07.09.2012 Uh, Ah, Tschaka, Tscha - TuS Germania ! von Andreas Killat
vs.
TuS Germania Schnelsen – HSV Barmbek-Uhlenhorst 2:0 (0:0)
TuS Germania Schnelsen: Tholen – Maurer, Antoniou, Theißen, Trefzger – Cengiz (46. Ferck), Boock – Mankumbani (75. Chmielewski), Nadler, Rahn – Akbel (62. Dönmez) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Grimme – Bohnhorst, Schmitz, Stöhr, Odabas – Leinroth (67. Hoeft), Mellmann – Lange (72. Ersen), Imanci (82. Arlioglu), Bober - Laban Tore: 1:0 Mankumbani (54.), 2:0 Dönmez (66.) Besondere Vorkommnisse: BU-Trainer Pieper muss hinter die Bande (80.) Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (HTB): Ein bisschen zu kleinlich bei der Zweikampfbewertung, insbesondere aber die „Hinausstellung“ von BU-Trainer Frank Pieper tat nicht Not. Beste Spieler: Tholen, Theißen, Rahn – Imanci, Laban, Bober Zuschauer: 185
Versöhnung war angesagt, denn nach den unschönen Begleitumständen der Begegnungen beider Klubs in der Saison 2010/11 (HAFO berichtete in der Vorschau) sollte eine weitere Eskalation unbedingt vermieden werden. Germania suchte daher schon im Vorfeld der Partie den Kontakt zu den BU-Fans und spielte heute zwei Barmbeker Schlager: „Mein letztes Geld geb’ ich für Fußball aus – für Barmbek-Uhlenhorst“ ( http://www.youtube.com/watch?v=Mmd_YMcoDe8) und natürlich den Evergreen vom Hamburger Idol (und BU-Fan) Lotto King Karl: „Mitten in Barmbek“. Der „Pöbel“ stimmte begeistert mit ein und war das ganze Spiel über ziemlich sangesfreudig. Aber auch die Gastgeber hatten etwas entgegenzusetzen: Eine Gruppe kleiner Kinder auf dem Erdwall schmetterte unentwegt: „Uh, Ah, Tschaka, Tscha – TuS Germania“!
Die erste Viertelstunde gehörte dann auch den Germanen, aber Yusuf Akbel scheiterte zweimal (10./14.). BU löste sich jedoch fortan gut aus der Umklammerung und kam immer besser ins Spiel. Die Hausherren gaben das Mittelfeld fast kampflos her, Devin Cengiz wirkte häufig überfordert. Der Aufsteiger aus Barmbek lieferte sehenswerte Kombinationen ab, Tom Bober, Bülent Imanci und Kristoffer Laban wirbelten die TuS-Abwehr immer wieder durcheinander. Keeper André Tholen hatte mehr zu tun, als ihm lieb war, zeichnete sich aber in gewohnter Manier aus: Imanci’s Knaller aus halblinker Position entschärfte er sensationell (21.) und auch der Weitschuss von Kevin Mellmann wurde seine Beute (23.). Einmal war der Ex-Niendorfer allerdings doch geschlagen: Das „magische Dreieck“ Imanci-Laban-Bober hatte mal wieder einen Sahne-Angriff fabriziert, doch das Glück war Bober nach scharfer Hereingabe von Laban nicht hold, das Leder krachte an die Unterkante der Latte (27.). Für Frank Pieper die entscheidende Szene: „Wenn wir da in Führung gehen, läuft die zweite Halbzeit anders“.
Trainer-Fuchs Bert Ehm hatte zur Pause natürlich ebenfalls erkannt, dass im Mittelfeld dringend Handlungsbedarf bestand. Rick Ferck kam für den schwachen Cengiz und nahm die Außenverteidigerposition von Marcel Maurer ein, der wiederum rückte in die Innenverteidigung. Der gewinnbringende Schachzug des Spiels war aber die Beorderung von Dennis Theißen aus der Innenverteidigung ins zentrale Mittelfeld auf die „Sechs“. Endlich klaffte keine Lücke mehr zwischen Abwehr und Angriff und seine präzisen Zuspiele waren eine Augenweide. So auch beim 1:0, als Theißen Sebastien Mankumbani perfekt in den Lauf spielte und der ins lange Eck vollendete (54.). „Das hat uns kurzfristig aus dem Konzept gebracht“, erkannte Pieper hinterher, „da hätten wir ruhiger reagieren müssen“. Stattdessen legte Germania entscheidend nach: Stephan Rahn, spielfreudig und Zweikampfstark wie lange nicht, mit feinem Pass diagonal auf die andere Seite zu Tamer Dönmez – und der „kam, sah und siegte“, wie es Bert Ehm hinterher ausdrückte (66.). Der Neuzugang vom HEBC entwickelt sich zum absoluten Glücksgriff, er traf bislang in jedem (!) Pflichtspiel, in dem er mitwirkte.
Die Barmbeker fingen sich danach zwar wieder, konnten dem Spiel aber keine Wende mehr geben. Bei fiesem Dauer-Nieselregen wurde es auf dem glitschigen Kunstrasen nun häufig mit Distanzschüssen versucht, doch Tholen war heute nicht zu überwinden. Neben dem Glück der Tabellenführung (durch die zeitgleiche Niederlage der Curslacker in Elmshorn) gab es allerdings auch eine Hiobsbotschaft zu vermelden: Verteidiger Mathias Hinzmann (28), der die Partie in Zivil verfolgte, hat sich den Fuß gebrochen und fällt voraussichtlich bis zur Rückrunde aus.
Punktspielbilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 25 Spiele, 6 Siege, 3 Remis, 16 Niederlagen, 48:71 Tore
Frank Pieper (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Bis auf die Chancenauswertung bin ich mit der ersten Halbzeit vollauf zufrieden, da müssen wir führen! Heute hätten wir hier wirklich nicht verlieren zu brauchen. Ärgerlich, dass wir nach dem 0:1 für kurze Zeit den Faden verloren und prompt das zweite Gegentor kassiert haben. Aber es ist toll zu sehen, wie sich die Mannschaft Torchancen erspielt und erarbeitet. Nur die letzte Konsequenz fehlt uns noch, da müssen wir noch lernen. Da sieht man den Unterschied zu Germania. Ich kann meinen Jungs aber keinen Vorwurf machen, die haben 90 Minuten Gas gegeben und auch nach dem Rückstand noch versucht, ein Tor zu erzielen.
Bert Ehm (Trainer TuS Germania Schnelsen): In der ersten Viertelstunde war BU sehr defensiv und wir haben sie richtig in die eigene Hälfte „gezimmert“. Da muss Akbel eigentlich das 1:0 machen. Aus dieser Überlegenheit heraus haben wir das Spiel dann leider abgegeben, weil wir nicht bereit waren, in die Zweikämpfe zu gehen. Der Gegner hat gut verteidigt und unsere Bälle sind nicht mehr angekommen. Bei der Situation mit Unterkante Latte hatten wir richtig Glück. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt, Theißen aus der Viererkette raus auf die Sechs, das war der Gewinner. Er hat im Mittelfeld aufgeräumt und gute Pässe geschlagen. Und dann kam Tamer Dönmez und sah und siegte mal wieder. Er bewegt sich vielleicht nicht so gut wie andere, aber er ist immer zur Stelle. Wir sind sehr glücklich und nun Tabellenführer. Ich will zwar nicht sagen wider Willen, aber gerechnet hat da bei uns keiner mit. Wir haben schließlich einen großen Umbruch hinter uns, auf neun Positionen sind neue Leute. Weiter so, Jungs!
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