25.08.2012 Ein Spiel für "Biele" - Er hätte es so gewollt von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – SV Curslack-Neuengamme 1:1 (1:1)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Lüdemann, Krohn, Cayir – Neumann (85. Niemann), Anders – Jawla, El-Nemr (83. Eren) - Flores, Roschlaub SV Curslack-Neuengamme: Böse – Wulff, Blättermann, M. Barlak, Sander – Zöpfgen – Möller, Theetz (66. Papke), Carolus – Landau, von Hacht (75. Eggert) Tore: 1:0 Flores (10.), 1:1 von Hacht (15.) Schiedsrichter: Michael Zibull (SV Heidgraben): Pfiff beiden Teams regelmäßig den Vorteil ab, verteilte gefühlt 15 Gelbe Karten und versagte Condor einen fälligen Handelfmeter (65.). Keine Glanzleistung am heutigen Tage, aber auch nicht grottenschlecht. Beste Spieler: Flores – Landau, von Hacht Zuschauer: 80
Es gibt Momente im Leben, da wird einem die eigene Vergänglichkeit schonungslos vor Augen geführt. Gestern war so ein Tag. Die E-Mail war kurz und knapp: Helmut Bielfeldt (71) ist tot. Eine Meldung, die den HAFO-Redakteur dieser Zeilen bis ins Mark erschütterte. "Biele", wie ihn alle nur nannten, war über die Jahre nicht nur ein stets freundlicher und angenehmer Ansprech- und Gesprächspartner, immer bereit, Auskunft zu geben und zu helfen, sondern auch zu einem Freund geworden. Unvergessen seine Pressekonferenzen und die obligatorischen Kekse. Und wer länger blieb, bekam auch noch ein Bier (oder zwei) spendiert. Wenn die Mikrofone ausgeschaltet waren (und nicht nur dann), konnte mit ihm herrlich über unseren geliebten Fußball gefachsimpelt werden. Dass der SC Condor (zu Recht) als familiärer Klub wahrgenommen wird, lag neben dem Ehrenvorsitzenden Günter Philipp vor allem an ihm, Helmut Bielfeldt.
Zu Beginn dieses Jahres war er wegen seiner Krankheit schweren Herzens – aber frohen Mutes - offiziell vom Amt des Pressechefs bei den Raubvögeln zurückgetreten. Auch seinen geliebten Tennissport (gerne mal mit und gegen Frank Pagelsdorf) musste er aufgeben. Aber "Biele" gab nicht klein bei, war so oft es ging noch live bei den Spielen seines SC Condor dabei. Nun hat er uns für immer verlassen, am Donnerstag erlag dieser sympathische und faire Sportkamerad, der nie viel Aufhebens um seine Person machte und einen sehr gepflegten Humor hatte, seinen Leiden. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seiner Familie (wie gerne berichtete er uns von seinen schönen Reisen zu seiner Tochter nach Barcelona). Manchmal wird Fußball eben zur Nebensache.
Dennoch wurde heute gespielt. Alle Offiziellen beim SC Condor waren sich sofort einig: "Helmut hätte es so gewollt"! Mit Trauerflor, Gedenkminute und der ein oder anderen Träne im Auge rollte zur ungewohnten Anstoßzeit und auf ungewohnten „Heimplatz“ (gespielt wurde schräg gegenüber beim Farmsener TV) das Leder. Die Hausherren begannen offensiv, Heiner Twardawa setzte mit einem satten Fernschuss ein erstes Ausrufezeichen (8.). Kapitän Florian Neumann fand anschließend mit seinem Pass genau die Schnittstelle, spielte Carlos Flores den Ball perfekt in die Gasse, der nahm das Leder gekonnt mit der Hacke mit und erzielte die frühe Führung (10.). Doch die Freude währte nicht lange. Da Jan Pawletta auf Gran Canaria urlaubt, musste Ehlert seine Defensive umstellen. Lars Lüdemann rotierte vom Links- zum Innenverteidiger. Dort wiederum fehlte Max Anders (mit seiner Kopfballstärke), da der Condor-Coach ihn auf der „Sechs“ brauchte. „Mit Pawletta fehlt uns der Lenker und Denker. Max hat seine Sache zwar gut gemacht, ist aber eben kein gelernter „Sechser“. Daher muss man damit leben, dass es heute spielerisch nicht immer so gut lief“, stellte Ehlert fest.
Der Ausgleich resultierte aus diesen Abstimmungsschwierigkeiten der neu formierten Abwehr. Erst wurde Julian Sander im Mittelfeld nicht an der Flanke gehindert, dann durfte Marcel von Hacht im Fünfmeterraum fast unbedrängt einköpfen (15.). Keeper Sascha Kleinschmidt und die Innenverteidigung sahen dabei gleichermaßen schlecht aus. Auch in der Folge wirkte die SCC-Abwehr nicht immer sattelfest, doch weder Mekan Barlak (29.), noch Sven Möller (44.) konnten dies zur Gästeführung nutzen. Auf der Gegenseite köpfte Nils Roschlaub nach Flanke von Flores nur knapp übers Tor (39.).
In der zweiten Halbzeit schnürte der Tabellenführer aus den Vierlanden die Raubvögel eine Viertelstunde lang in der eigenen Hälfte ein. Von Hacht schob erst denkbar knapp am langen Pfosten vorbei (48.) und scheiterte dann freistehend an Kleinschmidt (53.). Condor wusste sich nur noch mit langen Bällen und Befreiungsschlägen zu helfen, ein geordneter Spielaufbau fand vorerst nicht mehr statt. Doch nach gut einer Stunde wendete sich das Blatt wieder. Flores herrlich mit dem Außenrist (62.) und Roschlaub mit dem Kopf (65.), Condor war wieder da. Besonders die Szene mit Roschlaubs Kopfball erhitzte die Gemüter, da Marco Blättermann auf Kopfhöhe die Hand zur Hilfe nahm. Von einer natürlichen Handbewegung konnte da keine Rede sein, auch wenn Blättermann hinterher beteuerte, den Ball ins Gesicht bekommen zu haben. „Warum sollte er auch lügen“, flüchtete sich Ehlert in Ironie.
Torsten Henke reagierte auf die neuen Condoraner Offensivbemühungen und nahm den schwachen Marco Theetz vom Feld: „Ich wollte mit Patrick Papke das Zentrum verstärken und neben Zöpfgen eine zweite Sechs bringen, da musste Marco eben dran glauben“. Der Curslacker Kapitän war „not amused“, stiefelte an der Ersatzbank vorbei direkt in die Umkleidekabine. Die Partie hatte nun nicht mehr die Klasse der ersten halben Stunde, erst kurz vor Schluss lag den (wenigen) Fans nochmal der Torschrei auf den Lippen: Twardawa bediente Roschlaub und der köpfte aus fünf Metern übers Tor (83.). „Leider habe ich den Ball mehr mit der Schulter erwischt“, trauerte der „Fußballgott“ seiner Chance hinterher. Doch auch die Gäste hätten noch gewinnen können, den Freistoß von Möller aus 22 Metern hatten inklusive Henke viele schon im Tor gesehen. Aber das Spielgerät strich um Zentimeter am Pfosten vorbei und rollte dann hinterm Tor auf dem Netz entlang (85.), so dass viele Zuschauer einer optischen Täuschung erlegen waren.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 25 Spiele, 11 Siege, 7 Remis, 7 Niederlagen, 50:32 Tore
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): In der ersten Viertelstunde sind wir nicht gut in die Partie reingekommen, haben aber zum Glück schnell den Ausgleich gemacht. Beide Teams hatten danach gute Chancen zum Siegtreffer, das war über 90 Minuten ein heißer Kampf und eine ausgeglichene Partie mit einem gerechten Endergebnis. Wenn ich bedenke, welches Auftaktprogramm wir hatten (Germania, Bergedorf, Altona, Condor), dann bin ich nach unserem personellen Umbruch mit den 10 Punkten natürlich sehr zufrieden.
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Ein sehr guter Auftakt von uns mit einem sehr schön herausgespielten Tor. Danach haben wir leider zweimal gepennt, wo wir erst im Zentrum besser raufgehen müssen und dann in der Mitte beim Kopfball die Abstimmung fehlte. So bekommen wir postwendend den Ausgleich und danach war ein kleiner Bruch im Spiel bei uns. Aber insgesamt eine sehr ausgeglichene Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Ein richtig gutes Spiel war das zwar nicht von uns, aber ein gerechtes Ergebnis.
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