05.05.2012 Henke scheut das M-Wort wie der Teufel das Weihwasser von Andreas Killat
von Hanno Bode
vs.
SV Curslack-Neuengamme – SC Condor 2:1 (1:1)
SV Curslack-Neuengamme: Böse – Wulff, Otte, Blättermann, Sander – Zöpfgen, Papke, Möller, Theetz – Reincke (87. Örün), Veselinovic SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa (62. Skalnik), Anders, Krohn, Lüdemann – Pawletta, Werwath – Theis (68. Abshagen), Flores (71. Neumann), Eren – Roschlaub Tore: 0:1 Roschlaub (32.), 1:1 Theetz (41.), 2:1 Otte (53.) Schiedsrichter: Benjamin Buth (Nikolausberger SC, Göttingen): Mit einigen diskussionswürdigen Entscheidungen. Hätte ab und an besser seinen überfordert wirkenden Assistenten überstimmt. Im Großen und Ganzen war seine Leistung aber in Ordnung. Beste Spieler: Böse, Otte, Reincke – Anders, Eren Zuschauer: 163
Zumindest an seinem breiten Lächeln und den hinter seiner Brille versteckten, glänzenden Augen war zu erkennen, wie es in Torsten Henke wirklich aussah. Natürlich dachte der Trainer des SV Curslack-Neuengamme in den Minuten nach dem 2:1-Sieg gegen den SC Condor an die Tabelle. Und natürlich schweiften seine Gedanken in Richtung Meisterschaft, die für seine Mannschaft weiter greifbar nah ist. Doch trotz des zweiten Rangs im Tableau und der Chance, am Dienstag mit einem Erfolg im Nachholspiel beim USC Paloma den Platz an der Sonne zu erklimmen, wollte der 45-Jährige das „M-Wort“ partout nicht in den Mund nehmen. Statt einer Kampfansage an den Klassenprimus SC Victoria gab es von Henke nur ein paar Allgemeinplätze. So etwa: „Wir haben jetzt noch vier Spiele und versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen.“ Oder: „Es konnte ja keiner damit rechnen, dass wir da oben stehen. Wir schauen einfach, was am Ende rauskommt.“ So weit, so richtig. Ein bisschen offensiver hätte der SVCN-Trainer die Titel-Chancen seiner Equipe aber durchaus verkaufen können. Denn wer auch enge Partien wie gegen Condor glücklich für sich entscheidet, steht am Ende nicht selten ganz oben in der Tabelle.
Wie ein Meisterschaftskandidat war Curslack zunächst allerdings nicht aufgetreten. Im ersten Abschnitt blieb bei den Vierländern vieles Stückwerk. Flüssige Kombinationen oder überlegte Angriffe hatten Seltenheitswert. Zudem hinterließ die Abwehr einen äußerst fragilen Eindruck. Der Gast setzte die SVCN-Verteidiger früh unter Druck und zwang sie damit zu Fehlern. Zunächst noch ohne Folgen, weil entweder Keeper Frederic Böse zur Stelle war, oder den Farmsenern im Abschluss die Nerven versagten. Nach 32 Minuten war Curslacks Glück dann aber aufgebraucht: Mehmet Eren setzte sich gegen Daniel Wulff und passte zu Nils Roschlaub, der aus 20 Metern zum 1:0 traf.
Keeper Frederic Böse klärt mit dem Kopf vor dem heranstürmenden Roschlaub. Im Hintergrund staunen Henke und Theetz. Foto: Hanno Bode
Erst jetzt wachte die Henke-Elf auf. Fast im Gegenzug bot sich Sven Möller die Ausgleichschance. Doch der ambitionierte Mittelfeldakteur, der unter der Woche bei Werder Bremen II vorstellig wurde, schoss überhastet über das Tor (33.). Präziser zielte wenig später Marco Theetz. Nach einem unwiderstehlichen Solo von Routinier Matthias Reincke, der sich rechts durchsetzte und von der Grundlinie flankte, markierte der SVCN-Kapitän per Kopf das 1:1 (41.). Ärgerlich für Condor, das bis dato überlegen war. „Ich habe uns in der ersten Halbzeit ganz gut gesehen. Wir hatten leichte Vorteile“, resümierte Trainer Meik Ehlert, „leider hatten wir am Ende der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten Halbzeit fünf schlechte Minuten.“
Und diese Schwächephase kostete den „Raubvögeln“ letztlich einen durchaus verdienten Punktgewinn. Zwar konnte Keeper Sascha Kleinschmidt zunächst noch gegen Möller und Sinisa Veselinovic bravourös retten (49.). doch beim Freistoß von Tim Otte war der Schlussmann machtlos. Der Standard war einfach zu präzise geschossen (53.). Condor suchte anschließend wieder etwas konsequenter den Weg nach vorne und besaß drei prächtige Chancen. Weil Matthias Werwath jedoch an Böse scheiterte (59.) und Roschlaub freistehend verzog (68.), durfte am Ende Curslack jubeln. „Gegen Condor ist es immer spannend, aufregend und eng. Heute hatten wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite“, meinte Henke. Die Tabellensituation ließ er bei seinen Ausführungen auf der Pressekonferenz völlig außer Acht. Dass der bescheidene Trainer aber zumindest einen „Notfallplan“ im Meisterschaftsfall bereit hat, verriet er dann doch noch: „Dann feiere ich bis zum Abend, gehe nach Hause und dann geht’s ganz normal weiter.“
Punktspielstatistik (seit 1956) aus Sicht des Gastgebers: 24 Spiele: 7 Siege – 6 Remis – 11 Niederlagen, 31:49 Tore
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