USC Paloma: Jonas – Savelsberg, Liehr, Dreyer, Sulinski (46. Francke) – Sivcak (46. Fritsch), Drews – Chipenko (75. Franz), Albrecht – Körner, Gyimah SC Condor: Kleinschmidt – Lüdemann, Anders, Krohn, Cayir – Werwath (70. Maas), Pawletta – Jawla, Mandel, Eren (75. Flores) – Roschlaub (79. Tafese) Tore: 0:1 Roschlaub (7.), 0:2 Eren (45.), 0:3, 0:4 Jawla (49./74.), 0:5 Mandel (88.) Schiedsrichter: Benjamin Stello (SC Egenbüttel): Seine Assistentin Tanja Krause wedelte ein bisschen zu oft mit der Fahne (oder zeigte Abstoß statt Ecke an), aber insgesamt hatte er keine Mühe mit der sehr fairen Partie. Beste Spieler: keiner – Jawla, Mandel, Eren Zuschauer: 180
Die gute Nachricht vorneweg: Es wurde heute an der Brucknerstraße gespielt! Doch nach dem Abpfiff waren sich die Gastgeber gar nicht mehr so sicher, ob das wirklich eine „gute Nachricht“ war. „Ich überlege ernsthaft, Protest einzulegen“, witzelte Marco Krausz etwas gequält, aber gewohnt ironisch, „wir waren ganz überrascht, dass der Gegner heute spielen wollte“.
Denn das taten die Raubvögel tatsächlich: Spielen! Und zwar Katz und Maus. Schon nach vier Minuten prüfte Moritz Mandel Keeper Yannik Jonas aus spitzem Winkel, Glanzparade zur Ecke. Kurios dann der Führungstreffer: Max Anders drosch den Ball vom eigenen Fünfmeterraum weit nach vorne („Das war so gewollt“), am Mittelkreis stieg Max Liehr aus der weit aufgerückten USC-Abwehr dem Ball entgegen, verfehlte ihn jedoch grandios, so dass Nils Roschlaub freie Bahn hatte und ungehindert einhämmern konnte (7.). Fünfzehn Minuten lang wirbelte Condor den Tauben- äh Hühnerhaufen gehörig durcheinander, dann folgte eine halbstündige „Piano“-Phase. „Da hätten wir nachsetzen müssen“, befand Sportdirektor Matthias Bub, doch der USC strahlte zu keiner Zeit Gefahr aus. Im Gegenteil: Wie schon beim ersten Gegentreffer, leistete erneut Liehr auch beim zweiten Tor wertvolle Assist-Dienste: Statt den Ball an der Strafraumgrenze klar zu klären, fiel er Mehmet Eren vor die Füße. Der spielte mit Mandel einen schönen Doppelpass und schon stand es 0:2 (45.).
Nach dem Seitenwechsel stellte Krausz um („Ich hätte 10 Mann auswechseln können“): Oskar Sulinski musste verletzungsbedingt in der Kabine bleiben, dafür kam Sven Francke in die Innenverteidigung und Jannik Dreyer ging nach Außen. Außerdem rückte Marc Albrecht auf die „Sechs“ (da Serafin Sivcak ebenfalls vorzeitig duschen durfte). Genutzt hat es jedoch nichts. Gleich die erste Chance brachte das 0:3: Eren mit herrlichem Diagonalpass über 40 Meter auf Lamin Jawla, der lässt noch Keeper Jonas aussteigen und schiebt dann genüsslich ein (49.). Der SCC machte nun nicht den „Fehler“ der ersten Hälfte und gab weiter Gas. Bei konsequenter Chancenverwertung hätte es heute daher sogar noch viel schlimmer für die Tauben kommen können, doch auch so war es ganz bitter. In der gesamten Spielzeit gab es nicht eine (!) nennenswerte Gelegenheit für die Hausherren. Sascha Kleinschmidt wird seinen „Einser-Schnitt“ bei den Kollegen des Sport-Mikrofon daher kaum halten können.
Mandel knapp am Pfosten vorbei (70.), Roschlaub aus sechs Metern per Kopf Zentimeter über die Latte (71.) – so ging es fast im Minutentakt. Die logische Folge: Treffer numero quattro. Jan Pawletta wurde es hinten zu langweilig, so ging er mit nach vorne und scheiterte am Pfosten, doch den Abpraller staubte Jawla ab (74.). Erschreckend vor allem die Lethargie beim USC: kein Aufbäumen, kein Kampf. „Nicht mal Gelbe Karten haben wir bekommen, da kann etwas nicht stimmen“, analysierte Krausz nach dem Match, übersah dabei aber zumindest zwei Verwarnungen für Dirk Savelsberg (24.) und Sven Francke (60.). Als Miroslav Chipenko etwas behäbig einem Ball hinterher trabte, raunzte ihn sein Kapitän Albrecht an: „Wenn Du keine Lust mehr hast, sag einfach Bescheid“. Keine 100 Sekunden später nahm Krausz ihn runter.
Den Schlusspunkt unter einen hochverdienten Condor-Sieg setzte der aufopferungsvoll kämpfende Mandel, der einen feinen Pass von Carlos Flores perfekt mit der Brust stoppte und dann in die Maschen hämmerte (88.). Wie schon in Niendorf (gegen Ex-Tauben-Coach Frank Hüllmann) also erneut ein 5:0-Ausrufezeichen der Raubvögel. Wäre da nicht das peinliche 0:1 an der Flurstraße (damals fehlte „Fußballgott“ Roschlaub), der Condor-Express wäre voll im Soll.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 37 Spiele, 11 Siege, 12 Remis, 14 Niederlagen, 49:58 Tore
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Ich bin natürlich voll und ganz zufrieden, komme sogar fast schon ins Schwärmen. Wirklich eine tolle Mannschaftsleistung, da möchte ich gar keinen besonders hervorheben. Wir haben sehr wenig zugelassen und waren nach vorne sehr spielfreudig.
Marco Krausz (Trainer USC Paloma): Ich möchte auch niemanden besonders hervorheben. Eine Katastrophe, wie wir hier heute aufgetreten sind. Unter der Woche war im Training soviel Feuer drin, da musste ich fast schon bremsen. Und dann heute so eine Leistung. Die ersten beiden Tore hätten wir auch gleich selbst reinmachen können, so dilettantisch haben wir da „verteidigt“. Nach dem 0:3 hat mir unsere Körpersprache gar nicht gefallen. Erst 0:4 in Altona und nun 0:5. Eine ganz bittere Woche für uns.
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