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03.09.2012
Rückblick: Elster im Wunderland von Folke Havekost



Jeder, der „Alice im Wunderland“ gelesen hat, weiß, dass Flamingos und Senf miteinander verwandt sind. Sonst würden ja nicht beide beißen. In Lewis Carrolls Kinderbuch wimmelt es von Missverständnissen, Paradoxien, sprachlicher Verwirrung und hohen Hürden auf dem Weg zur Selbstfindung. Manchmal ist das Geschehen nicht bizarr, sondern brutal: Am Hof der Herzkönigin dienen Igel als Kugeln fürs Krocket-Spiel, geschlagen rollen sie über den Rasen. So mag sich auch manche Elster zuletzt im Wunderland gefühlt haben.

„Die Spieler spielten Alle zugleich, ohne zu warten, bis sie an der Reihe waren; dabei stritten sie sich immerfort und zankten um die Igel, und in sehr kurzer Zeit war die Königin in der heftigsten Wuth, stampfte mit den Füßen und schrie: ‚Schlagt ihr den Kopf ab!’ ungefähr ein Mal jede Minute. Alice fing an, sich sehr unbehaglich zu fühlen, sie hatte zwar noch keinen Streit mit der Königin gehabt, aber sie wusste, dass sie keinen Augenblick sicher davor war, ‚und was’, dachte sie, ‚würde dann aus mir werden? Die Leute hier scheinen schrecklich gern zu köpfen; es ist das größte Wunder, dass überhaupt noch welche am Leben geblieben sind!’“

So weit Mr. Carroll. Den trefflichen Königinnen-Satz „Ich liebe Hinrichtungen am Morgen“ hat allerdings Linda Woolverton dem Regisseur Tim Burton für die 2010er-Verfilmung ins Drehbuch geschrieben. Da Raum und Zeit im Wunderland äußerst vage Kategorien sind, dürfen wir annehmen, dass Woolverton für diesen Satz von Bergedorf 85 aus der Jahr 2012 inspiriert worden ist. Einer Hinrichtung am Morgen, wenigstens für die Zukunftsträume der 85-Anhänger, kamen die Geschehnisse an der Barmbeker Brucknerstraße gleich, wo die Bergedorfer eigentlich gegen den USC Paloma auflaufen sollten. Am Sonntagvormittag erfuhr die Mannschaft dort von der sportlichen Leitung, dass auch am Bergedorfer Hofe die Dinge gerne ins Rollen gebracht werden. In ihrem Sinne war das ganz und gar nicht: Die Elstern wollten keine Igel sein.

Die Tauben standen daneben und wunderten sich über den kampflosen Sieg, der ihnen vor die Schnäbel fiel. Die improvisierte Trainingseinheit wurde von einer Rekordzuschauerzahl beobachtet. Bergedorfs Zahl hingegen ist die Null. Null Punkte, null Mannschaft, null Renommee – ein Trauerspiel. Hat sich eigentlich schon jemand bei den Landesliga-Spitzenreitern Concordia und Sasel erkundigt, ob sie kurzfristig einen Ersatzkandidaten ausspielen können, der dann noch schnell in die Saison einsteigt?

Auch ohne Tore viel Drama in Barmbek. Ohne Tore und ohne Drama liefen die 90 Minuten in Halstenbek ab – die Oberliga hat nun doch ihr erstes 0:0 gesehen. Wobei dies ja ein Paradoxon bester Wunderland-Prägung ist: Kann man keine Tore wirklich sehen? Vor allem die Gastgeber wollten diese Premiere unbedingt verhindern, zielten aber zu genau. Gleich viermal trafen die Halstenbeker Pfosten und Latte. Mit dem Abpfiff stand das vierte Unentschieden in Folge für die nach wie vor ungeschlagenen (und diesmal auch glücklichen) Niedersachsen.

In Lurup roch es ebenfalls lange noch Torlosigkeit. Hier traf Carlos Flores für Condor den Pfosten, doch statt sich nur über den verpassten Sieg zu ärgern wie die Halstenbeker, gingen die Farmsener gänzlich leer aus. Lurups Jan Geist ließ sich bis zur Schlussminute Zeit, um dann aber das Gehäuse vortrefflich anzuvisieren. Last-Minute-Tore sind die schönsten, wie wir nicht erst von Benny Hoose wissen, der mit seinem sicher verwandelten Elfmeter schon am Freitag für Victorias erste Regionalliga-Punkte sorgte.

Vickys Erfolg macht Mut, dass vielleicht auch andere Hamburger Vereine (Bergedorf fühlt sich hier bitte nicht angesprochen) Ambitionen auf die überregionale Spielklasse anmelden. In der Oberliga hat sich nach fünf Runden jedenfalls das Spitzentrio Curslack-Schnelsen-Elmshorn herauskristallisiert, das sich schon etwas vom Feld abgesetzt hat. Wobei das „Feld“ ab Platz vier von der Überraschungsmannschaft Bramfeld angeführt wird, die bei Barmbek-Uhlenhorst allerdings unsere Empfehlung missachtete, wie bislang in jedem Spiel einfach das 1:0 zu erzielen. Stattdessen lag BU rasch 2:0 in Führung, was dann auch der Endstand war.

Liebe Bramfelder, wir geben doch klare und verständliche Ratschläge, nicht so verquastes Zeug wie der Märzhase im Wunderland. Muss man sich aber auch dran halten. So wird das jedenfalls nichts mit dem Durchmarsch in die Regionalliga!

Vier Punkte liegen die Bramfelder nun hinter Curslack-Neuengamme, das seine Tabellenführung mit einem schnell herausgeschossenen 2:0 gegen den VfL Pinneberg behauptete. Germania Schnelsen siegte souverän 3:1 beim SV Rugenbergen, für den Blitztransfer Mario Jurkschat immerhin den Freistoß trat, der per Schnelsener Eigentor zum einzigen Bönningstedter Erfolgserlebnis führte.

Der FC Elmshorn tat sich beim 2:1 in Niendorf etwas schwerer als Schnelsen. FCE-Coach Achim Hollerieth fand die Vorstellung sogar „scheiße“ und freute sich nur darüber, dass sein Team beide Treffer in „den zwei Minuten, in denen wir gut Fußball gespielt haben“, erzielen konnte. Im Klassement ergibt das für den Aufsteiger Platz drei, in einer Hinsicht liegen die Elmshorner allerdings ganz vorne: Sie sind die einzige Mannschaft, die in jedem Spiel 1:0 in Führung ging. Wir sind gespannt, ob dies auch am Freitag der Fall sein wird, wenn Spitzenreiter Curslack an der Wilhelmstraße seine Aufwartung macht.

Nach vier Niederlagen in Serie kommt die vorgezogene Begegnung am Mittwoch gegen Vier- und Marschlande für Niendorf gerade recht. Beide Vereine stehen derzeit unter dem Strich, ein Erfolgserlebnis ist dringend vonnöten. Schaffen die Niendorfer eines, können sie davon auch den HSV-Spielern berichten, die am Freitag zum Freundschaftsspiel vorbeischauen.

Die Vierländer fuhren gebeutelt aus Norderstedt heim. Eine Woche zuvor hatten sie gegen Buchholz bis kurz vor Schluss den Sieg vor Augen, diesmal hielten sie das Spiel erneut lange offen, Mitte der zweiten Hälfte traf Juro Julardzija sogar die Latte. Nichts muss so kommen, wie es dann kommt, aber der weitere Verlauf ist zumindest symptomatisch zu nennen: Jürgen Tunjic köpfte eine Ecke zum Eintracht-Sieg ein. Aufatmen beim neuen EN-Übungsleiter Thomas Seeliger, der zuvor laut hafo-Bericht immerhin „nahezu alle nur denkbaren negativen Möglichkeiten (sah), die ein Fußballspiel zu bieten hat“. Reichlich Gelegenheit also, um (nicht nur) an der Taktik zu feilen.

Norderstedt hat einen neuen Trainer, andere Vereine haben neue Spieler. Ein kleiner Engel lag nicht auf dem Gabentisch, aber auch manch Oberligist huldigte der Kaufrauschwoche, bevor das Transferfenster zugeklappt wurde. Der Meiendorfer SV zog gleich fünf Neuzugänge an die B 75, von denen die wenigsten allerdings beim 3:2 gegen Altona 93 mitwirkten. In Meiendorf standen nicht so sehr neue Gesichter als neue Kleider im Mittelpunkt. Altonas Kapitän und Verteidiger Andreas Kappler wechselte nur drei Minuten nach Anpfiff die Mode und streifte sich ein Torwarttrikot über, weil Boris Lastro wegen ungebührlichen Handspiels außerhalb seines Strafraums das Feld räumen musste. Und weil die Altonaer keinen gelernten Ersatztorwart mit auf die Reise genommen hatten. Kappler machte seine ungewohnte Sache eigentlich ganz gut, verpasste den Sprung neben Iker Casillas und Manuel Neuer aber ausgerechnet beim 3:2-Siegtreffer der Meiendorfer, als er einen Schuss von Michael Sara passieren ließ.

Am Ende der Geschichte von des Kapplers neuen Kleidern stand der Held und mit ihm Altona 93 also doch nackt da. Uns bleibt nur, zu schließen mit der Empfehlung der Herzogin an unsere Elster, äh, Alice: „Bilde dir nie ein verschieden von dem zu sein was Anderen erscheint dass was du warest oder gewesen sein möchtest nicht verschieden von dem war dass was du gewesen warest ihnen erschienen wäre als wäre es verschieden.“


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