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04.03.2004
Quo Vadis, Concordia? von

Der SC Concordia beruft sich auf die Vernunft. Und das schon zum wiederholten Mal. Und immer wieder, wenn es bei "Cordi" richtig bergauf gehen könnte, werden sie vernünftig. Und dann geht´s halt nicht richtig bergauf. Ist das vernünftig?

In den 70-er, 80-er und frühen 90-er Jahren galt der Club vom Marienthal als der Drittligist (Name damals Amateur-Oberliga Nord) schlechthin. Man spielte ständig in dieser Spielklasse und war Hamburgs sichere Nummer drei hinter dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli, und den hätte man Ende der 70-er sogar fast übeholt. Bei Einführung der Oberliga 1974 wurde nur knapp - ein Cordi-Elfmeter landete in einem der entscheidenden letzten Spiele am Pfosten - die ebenfalls neu eingeführte zweite Bundesliga-Nord verpasst. Stattdessen ging der Lokalrivale Barmbek-Uhlenhorst im Weltmeisterjahr im bezahlten Fußball an den Start, versagte dort sportlich (außer einem 1:0-Heimerfolg über Borussia Dortmund) und vor allem finanziell. BU brauchte über 20 Jahre um sich davon zu erholen und ist erst seit vier, fünf Jahren langsam wieder im Aufwind. Concordia startete stattdessen - wie erwähnt - in der Amateur-Oberliga Nord und empfing zu Spielen wie gegen den Blumenthaler SV (0:1) im Jahre 1974 über 3.000 Zuschauer an der Oktaviostraße.

Heute, 30 Jahre später, verhalten sich die Dinge ähnlich. Wieder hat sich der DFB neue Spielklassen ausgedacht. Die vor dreieinhalb Jahren eingeführte Regionalliga-Nord entspricht mit Wohlwollen und politisch-konservativem Blick (Wiedervereinigung) der alten zweiten Bundesliga-Nord. Und nun soll es im kommenden Jahr auch noch die Oberliga-Nord geben. Praktisch die alte Amateur-Oberliga Nord. Nur jetzt eben viertklassig. Und wieder wird der SC Concordia die zweite Variante wählen. Diesmal freiwillig, ganz ohne verschossenen Elfmeter (da würde Sven Tramm wohl auch nicht mitmachen), einfach so dahingeschenkt, auch wenn die Meisterschaft winkt.

Den Meldetermin, um im Eventualfall Aufstieg in der Regionalliga spielen zu dürfen, hat der SC Concordia - wie auch alle anderen Vereine der Staffel Hamburg/Schleswig-Holstein - verstreichen lassen. Am 1. März hätten die Bewerbungsunterlagen beim DFB in Frankfurt eintreffen müssen. "Am Vormittag (des selben Tages - Red.) kam das Aus", sagte Concordias Präsident Peter Menssing: "Die Sicherheitsauflagen des DFB sind so kurzfristig vom Verein nicht realisierbar". Etwa 300.000 Euro Eigenanteil hätte der Verein laut Menssing aufbringen müssen, um das "dringend sanierungsbedürftige" Stadion am Marienthal regionalliga-tauglich zu machen. Zuviel für den Moment. Menssing versprach aber auch: "Es ist für das Stadion eine umfangreiche Grundsanierung vorgesehen, um eventuell zu einem späteren Zeitpunkt, bei entsprechender sportlicher Qualifikation, den DFB-Auflagen zu entsprechen."

Dies wird dann aber ohne Trainer Marc Fascher und Manager Rolf Stein stattfinden. Beide werden am Saisonende ihren Hut nehmen. Während Stein diesen Schritt offenbar schon längerfristig plante: "Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren jedes Wochenende auf dem Fußballplatz, es stand schon vorher fest, das ich im Sommer hier aufhöre", scheint Fascher von der Entscheidung des Präsidiums Überrascht. Der Coach stellte sein Amt zum Saisonende zur Verfügung und verpasste sich selbst einen Maulkorb ("Es ist alles gesagt. Von daher gibt es von mir keinen weiteren Kommentar"). Vielleicht hätte Fascher ("Er ist sehr ehrgeizig und hat uns zusammen mit Rolf Stein im Leistungsfußball wieder dahin gebracht, wo wir momentan stehen", so Präsident Menssing) die Präsidiumsentscheidung ja etwas leichter genommen, wenn er rechtzeitig über den aktuellen Stand der Dinge informiert worden wäre. Doch da - und das gaben dann auch andere Mitglieder des Vorstandes zu - hatte es wohl ein internes Kommunikationsproblem gegeben. Internes Kommunikationsproblem? Da horcht der geneigte Leser doch auf - Hamburgs derzeit erfolgreichster Regionalligist, der FC St. Pauli, macht es doch täglich vor: Kommunikationsprobleme = Regionalliga. Da geht der SC Concordia möglicherweise völlig ohne Not in die kommenden viertklassigen Jahre. Spielt 00-er, 10-er und frühe 20-Jahre in der Oberliga-Nord. Na ja. Dort soll aber dafür auch alles prima weiterlaufen: Der Etat für die Mannschaft soll nämlich laut einigen Präsidiumsmitgliedern (Menssing äußerte sich hierzu eher unverbindlich) gleichbleiben. Trotz der oben angesprochenen Grundsanierung.

P.S.: Der Fanclub des SC Concordia ist zwar lautstark (am Mittwoch abend allerdings auch zeitweilig der Marke Free-Jazz), aber nicht wirklich zahlreich. Wenn einem trotzdem insgesamt vier Leute sagen, sie möchten im nächsten Jahr keine Barsbütteler sehen (Remember Oberliga-Abstiegssaison 1998/99 - Schaare für Hesse), sollte das den Verantwortlichen eine nachvollziehbare Empfehlung sein, die hier gerne weitergegeben wird.





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