28.08.2012 Norderstedter Unbeherrschtheiten ebnen Condor den Weg von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – Eintr. Norderstedt 3:1 (1:1)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Lüdemann, Krohn, Cayir – Neumann (74. Pawletta), Anders – Jawla, El-Nemr (61. Eren) - Flores, Roschlaub (84. Niemann) Eintracht Norderstedt: Höcker – Eglseder, J. Savelsberg, Wehrendt, Lindener (71. Waldmann) – Koch, Browarczyk – Grove, Meyer, Rose (46. Kummerfeld) – J. Tunjic (65. Jurkschat) Tore: 0:1 Koch (25., FE), 1:1 Flores (29.), 2:1 Neumann (57., FE), 3:1 Jawla (86.) Schiedsrichter: Marcel Hass (TuS Germania Schnelsen): Der Regionalliga-Schiri pfiff heute seine erste Oberliga-Partie in dieser Saison und hatte eigentlich alles Griff (beide Elfmeter und die Hinausstellungen waren völlig korrekt). Keeper Höcker hätte für seine Kopfnuss gegen Neumann allerdings ebenfalls glatt Rot bekommen müssen. Rote Karte: Savelsberg (57., Notbremse), Eren (69., Tätlichkeit) Gelb-Rote Karte: Höcker (69., wiederh. Meckern) Beste Spieler: Twardawa, Flores, Kleinschmidt – Grove Zuschauer: 110
Nach der überraschenden Demission von Matthias Dieterich scheinen in Norderstedt die Nerven mächtig blank zu liegen, denn die heutige Niederlage im Nachholspiel des zweiten Spieltages war so unnötig wie ein Kropf. Eine Stunde lang schien sich der Trainerwechsel nämlich bezahlt zu machen, doch dann gingen erst Innenverteidiger Jan Savelsberg und dann Keeper Johannes Höcker die Pferde durch. Doch der Reihe nach: Schon vor dem Anpfiff gab’s Ärger. Die „Wiese“ beim Farmsener TV war dem EN-Präsidenten (und heutigen „Co-Trainer“) Reenald Koch nicht gut genug: „Was ist das denn für ein Acker? Und gekreidet habt Ihr auch nicht richtig“, schimpfte er auf die äußeren Begleitumstände, als ob er von anderen Dingen ablenken müsse.
Aber seine Truppe störte das offensichtlich nicht. Die Eintracht dominierte die erste Halbzeit, war deutlich aktiver und setzte die Gastgeber mächtig unter Druck. Vor allem die linke SCC-Abwehrseite bekam Tillmann Grove (Neuzugang aus Finnland) nie in den Griff. Folgerichtig die Führung für die Garstedter: Grove auf Jürgen Tunjic, der weiter zu Linus Meyer und der wird von Lars Lüdemann im Strafraum zu Fall gebracht. Klarer Elfmeter, den Philipp Koch sicher verwandelt (25.). Doch ein unnötiger Ballverlust von Jan-Philipp Rose gegen Heiner Twardawa, der sich zweikampfstark durchsetzte und anschließend butterweich auf Carlos Flores flankte, brachte den schnellen Ausgleich: Flores, wie schon gegen Curslack ein echter Aktivposten, hämmerte das Leder aus halblinker Position unter die Latte (29.).
„Wir hatten zwar noch den ein oder anderen Wackler in der Abwehr, aber das war heute schon deutlich besser, als am Samstag“, war Meik Ehlert froh, dass es mit einem Remis in die Kabine ging. Rose, der den Ausgleich verschuldet hatte, blieb in selbiger. Für ihn kam Dane Kummerfeld, der sich mit einem schönen Schuss knapp am langen Pfosten vorbei gleich gut einführte (48.). Die nächste Möglichkeit für die bis dahin weiter dominierenden Norderstedter hatte Linus Meyer, doch seinen mächtigen Knaller aus 22 Metern holte Sascha Kleinschmidt mit einer Wahnsinnsparade (mit einer Hand „übergegriffen“) noch aus dem Winkel (51.). Diese Nachlässigkeit bei der Chancenverwertung, gepaart mit nachfolgenden Unbeherrschtheiten, kostete EN am Ende die Punkte. Denn Condor kämpfte und spielte sich zurück in die Partie.
Nils Roschlaub, bis dahin eher unauffällig, nahm einen weiten Ball von Florian Neumann schön mit, legte sich das Leder für einen satten Volleyschuss zurecht – und wurde von Savelsberg richtiggehend umgeholzt. Elfmeter und Rote Karte waren die absolut richtigen Entscheidungen des insgesamt guten Schiedsrichters Marcel Hass. Neumann sicher links unten zum 2:1 (57.). In Unterzahl und in Rückstand brachte der heutige Chef-Trainer Stefan Siedschlag Mario „Harry“ Jurkschat für den blassen Jürgen Tunjic (65.), doch für Schlagzeilen sorgten andere: Nach einem Luftkampf zwischen Lamin Jawla und Torhüter Johannes Höcker pfiff Schiri Hass korrekterweise Freistoß für Norderstedt, da Jawla den Keeper unterlaufen hatte (69.). Dabei fiel das junge Condor-Talent selbst unglücklich auf den Rücken und krümmte sich vor Schmerzen. Höcker nahm ihm diese vermeintliche „Schauspielerei“ nicht ab und brüllte ihn an: „Steh auf Du....“! Besonders die Lautstärke und die Aggressivität vom EN-Schlussmann kann dabei kaum nachvollzogen werden, schließlich hatte er sich selbst nicht verletzt und bekam einen Freistoß. Die Gelbe Karte für diesen Wutausbruch war die logische Konsequenz.
In der Zwischenzeit hatten sich beide Teams fast komplett am Sechzehner versammelt und die klassische Rudelbildung war die Folge. Kapitän Neumann wollte seinem verletzten Mannschaftskameraden zur Hilfe kommen, stand Kopf an Kopf mit Höcker – und wurde – offensichtlich unbeobachtet vom Schiedsrichter - mit einer Kopfnuss zu Boden gestreckt. Daraufhin schubste der gerade erst eingewechselte Mehmet Eren den Torsteher um – Rote Karte! Weil sich Höcker nun nochmals lautstark beschwerte, bekam er Gelb-Rot (und hatte dabei wegen der Tätlichkeit an Neumann noch Glück im Unglück).
Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte, ging es mit 10 gegen 9 weiter (Ersatztorhüter Jannis Waldmann kam für Steven Lindener, wegen dem diese Partie bekanntlich verlegt worden war). Condor machte aus den Standards viel zu wenig (Ehlert: „Das geht auf meine Kappe, die habe ich trainieren lassen“), aber ein feiner Doppelpass zwischen Flores und Jawla nutzte Letzterer zum entscheidenden KO-Schlag (86.). Ob der Sieg – neben der Roten Karte für Eren, der sich damit endgültig aus dem Kader verabschiedet haben dürfte – teuer erkauft war, wird sich erst die nächsten Tage zeigen. Denn leider musste „Fußballgott“ Nils Roschlaub kurz vor Schluss mit einer Knieverletzung raus und wurde lange am Spielfeldrand behandelt.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 2003): 13 Spiele, 5 Siege, 6 Remis, 2 Niederlagen, 24:22 Tore
Stefan Siedschlag (Interimstrainer Eintr. Norderstedt): Eine Stunde lang haben wir das sehr ordentlich gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, wie wir gegen Elmshorn gespielt haben. Aber dann haben wir uns selber geschlagen, leichte Fehler gemacht und Condor mit unseren Unbeherrschtheiten den Gefallen getan. Aber das passt zu unserer Lage momentan. Doch da müssen wir jetzt durch. Wir haben einen Haufen Arbeit vor uns.
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Das sah heute lange nicht so aus, als ob wir gewinnen würden. Umso glücklicher bin ich natürlich über den Erfolg. In der ersten Stunde waren nicht so präsent und haben viele Dinge nicht so gemacht, wie wir es eigentlich besprochen haben. Norderstedt hat es uns lange sehr schwer gemacht. Umso höher ist am Ende aber unser Sieg zu bewerten, meine Mannschaft hat einen tollen Willen gezeigt.
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