02.08.2012 Vorschau: Ein Kind (noch) ohne Namen von Christopher Herbst
Als der SC Victoria vergangenen Sommer unmissverständlich den Aufstieg als einzig akzeptables Finish benannte, wurde der Klub zwar anfangs belächelt. Ist es doch so, dass die Hoffnung auf den Sturz der Selbstbewussten ein für den Fußball typisches Gefühl ist. Allein: Victoria behielt Recht und die Oberliga Hamburg hat (endlich wieder einmal) einen klassischen Stadtteilverein in eine höhere Spielklasse schicken können.
Was zurückbleibt, ist ein sehr offenes Teilnehmerfeld. Vor dem Saisonstart gab es keine Zielvorgaben seitens der bekannten Größen, die einen Aufstieg explizit beinhalten. Es lässt sich nicht ausschließen, dass im Verlaufe der nächsten neun Monate zwei Parallel-Wettbewerbe stattfinden werden – einerseits um den prestigeträchtigen Meistertitel, andererseits um den Sprung in die Regionalliga Nord.
Mit dem SV Lurup, dem Bramfelder SV sowie BU gelang drei Klubs die Rückkehr in die Oberliga. Hinzu kommt der FC Elmshorn mit einer qualitativ sehr ansprechenden Offensivabteilung – ein Finish im oberen Drittel ist hier keinesfalls unrealistisch.
Als mutmaßliche Titelanwärter müssen zunächst Eintracht Norderstedt und Altona 93 genannt werden, die im interessantesten Duell des Auftakt-Wochenendes am Sonntag sofort aufeinander treffen. Auch der Name SV Curslack-Neuengamme fällt wiederholt. Dass es am Deich offenbar ernsthafte Gedankenspiele gibt, perspektivisch das Umfeld für die vierte Liga aufzurüsten, wird dem Wettbewerb mit Sicherheit gut tun. Doch wer ist tatsächlich reif für höhere Weihen? Noch hat sich niemand zu einer klaren Ansage durchringen können. Aber genug spekuliert…die Oberliga Hamburg beginnt und HAFO bleibt natürlich am Ball.
Besagte neu formierte Regionalliga-Staffel mit Teams aus vier Verbänden startet ebenfalls an diesem Freitag – nach der Reform unter stark veränderten Rahmenbedingungen – in ihre neue Saison. Dies erstmals mit drei Hamburger Vertretern, wobei ein Duo zunächst auswärts antreten muss (siehe unten).
Otto-Koch-Kampfbahn, Seppenser Mühlenweg 44, 21244 Buchholz in der Nordheide
Dem im Stadtzentrum vernehmbaren Stirnrunzeln über die Vergabe der Eröffnung an den südlichsten Klub der Liga ist mittlerweile die Zuversicht gefolgt, dass Buchholz in atmosphärischer Hinsicht ein stimmungsvolles Ambiente bieten wird. Selbst wenn nur wenige neutrale Zuschauer den Weg über die A261 in die Nordheide finden, sollte die Kulisse (hoffentlich) angemessen sein. Beide Kontrahenten werden weitestgehend auf das Bewährte setzen: Die Gastgeber haben bis auf Rückkehrer Julian Kühn nach jetzigem Stand keine Neuzugänge, Condor verstärkte seinen Kader einzig mit Youngstern (u.a. Lamin Jawla, Pascal El-Nemr). Die Pflichtaufgaben im Oddset-Pokal erledigten die Teams glanzlos. Interessant wird sein, ob Buchholz im Verlaufe der Saison tatsächlich Schritt für Schritt eine regionalligataugliche Infrastruktur bekommen wird. Referee Yilmaz ist übrigens einer von sechs Hamburgern, die in der vierten Liga eingesetzt werden – die Hälfte von ihnen (Yilmaz, Dennis Krohn, Clemens Neitzel) wird auch beim Oberliga-Start Matches leiten. Buchholz nutzt den Heimvorteil und gewinnt mit 2:0.
Verfrüht abgeschrieben als hoffnungsloser Abstiegskandidat, dann mit einer jungen Mannschaft nach einer starken Rückserie die positive Überraschung des Jahres. So lässt sich die letzte Saison des MSV zusammenfassen. Trainer Matthias Stuhlmacher war DER Glückgriff auf dem Coaching-Markt und brachte die Truppe auf ein Leistungsniveau, das ihr kaum einer zugetraut hatte. Bei Betrachtung des Altersdurchschnitts benötigt es indes keiner Fußball-Lehrer-Lizenz, um Potenzial für eine weitere positive Entwicklung entdecken zu können. Es sei nur der Name Arboleda Sanchez genannt – der Shooting Star blieb an Bord, während mit Robert Subasic ein anderes Talent sein Glück beim FC St. Pauli II versuchen wird. Barmbek-Uhlenhorst gelang es, binnen eines Jahres den Absturz in die Landesliga wieder gerade zu biegen. Trainer Frank Pieper gab nun sogar bei „blog-trifft-ball“ zu Protokoll, dass BU den stärksten Kader aller Aufsteiger hätte. Aber eigentlich ist das Team gefühlt sowieso kein Neuling, sondern nach einer kurzen Pause schlicht wieder zurück im passenden Umfeld. Unabhängig davon gilt es natürlich, die selbstbewussten Worte Piepers zu bestätigen. Aber nicht am 1. Spieltag. Da wird Meiendorf mit einem 3:1 aufhorchen lassen.
Schiedsrichter: Fabian Porsch (Barsbütteler SV)
SV Curslack-Neuengamme vs. Germania Schnelsen – Sonnabend, 15 Uhr (Letzte Saison: 2:1, 2:4)
Gramkowweg 5, 21039 Hamburg
Wer gedacht hatte, die hochkarätigen Abgänge von Sinisa Veselinovic (zu Sportfreunde Siegen) und des „ewigen“ Matthias Reincke (TSV Sasel Altherren) würden in Curslack für Depressionen sorgen, der lag falsch. Einerseits kam der Verlust des vielleicht besten Sturmduos der Liga nicht unbedingt überraschend, und andererseits haben die Verantwortlichen auf dem hiesigen Spielermarkt „geklotzt“. Eine Offensive mit Marcel von Hacht, Alexander Pohlmann, Jan Landau und weiterhin dem nun doch verbliebenen Sven Möller hat Klasse und zog im Pokal bereits groß auf. Auch ein Rinik Carolus (FC Sylt) sollte – wenn fit – weiterhelfen können. Germania verlor im Sommer zahlreiche Stammpieler: die Tunjic-Brüder, Tobias Grubba, Mirko Schulz, Raffael Kamalow, Dennis Thiessen, Marin Mandic. Deren Nachfolger (u.a. Tholen, Trefzger, Theissen, Hinzmann, Dönmez) sind zwar ebenfalls keine Unbekannten, aber sportlich nicht von selber Qualität. Und ob Bert Ehm noch einmal in der Oberliga durchstarten kann, ist eine weitere spannende Frage. Es ist schwer vorzustellen, dass die Gastgeber ihrer leichten Favoritenrolle nicht gerecht werden. 2:1.
Paloma hinter Schloss und Riegel – dies ergab die Auslosung zur zweiten Pokalrunde, die Marco Krausz & Co. das einmalige Auswärtserlebnis Eintracht Fuhlsbüttel bescherte. Erschwerte organisatorische Bedingungen sind da inklusive. Viel Fight, wenig Ehr’, mag man da sagen. Apropos Kampf: Eine komplette Vorbereitung unter Krausz wird dem chronischen Abstiegskandidaten von der Uhlenhorst mit Sicherheit Beine gemacht haben. Der Coach hat wieder einige Ex-Spieler um sich versammelt mit Lukas Sterczyk, Jannik Dreyer oder René Ratke. „Wir wollen etwas unberechenbarer werden“, sagte Krausz im Interview mit „fussballHamburg“ während der Vorbereitung. Die neue Struktur innerhalb der Mannschaft (23 Zu- und Abgänge) soll also eine positive Dynamik herbeiführen. Auch Rugenbergen hat sich geliftet. Trainer Ralf Palapies und Manager Frank Ockens setzen bewusst Vertrauen in Youngster wie die Alvarez-Brüder von Eintracht Norderstedt oder Sven Worthmann und Timo Vanselow (A-Jugend FC St. Pauli). Auch hier galt und gilt, sich mit intelligenten Transfers im Wettstreit mit den zahlungskräftigeren Nachbarn zu positionieren. Eine reizvolle Partie zum Auftakt. Paloma und der SVR trennen sich 2:2.
Schiedsrichter: John-David Ladiges (FC St. Pauli)
SV Halstenbek-Rellingen vs. FC Elmshorn – Sonntag, 14 Uhr (Letzte Saison: ---)
Lütten Hall 1a, 25469 Halstenbek
Erinnert sich noch jemand daran, als Germania Schnelsen vor zwei Jahren als ungeschlagener Aufsteiger in der Oberliga Fuß fassen wollte? Ohne ernsthafte Konkurrenz hatte das Team die Landesliga deklassiert und wurde dabei kaum gefordert. Es dauerte einige Zeit, bis Schnelsen im Defensivbereich hohes Tempo gehen konnte. Die Frage stellt sich, ob Elmshorn in ähnlicher Weise die Balance fehlen könnte. Dass der nun vom ehemaligen Profi-Keeper Achim Hollerieth (zuletzt SV Meppen U19) trainierte Neuling seine Treffer erzielen wird, steht außer Frage. Reibe, Jeske, J. Lüneburg, Ziller, Ude sind allesamt Kandidaten für 10+x Saisontore. Von den Namen (Gersdorf, Scheidt, Ansorge, Kaetow) her sollte die Abwehr indes genug Qualität besitzen. Dass es netterweise sofort mit einem Derby beginnt, wird die treuen Anhänger beider Klubs freuen. HR spielte 2011/2012 tendenziell etwas besser als gemeinhin erwartet. Was folgt im zweiten Jahr? Vieles wird davon abhängen, ob die Kombination Sascha Richert/Mladen Tunjic funktioniert. Für den Abstiegskampf ist die Mannschaft aber erneut zu homogen. Elmshorn setzt sofort ein Zeichen und gewinnt das Derby mit 3:1.
Edmund-Plambeck-Stadion, Ochsenzoller Straße 58, 22848 Norderstedt
Norderstedt ist Bundesliga! Nein, das ist kein Garstedter Größenwahn, sondern ab dieser Saison Realität für die U17 des Vereins. Die Youngster spielen unter anderem gegen den HSV, VfL Wolfsburg, Hertha BSC oder RB Leipzig. Gerne wäre auch die Oberliga-Mannschaft einmal das Aushängeschild. Doch um die ehrgeizige Klub-Führung um Reenald Koch, Horst Plambeck (und seit kurzem den langjährigen Manager von TuRa Harksheide, Thomas Hochmuth) zufriedenstellen zu können, sollte schon konstant die Aufstiegstauglichkeit nachgewiesen werden. Am besten bereits zum Auftakt gegen ein Altona, das sich mit klangvollen Namen (Kindler, Ribeau, Theissen, Kamalow, Winkel) verstärkt hat und in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterließ. Dass von Coach Oliver Dittberner in seinem zweiten Jahr eine Steigerung erwartet wird, versteht sich mit diesem Aufgebot von selbst. In Norderstedt wird auf die Führungsachse um die Neuzugänge Johannes Höcker, Dennis Wehrendt und Jürgen Tunjic vertraut. Sie gehören auf ihren Positionen zu den größten Kalibern der Liga. Keine Frage – im Topspiel des Wochenendes messen sich zwei Kandidaten für den Hamburger Meistertitel. Tunjic trifft, Höcker hält, Eintracht siegt 1:0.
Die Umfrage im Hafo-Forum ist eindeutig: Viele User und wahrscheinlich auch viele Offline-Beobachter prognostizieren 34 Spieltage vergeblichen Abstiegskampf für die beiden Aufsteiger. Hier ein „Sasel reloaded“ zu erwarten, wäre jedoch unfair. Beim SV Lurup wurde Angreifer Alessandro Schirosi wiederholt mit Wechseln zu ambitionierten Vereinen in Verbindung gebracht, blieb letztlich aber vorerst an der Flurstraße. Dennoch könnte er bei entsprechenden Leistungen schnell wieder zum Objekt der Begierde werden. Zudem wird sein jetziges Team darauf angewiesen sein, dass offensiv ein Stück individueller Klasse hin und wieder den Unterschied ausmachen kann. Bramfeld muss zunächst ein bitteres Pokalaus verarbeiten. Der VfL 93 ist zwar qualitativ eher ein Landesligist, doch das dramatische Elfmeterschießen wird insbesondere der dreifache Pechvogel Florian Simon nicht vergessen. HAFO sieht einen 1:0-Erfolg für die Gastgeber.
Schiedsrichter: Björn Krüger (Eintracht Norderstedt)
Niendorfer TSV vs. FC Bergedorf 85*** – Sonntag, 15 Uhr (Letzte Saison: 1:3, 1:4)
Sachsenweg 78 (Kunstrasen), 22455 Hamburg
Von Abstiegskampf bis Überraschungsteam ist alles möglich für Bergedorf. Ähnlich wie im Fall von Schnelsen müssen die „Elstern“ hochkarätige Abgänge verkraften (Martin Sobczyk, Sascha de la Cuesta, Oliver Ioannou, Jan Landau), die nicht ohne weiteres adäquat ersetzt werden konnten. Der Kader ist jedoch weiterhin überdurchschnittlich besetzt mit Akteuren wie Roman Schmer, Yayar Kunath, Ishmael Brown oder Christopher Mahrt. In Niendorf hat Manager Marcus Scholz das Team mit hoch interessanten Spielern ergänzt. Insbesondere Tim Sellhorn aus der U19 von Eintracht Norderstedt sei hier genannt – der offensive Alleskönner war vergangene Saison der vielleicht individuell stärkste Youngster in der A-Junioren Regionalliga Nord, konnte sich mit der Eintracht jedoch nicht auf einen Vertrag einigen. Kann Coach Frank Hüllmann den Edeltechniker integrieren, dann wird Sellhorn produzieren. Vorzugsweise im Duell mit dem gleichermaßen verpflichteten Ebenezer Utz (ebenfalls U19 Eintracht Norderstedt), so erhoffen es sich die Niendorfer. Ein rasantes Spiel am Sachsenweg gewinnt der NTSV mit 4:2.
Schiedsrichter: Jan Clemens Neitzel (Eintracht Norderstedt)
SC Vier- und Marschlande vs. VfL Pinneberg – Sonntag, 15 Uhr (Letzte Saison: 4:2, 3:0)
Sporthallenweg 7, 21037 Hamburg
Rechtzeitiges Warnzeichen oder böses Omen? Mit der 2:3-Pokalpleite beim Bezirksligisten SC Egenbüttel hat sich die zuvor gute Vorbereitung des VfL Pinneberg erledigt. Trainer Michael Fischer benötigt Ersatz für die vielen, oft spielentscheidenden Tore des abgewanderten Thorben Reibe. Beim Blick auf den Kader deutet sich an, dass das Erbe des treffsichersten Spielers auf mehrere Schultern verteilt werden muss. Leider nicht auf die von Jannick Lingmann – der Neuzugang von HR II erlitt vor kurzem einen Kreuzbandriss. Aufgrund derselben Verletzung muss auch Florian Holstein bis 2013 pausieren. Der SC Vier- und Marschlande tätigte seinen „Königstransfer“, als Jasmin Bajramovic vom SC Victoria seine Zusage gab. Auch Patrick Westermann (Rahlstedter SC) und Juro Julardzija (V/W Billstedt) sollten die Mannschaft aufwerten. Ersetzt werden müssen unter anderem Marcel von Hacht, Damian Gelinski (zur TuS Dassendorf) oder Heiko Tetzlaff (Bramfelder SV). All dies obliegt dem mit 26 Jahren jüngsten Trainer der Oberliga Hamburg – Benjamin Scherner. Enge Nummer in Fünfhausen – 2:2 zwischen dem SCVM und dem VfL.
Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (HTB)
…und aus der Landesliga Hansa möchten wir Ihnen folgende Partie vorstellen:
Hamm United FC vs. FTSV Altenwerder*** – Freitag, 19:30 Uhr (Letzte Saison: 4:2, 2:1)
Stadion Hammer Park, Hammer Steindamm 131, 20535 Hamburg
Dennis Pannen machte im ersten Pflichtspiel der neuen Fußball-Saison sofort wieder kurzen Prozess. Ein Viererpackt zum Aufwärmen quasi für den im Sommer umworbenen Torjäger – auch wenn der SC Persia natürlich kein Maßstab war für den Alltag in der Landesliga Hansa. Dort wird Hamm fast schon routinemäßig als einer der Aufstiegsaspiranten genannt – hinter Dassendorf, das zunächst einmal seinen Ruf weg hat. Trainer Uli Schulz merkte indes an, dass die durchaus verjüngte Truppe noch im Findungsprozess sei – „mal sehen, was daraus wird“. Mit Pannen und Vassilieos Raptis besitzt der Coach schon einmal zwei Eisen, die jeder Defensive zusetzen werden. So auch Altenwerder, das als klarer Underdog in den Hammer Park einläuft. Hamm startet mit einem 2:1.
Schiedsrichter: Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel)
Regionalliga Nord, 1. Spieltag:
SV Meppen vs. SC Victoria – Freitag, 19 Uhr (Letzte Saison: ---)
MEP-Arena, Lathener Straße 15a, 49716 Meppen
HAFO-Tipp: 3:2.
Schiedsrichter: Daniel Riehl (TuS Schwachhausen)
FC St. Pauli II vs. BV Cloppenburg – Sonnabend, 14 Uhr (Letzte Saison: ---)
Stadion Hoheluft, Lokstedter Steindamm 87, 22529 Hamburg
HAFO-Tipp: 1:0.
Schiedsrichter: Frederik Listner (SpVg. Eidertal-Molfsee)
FC Oberneuland vs. Hamburger SV II – Sonnabend, 15 Uhr (Letzte Saison: ---)
Vinnenweg 100, 28355 Bremen
HAFO-Tipp: 1:4.
Schiedsrichter: Tim Skorczyk (Salzgitter)
"***" Von diesen Partien wird HAFO – wie immer kurz nach dem Schlusspfiff - voraussichtlich für Sie berichten!
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