09.02.2012 Hafo.de wird Zehn von Peter Strahl
Zu Beginn des ersten Euro-Jahres und somit anno 2002 war in der Amateur-Kolumne des Hamburger Abendblattes ein Hinweis auf die Gründung eines neuen Hamburger Fußballportals zu lesen. Unter der Bezeichnung "verbandsligahamburg.de" sollte es nach der Winterpause 2001/02 im Februar an den Start gehen. Gesucht wurden noch Leute, die Interesse am Hamburger Amateurfußball und am Schreiben darüber haben sollten, wobei es vornehmlich um den ersten Hamburger Level gehen würde, der damals Zeit als Verbandsliga firmierte.
Als Verantwortlicher für die Seiten wurde ein gewisser André Matz genannt, seines Zeichens Sohn von Dieter Matz, zu jener Zeit Abendblatt-Chefreporter. Obwohl der Schreiber dieser Zeilen keine journalistischen Erfahrungen aufzuweisen und sein Berufsleben vornehmlich mit der Abfassung von Betriebsprüfungsberichten für die Finanzverwaltung oder von Steuer-Scripten verbracht hatte, fand er diese Ankündigung hoch interessant. Denn sein Hobby war nun mal die Fußballstatistik - auch so etwas gibt es -, wobei seine Vorliebe in erster Linie dem nicht professionellen Bereich galt, da es ihm nur dort möglich war, die Darbietungen noch einiger Maßen nachzuvollziehen. Also bewarb er sich bei der im Abendblatt angeführten Anschrift und bekam auch ziemlich bald eine Einladung zu einer Zusammenkunft, die dann insgesamt sieben people aufsuchten. Zu ihnen zählten auch ein Stefan Krause (später Morgenpost) und ein Thorsten Schettle (jetzt SpoMi). Nach eingehender Unterrichtung der Modalitäten wurde beschlossen, die Spiele der Verbandsliga vom Wochenende 8. bis 10. Februar aufsuchen und über das dort Gesehene einen Bericht ins Netz zu stellen. Klar war allerdings, dass es sich bei dieser Tätigkeit um eine unentgeltliche (sprich ehrenamtliche) Tätigkeit handeln würde, bei der bestenfalls das Benzingeld und möglicher Weise noch die Kosten für eine Bratwurst auf dem Platz vergütet werden könnten. Das aber nur, sofern sich noch der eine oder andere Sponsor finden sollte, um den sich Matz mit väterlicher Hilfe kümmern wollte. Besondere Vorkommnisse oder lustige Ereignisse könnten auch für das HAB von Interesse sein und würden im Falle eines dortigen Abdrucks vergütet, war ferner zu vernehmen. Da der arbeitslose Journalist sich wieder ins Gespräch bringen, ein anderer die Praxis erlernen und schließlich ein noch minderjähriger Teilnehmer an dieser Runde seinen Deutschlehrer, der als Trainer beim SC Condor tätig war, beeindrucken wollte, erklärten sich alle Teilnehmer mit dem Gehörten einverstanden. Denn für den Schreiber eröffnete sich eine interessante Abwechslung in seinem Pensionisten-Dasein, während die weiteren zwei Teilnehmer aus dem matzeschen Umfeld kamen und Freundesdienste leisten wollten.
So erschien dann am Freitagabend, dem 08. Februar 2002, der erste Bericht auf diesen Seiten. Von der Hoheluft referierte Stefan Krause über das Spiel gegen die mit 2:0 gewinnenden Germanen aus Schnelsen und Strahl verschlug es am Sonntag auf die unwirtliche Jahnhöhe im für ihn weit entfernten Harburg. Dort empfing der Harburger Turnerbund als Drittletzter des Tableaus den auf der Runners-Up-Position rangierenden Meiendorfer SV. Bei den Turnern hatte der in der Szene bis dato völlig unbekannte Rainer Wasielke als Trainer angeheuert und es verstanden, den Kader in der Winterpause erheblich zu verstärken. Nach 90 Minuten mussten sich die Meiendorfer unter Frank Stolina dann auch mit 1:2 geschlagen geben, Wasielke war ob seines Erfolges im höchsten Maße high und der Schreiber gleichermaßen down. Denn ohne Erfahrung im Halten eines Schirmes bei Regen und stark böigen Winden und der gleichzeitigen Anfertigung von Notizen, waren bei der Jagd nach seinem verwehten Paraplu die Aufzeichnungen in alle Richtungen entfleucht. Kein Wunder, dass seine VLH-Premiere auch nur sehr dürftig ausfiel. Am Ende der Spielzeit wurde der MSV dann aber trotzdem Meister und stieg in die Oberliga auf.
Die zweite Hafo-Saison und somit die Spielzeit 2002/03 stand hingegen ganz im Zeichen der Turner von der Jahnhöhe, die vom vierten Spieltag an die Spitze frequentierten, am Ende aber "Vicky" dennoch nur um zwei Punkte überflügelten. Ein Wunder aber war das nicht, da sich mittlerweile die crème de la crème der Hamburger Amateurfußballer in Harburg versammelt hatte. Allein die dortige Vereinsführung wollte das finanzielle Risiko eines Aufstiegs in die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein nicht auf sich nehmen. So entschwanden die Meisterhelden dann auch wieder so schnell, wie sie gekommen waren, und der HTB spielte in der nachfolgenden Saison auf achtem Level, nämlich in der Kreisliga. Doch vorher präsentierte "www.verbandsligahamburg.de" noch das "Spiel des Jahres". Im Sportpark Hinschenfelde traf der Meister vor einer beachtlichen Kulisse auf eine von allen Verbandsligatrainern gekürte Liga-Auswahl.
Aber schon in der nachfolgenden Serie setzte sich in der Redaktion mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass sich der Spitzenfußball der Hansestadt in der Oberliga abspiele, in der sich mittlerweile zwölf Mannschaften aus dem Bereich des HFV tummelten, während das Land zwischen Ost- und Nordsee mit sechs Team dort nur noch eine höchst untergeordnete Rolle spielte, auch wenn es mit der Zweiten von Holstein Kiel den Meister stellte. Diesem Fakt durften sich unsere Seiten nicht verschließen und so erschienen sie im Sommer 2004 erstmalig unter dem Signum "hafo.de" (Hamburger Amateur-Fußball Online).
Allein an die Stelle der Oberliga HH/S-H trat die Oberliga Nord, in der nur noch sieben Teams aus dem Hamburger Bereich teilnehmen durften und wo alsbald die Niedersachsen den Ton angaben. Beste Hamburger Vertretung war zum Ende 2004/05 der FC St Pauli II auf dem achten Rang, während so klangvolle Namen wie BU, Concordia und Victoria wieder zurückgestuft werden mussten. Die Aussichtslosigkeit einer Oberliga-Präsenz erkennend verzichtete der Verbandsliga-Meister, der TSV Sasel, hingegen auf den Aufstieg.
Das sahen die zu jener Zeit finanziell gut ausgestatteten, von Bernd Hollerbach trainierten, 93er vom Borgweg ein Jahr später ein wenig anders und wagten 2006 den Sprung in unwirtliche Höhen. Allein Hollerbach entschwand, die Kohle wurde knapp und knapper und Coach Peter Nogly gelang es als 17. des Tableaus lediglich den SV Ramlingen-Ehlershausen zum Ende der Spielzeit zu überflügeln.
Schon ziemlich bald aber erwies sich die Oberliga Nord als Fehlkonstruktion, zumindest aus Hamburger Sicht. Ausgenommen der SV Lurup, der als Sechster der Serie 2006/07 den Aufstieg wagte, wollte kein Hamburger Vertreter mehr den Weg in höhere Gefilde beschreiten. So rückte wieder der fünfte Level, der sich für zwei Jahre als Hamburg-Liga und danach ein wenig anmaßend als Oberliga präsentierte, in den Blickpunkt der Freunde des Amateurfußballs. Dortselbst spielte vier Jahre lang der SC Victoria die unbestritten erste Geige, während der Meiendorfer SV sich dreimal als Runners-Up präsentieren durfte. Ein Highlight hatten in jener Zeit auch diese Seiten mit dem Zugang von Andreas Killat zu vermelden. Besser bekannt unter "Eilbek-Andi", zuweilen auch "Mister Hafo" genannt. Mit seiner permanenten Pflege des Forums sorgte er für er eine dortige attraktive Mitgliederzahl und war zu unmöglichsten Zeiten auf den Hamburger Plätzen präsent, um für seine Leser zu berichten, es sei denn der HSV hatte ein häusliches Pflichtspiel. So überschritten die Zugriffszahlen auf hafo.de in manchen Monaten eine Grenze, die in den Anfangsjahren noch nicht einmal in einem Jahr erreicht wurde.
Offensichtlich honoriert die Leser die Tatsache, dass hier Leute am Werk sind, die ihre Freude an dieser Arbeit haben und sie mit anderen teilen wollen, denen der schnöde Mammon hingegen nur Nebensache ist. Allein von solchen Lichtgestalten gibt es nur sehr wenige, und diese auch nicht für alle Zeiten. Deshalb soll anlässlich des Jubiläums auch kein Blick in die hafoische Zukunft geworfen werden, selbst dann nicht, wenn sich mit der Wiedereinführung einer Regionalliga Nord zur kommenden Spielzeit dem einen oder anderen Hamburger Verein neuerliche Perspektiven im Leistungsbereich bieten sollten.
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