen Regionalliga für Hamburger Vereine durchaus günstig sind, schon verzagen die ersten drei Kandidaten: Beim SC Condor wird ja vehement bestritten, sich mit dem Sprung in die Viertklassigkeit überhaupt zu beschäftigen. Der Auftritt im Nordost-Derby beim Meiendorfer SV unterstrich diese Haltung. Gegen die abstiegsbedrohten Nachbarn gelang kaum etwas. Dass Meiendorf mit dem souveränen 2:0 eine Serie startete und erstmals zwei Siege in Folge feierte, dürfte an der B 75 allerdings nicht dazu führen, beim NFV jetzt gleich die Lizensierungsunterlagen vormerken zu lassen.

Auch der Zweite kam nicht recht zum Zuge. Benjamin Lipke rettete für Altona 93 einen kargen Zähler im Heimspiel gegen Angstgegner SV Halstenbek-Rellingen, das in seiner Bedeutung weit über die Adolf-Jäger-Kampfbahn hinaus wies. Vereine und Verbände streiten sich auf internationaler Ebene ja andauernd, was nun schwerer wiege: Nationalmannschaften oder Europapokale? In Altona wurde die Frage ganz konkret behandelt: Die Hausherren setzten zwei aktuelle Nationalspieler (Albry-Niger, Hadid-Afghanistan) gegen doppelte Halstenbeker Europacup-Erfahrung (Reitmaier-Karlsruhe, Algan-Valkeakoski).

Lange schien der Europacup die Nase vorn zu haben. Reitmeier hielt einen Elfmeter, Algan schoss die Gäste in Führung. Doch letztendlich gelang Algan nicht das 0:2, und Reitmaier musste einen Schuss von „Mucki“ Hadid prallen lassen, so dass Lipke für Altona zur Stelle sein konnte. Altona gegen Halstenbek, Verbände gegen Vereine – unentschieden!

Und der Dritte? In ungewohnten Höhen konnte Curslack-Neuengamme seine Heimserie nicht fortsetzen und gab zum ersten Mal in dieser Saison am Gramkowweg Punkte ab. Vor eineinhalb Jahren noch wäre das 2:2 gegen Victoria von den Vierländern vermutlich als Punktgewinn verzeichnet worden, doch der einstige Serienmeister hat einigen Respekt eingebüßt. Dass Matthias Reincke sich bemüßigt fühlte, beide Curslacker Treffer selbst zu erzielen, kann die alte Dame aber durchaus als Kompliment verbuchen. Und mit dem ebenfalls doppelten Torschützen Benny Hoose macht sich vielleicht ein Victorianer auf den Weg, die Sturmflaute der Hohelufter zu beenden.

Profiteure der geringen Ausbeute des Führungstrios waren Germania Schnelsen und Eintracht Norderstedt, ohne vollends zu überzeugen. Schnelsens Trainer Jens Paeslack freute sich gar nicht so recht über das 4:2 gegen den SC Vier- und Marschlande. Dass das zweite Gegentor kurz vor Schluss Tabellenplatz zwei kostete, dürfte ihn weniger grämen als die „teilweise schlechte Einstellung“ seiner Elf, die er bemängelte.

Apropos Einstellung: Verlierer Vierlande zeigte zweierlei. Die Mannschaft ist vom angekündigten Abschied Jan Schönteichs offenbar nicht geschockt, auch wenn es nicht zu einer Überraschung gereicht hat. Und sie ist die attraktivste Mannschaft der Oberliga, wenn es nur ums Toregucken geht. 66 Treffer fielen in den Hinrunden-Begegnungen mit dem SCVM, satte 3,88 pro Begegnung. Das komplette Gegenteil zum Aufsteiger bildet die Altmeisterin: Unter Victorias Beteiligung gab’s gerade mal 45 Jubelschreie zu hören, karge 2,65 pro Spiel.

Doch von Victoria zurück zur Spitzengruppe: Eintracht Norderstedt, die nach dem Heim-0:4 gegen Altona Ambitionen nach oben besser nicht formulierte, hat inzwischen den Sprung auf Platz zwei geschafft. Und das, obwohl Milos Ljubisavljevic diesmal nur ein Treffer gelang. Immerhin war es das wichtige 1:0 gegen Vorwärts-Wacker Billstedt, das mit dem 3:0-Endstand unter Wert geschlagen war. Die Tabelle nimmt darauf keine Rücksicht, schon vier Punkte sind es mittlerweile zum rettenden Ufer.

Da hilft es wenig, „von uns ein gutes Spiel“ gesehen zu haben, wie VW-Coach Alexander Schäfke feststellte. Nach 15 Spielen in Folge blieben die Billstedter wieder ohne eigenes Tor – zum Saisonauftakt hatte es beim 0:0 gegen Oststeinbek immerhin noch einen Punkt gegeben. Dorthin geht es am Freitag, eine Niederlage ist für den Aufsteiger schon fast verboten.

Und Oststeinbek ist kein leichtes Pflaster. Langsam glauben wir ja, dass Oststeinbek die Verlegung des vorwöchigen Spiels in Bönningstedt nicht auf den Weg gebracht hat, um als Aufbaugegner für den Hamburger SV zu dienen (wenn doch, hätte dies ja gut geklappt). Nein, die Oststeinbeker wollten ein Spiel in der Hinterhand behalten, um eventuell noch mal oben anzugreifen! Wie sonst ist es zu erklären, dass Trainer Stefan Kohfahl mit dem 1:1 gegen Buchholz „nicht zufrieden“ war. „Weil wir mehr Torchancen als der Gegner, deutlich mehr Ballbesitz hatten und das Mittelfeld beherrscht haben“ vielleicht? Okay, mag ja sein, aber das ist für die Nordheidjer doch fast so ungewöhnlich wie ein Platzverweis. Ach so, den gab es auch? Tut mir leid, man kann ja nicht immer gleich alles verstehen.

Wenn doch, führt das nur zu Missverständnissen. Wie möglicherweise im Fall von Lukas Kettner, der seinen Ärger über Spielstand und Linienrichteranzeige in Worte kleidete, die ihm den roten Karton einhandelten. Ob das Gespann mit Kettners Weltschmerzäußerung („Das ist so blind!“) überhaupt gemeint war, ließ sich nicht klären. „Wohlauf, lasst uns hernieder fahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“, heißt es im ersten Buch Mose (11:7) den Turmbau zu Babel betreffend, und ein bisschen wirkte Oststeinbek wie Babylon. Ist halt kein leichtes Pflaster.

Buchholz 08 muss nun befürchten, erstmals nicht die Fairplay-Wertung zu gewinnen, sondern dem VfL Pinneberg den Vortritt zu lassen. Das war aber auch das einzig Erfreuliche am Wochenende für Pinneberg, das in seinem Heimspiel gegen Schlusslicht Sasel nicht über ein 1:1 hinaus kam. Sasel hat nun immerhin einen Punkt mehr als der Wedeler TSV vor einem Jahr zur gleichen Zeit. Und den Wedelern hätte ein einziger Punkt mehr am Ende zum Klassenerhalt gereicht. Aufgeben gilt also noch lange nicht.

VfL-Trainer Fischer sah „Ballerinas“ in seinen Farben und hätte dies allenfalls genossen, wenn der Vorführung eine Führung vorausgegangen wäre. „Wenn wir 3:0 führen, können sie meinetwegen nur noch mit der Hacke spielen“, verriet Fischer dem Hamburger Abendblatt, „dann setze ich mich mit Cola und Frikadelle nach 60 Minuten in den Container“. So aber saß er erst nach 90 Minuten im Container und musste bei einem Blick auf die Tabelle feststellen, dass Nachbar Halstenbek-Rellingen weiter die Nummer eins im Kreis Pinneberg ist – was wir, versprochen, in der Oberliga-Hinrunde hiermit zum letzten Mal erwähnen.

Für den dritten Kreisverein SV Rugenbergen gilt dasselbe wie für Oststeinbek: Mit einem Nachholspiel ist in dieser Liga fast alles drin. Kühne Mittelfeldträume ebenso wie finstere Abstiegsgedanken. Bei so vielen Angeboten kann man schon mal ins Grübeln geraten. Sollen wir jetzt zugreifen? Oder holen wir die Punkte lieber nächste Woche, vielleicht sind sie dann billiger zu haben? Da ist auch mal Tankstellen-Taktik gefordert. „Ich freue mich, dass die Mannschaft sich dann doch noch entschieden hatte, hier einen Punkt mitzunehmen“, kommentierte Trainer Ralf Palapies das 2:2 bei Bergedorf 85 nach 0:2-Rückstand.

Nicht zurück, sondern vorn lagen zunächst die Tauben. Zu zehnt ging der USC Paloma kurz vor dem Seitenwechsel in Führung, doch nach der Pause setzten sich die Niendorfer Gäste in Überzahl durch. Spätestens da hatte auch Frank Hüllmann seinen Platz gefunden. „Ich musste ständig aufpassen, nicht falsch abzubiegen, da ich ja als Gästetrainer hier war“, blickte „Hülle“ auf seine langen Jahre als Tauben-Trainer zurück. Sein alter Klub Paloma muss immer mehr aufpassen, dass Jahr eins nach Hüllmann nicht in der Landesliga endet.

Man muss nicht jedes Tal selbst hinab schreiten. Zumal Barmbek-Uhlenhorst dort wohl nicht auf Paloma warten wird. Wer von Abstiegsangst geschlagen ist, weiß, dass Aufstiegsangst ein schöner Luxus ist.



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