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04.12.2011
Tabellenspitze durch die Hintertür von Christopher Herbst



SC Vier- und Marschlande – Eintracht Norderstedt 0:2 (0:1)

SC Vier- und Marschlande: Möller – Kaba, Erb, Benson, Güven (70. Hackstein) – Oltmann, Tetzlaff (66. K. Herzberg), Beytullah Atug, Kossik – von Hacht (61. Gelinski), Ullrich
Eintracht Norderstedt: Kindler – Hengelbrock, Ribeau, Lindener, Trefzger – Browarczyk (46. Sa Borges Dju), Siedschlag, Meyer, Kummerfeld – Ljubisavljevic (90. Anic), Scharkowski (76. Kahnert)
Tore: 0:1 Scharkowski (15.), 0:2 Sa Borges Dju (88.)
Besondere Vorkommnisse: Beytullah Atug schießt Foulelfmeter über das Tor (45.)
Schiedsrichter: Fabian Porsch (Barsbütteler SV); ließ einiges an körperbetontem Spiel zu und wurde damit auch den äußeren Bedingungen gerecht. Der Strafstoß war korrekt. Ömer Güven hatte indes Glück, für seinen ungestümen Rempler gegen Stefan Siedschlag nicht die Rote Karte zu erhalten.
Beste Spieler: Ullrich - Meyer
Zuschauer: 172

Nun also doch. Eintracht Norderstedt ist Tabellenführer, und das zum ersten Mal seit dem Aufstieg in Hamburgs höchste Spielklasse im Jahr 2006. Doch von markigen Worten oder einer beseelten Stimmung ob eines (vermeintlich) historischen Ereignisses sahen Spieler und Verantwortliche dann doch ab.

Zum einen ist dort nämlich die Unterstützung des SC Victoria – dessen 6:1 gegen Germania Schnelsen war der erste Faktor, der die Garstedter begünstigte an diesem 19. Spieltag. Darüber hinaus bekamen der SC Condor und Altona 93 aufgrund der wetterbedingten Absagen gar nicht erst die Chance, sich weiterhin vor Coach Andreas Prohn und seinem Team zu positionieren. „Momentaufnahme!“, das fällt so auch Norderstedts Routinier Stefan Siedschlag zur Beschreibung der neuen Konstellation ein.

Gleichwohl und im Gegensatz zum späteren verbalen Understatement startet die Partie inmitten von kaltem Wind und Regentropfen mit selbstbewusst auftretenden Gästen. Früh wird konsequentes Pressing betrieben; die SCVM-Defensive kann vielmals nur unkontrolliert die Bälle vage nach vorne befördern oder verliert diese sogar. Schnelles Umschalten nach Ballgewinnen ist bekanntermaßen die Norderstedter Stärke. Ein Paradebeispiel hierfür demonstriert das Team nach einer Viertelstunde: Milos Ljubisavjevic schickt Linus Meyer auf halblinks in den Strafraum, dieser schaut kurz auf und passt quer – Nick Scharkowski verwandelt aus kurzer Distanz. Die Fünfhausener nahmen in dieser Sequenz eine viel zu passive Rolle ein.

Generell hätte Eintracht Norderstedt die Führung ausbauen können im Verlaufe des ersten Durchgangs. So etwa, als Milos Ljubisavljevic mit einem Solo mehrere Gegner stehen lässt, dann aber vielleicht einen Haken zuviel versucht und doch an Patrick Möller scheitert. Vier- und Marschlande müht sich und findet auch durch mehrere Standardsituation in die Begegnung. Eine unübersichtliche Szene ereignet sich in der 44. Minute: Ole Hengelbrock, Matthias Ribeau und Steven Lindener scheitern mit ihren Klärungsversuchen, dann geht Letzterer ins Tackling und trifft Marcel Ullrich am Fuß. Die Entscheidung auf Foulelfmeter scheint – trotz aller Proteste – vertretbar. Beytullah Atug gegen Marcel Kindler ist das Duell, doch der Keeper wird nicht benötigt – der Versuch fliegt über die Latte.

Nach dem Seitenwechsel hat der SCVM seine beste Phase. Die Schönteich-Elf gewinnt viele Zweikämpfe und findet Lücken in der Eintracht-Abwehr. In der 60. Minute muss der Ausgleich fallen – doch Marcel von Hacht drückt den Ball aus 3,4 Metern in die Arme des bereits am Boden liegenden Kindler. „Das ist vielleicht das Glück, wenn man oben ist“, so kommentierte Andreas Prohn später achselzuckend den Umstand, dass die „Null“ weiterhin stand.

Doch zwingende Einschussmöglichkeiten können sich die Hausherren keine mehr erarbeiten. Spätestens am eigenen Fünfmeterraum ist dann doch immer wieder ein gegnerisches Abwehrbein im Wege. Zudem drängt Norderstedt in der Schlussphase mit eigenen Kontern auf die Entscheidung. Erneut Ljubisavljevic (77.) scheitert wieder an Torwart Möller. In der 88. Minute ist der Schlussmann allerdings machtlos: Ivan Sa Borges Dju staubt ab zum 2:0, nachdem der SCVM-Keeper einen harten Flachschuss von Dane Kummerfeld nicht festhalten kann. Ob der Körpereinsatz von Sa Borges Dju im Luftduell mit Möller wenige Sekunden zuvor regelgerecht war oder nicht, liegt im Ermessen des Schiedsrichters – und dieser hatte gegen körperbetontes Einsteigen weniger einzuwenden als vieler seiner Kollegen.

Unabhängig der offenen Matches der Konkurrenz steht mit Eintracht Norderstedt der Klub auf Rang eins, dessen Defensive den stabilsten Eindruck aller 18 Vertretungen macht und mit einem Gegentorschnitt von 1,0 auch statistisch die beste Arbeit verrichtet hat. Allein dieser Aspekt, kombiniert mit dem geplanten Comeback von Mario Jurkschat in der Rückrunde, wird den Optimismus an der Ochsenzoller Straße für eine ähnlich gute zweite Saisonhälfte reifen lassen.


Stimmen:

Andreas Prohn (Trainer Eintracht Norderstedt):
Das ist für uns ein schöner Nachmittag hier draußen. Wir haben wieder zu Null gewonnen. Das Ergebnis ist okay, weil Vier- und Marschlande seine wenigen Chancen nicht genutzt hat. In der ersten Halbzeit haben wir besser gespielt, hatten viele gute Situationen, aber die Konter nicht genutzt. Es war nicht überragend, aber das habe ich auch nicht erwartet. Die Tabellenführung mag für den Verein wichtig sein. Aber die Nachholspiele werden kommen, die Tabelle ist verzerrt. Wir werden das nicht groß feiern. Andere singen „Herbstmeister“ und dann geht der Schuss nach hinten los.

Jan Schönteich (Trainer SC Vier- und Marschlande):
Da war mehr für uns drin. Marcel von Hacht hatte zwei allerbeste Chancen. Und einen Elfmeter haben wir schon im letzten Heimspiel verschossen. Wir haben ein grandioses Jahr 2011 gespielt, gerade in der zweiten Hälfte. Wir sind über dem Soll, haben sieben Spiele gewonnen und ausreichend Luft nach unten. Unser Ziel bleibt es, drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Ich wünsche allen Lesern frohe Weihnachten – wir freuen uns auf 2012!


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