24.09.2012 Rückblick: Wer beerbt André Lohfeldt? von Folke Havekost
Da wir eher selten beobachten, dass Tauben sich gerne auf grünen Zweigen niederlassen, ist aus unserer Sicht die Frage müßig, ob der USC Paloma auf einen grünen Zweig kommt. Aber ob die Tauben sich noch einmal auf grünem Rasen (wahlweise auf rotem Grand) wohlfühlen werden? Der September lässt daran zweifeln, denn für Paloma läuft es irgendwie freudlos. Erst sah man die Elstern vor drei Wochen an die Brucknerstraße kommen, um dann noch vor dem Anpfiff sich selbst in die Flucht zu schlagen. Dann gab’s erst ein 0:4, danach ein 0:5. In Pinneberg wurde Paloma schon gar nicht mehr auf den Rasen gelassen – Spielabsage wegen Regenfällen am Vorabend.
André Lohfeldt schoss am 19. August das bislang letzte Tauben-Tor zum 4:1-Endstand gegen Bramfeld. Da hätte der USC sich sicherlich gerne in Pinneberg ausprobiert, um vielleicht mal wieder zu erfahren, wie es eigentlich so ist: einen Treffer zu erzielen. Und auch die vom jungen Marius Müller-Westernhagen besungene „Marion aus Pinneberg“ musste doch wieder in die Stadt zum Tanzen, um ihrem Programm „Wochenende: große Schau“ zu genügen. In Pinneberg nur nasse Hose.
Palomas Nachbar hatte es da besser. BU fuhr in die einstige preußische/österreichische/dänische/tänzerische Metropole Altona und brachte von dort ein beachtliches 3:3 zurück. Dabei legte der AFC so furios los wie ein Herbststurm und führte schnell mit 2:0. Vieles sprach dafür, dass BU wie zwei Wochen zuvor Paloma beim 4:0 der Altonaer einfach weggeweht werden würde. Doch in der Pause fanden die Barmbeker einen Plan, den aufgekommenen Wind für die eigenen Segel zu nutzen. Systemumstellung auf 4-4-2, mehr Aggressivität durch früheres Stören – so wurde es auch aus BU-Sicht noch ein „geiles Spiel, für das ich auch gerne Eintritt bezahlt hätte“, wie Trainer Frank Pieper formulierte. Dass Altona ihm Nachforderungen stellt, halten wir allerdings für unwahrscheinlich.
Ein weiteres unterhaltsames Unentschieden produzierten der SC Condor und der SV Rugenbergen bei ihrem 2:2. Dabei versemmelten die Raubvögel am Sonntagvormittag ebenso viele Chancen wie am Tag zuvor Borussia Dortmund. Es war nicht das Wochenende der schwarz-gelben Teams, schließlich hatte am Freitag schon Meiendorf in Elmshorn das Nachsehen gehabt.
Die Elmshorner grüßen damit weiter von der Spitze, sind nach wie vor in jedem Spiel 1:0 in Führung gegangen und stellen mit Jan Lüneburg auch den besten Torschützen der Spielklasse. Beim 4:1 gegen Meiendorf erzielte der 21-Jährige seine Treffer sechs bis acht – in dieser Verfassung können die Holsteiner noch länger an der Spitze verbleiben. Zumal der FCE am Wochenende bei den Tauben ohne Tordrang antreten muss (schwer zu glauben, dass Lohfeldt da einen Nachfolger findet) und derzeit sowieso nur Germania Schnelsen auf einen Wechsel der Tabellenführung spekulieren kann.
Denn die Germanen lösten die Heimaufgabe Halstenbek mit einem letztlich souveränen 3:1. Seit Sepp Herberger und Fritz Walter 1954 hat der deutsche Fußball ja lange auf ein ähnliches Trainerspielervatersohnverhältnis warten müssen, aber mit Bert Ehm und Stephan Rahn schließlich doch gefunden. Was in Pinneberg zur Spielabsage führte, war in Schnelsen offenbar Stephan-Rahn-Wetter. Ein „Spiel wie in alten Zeiten“ sah Ehm von Rahn, der zwei Tore mit links erzielte und dafür sorgte, dass die „Freunde aus Elmshorn“ die Germanen weiter im Nacken spüren.
Auf Platz drei liegt mittlerweile Buchholz 08 – nach einer vortrefflichen Darbietung gegen Curslack-Neuengamme, das in der Otto-Koch-Kampfbahn eine 3:0-Abfuhr kassierte. „Was haben wir denn heute bitte für eine geile Leistung abgerufen? 3-0 gegen Curslack, das ist der Hammer!“, zitierte Henrik Titze auf seiner Website landkreis-fussball.de seinen Bruder Sören. Curslack-Coach Torsten Henke widersprach nicht: „Buchholz war uns in allen Belangen überlegen.“
3:0 war an diesem Wochenende nicht nur ein beeindruckendes, sondern auch ein sehr beliebtes Ergebnis, das allerdings den Gastgebern vorbehalten blieb. Das musste auch der Niendorfer TSV erfahren, der oft gut mitspielt, aber selten punktet. In Norderstedt stand es lange 0:0, ehe dann doch das beliebte 3:0 in die Ergebnisliste eingetragen wurde. Zugunsten der Eintracht, für die Miche Makomé in der zweiten Halbzeit einen gerne lupenrein genannten Hattrick erzielte. Nachdem man mit der Lupe bisher die Saisonhöhepunkte der Norderstedter suchen musste (und doch kaum fand), fand das Vergrößerungsglas am Sonntag aus Sicht der Eintracht eine schönere Verwendung. „Ich habe gemerkt, dass wieder Spielfreude aufkam“, freute sich EN-Trainer Thomas Seeliger.
Dass auch der SC Vier- und Marschlande seinen lang ersehnten ersten Sieg so deutlich einfahren sollte, war nicht unbedingt zu erwarten – reißt den 3:0 unterlegenen SV Lurup aber umso tiefer in die Abstiegszone. Die Vierländer dagegen haben die Rote Laterne nach nur eine Woche weitergereicht. Beziehungsweise zurückgegeben, denn der neue Letzte ist ein alter. Bergedorfs Hoffnung, mit dem Vorwochen-1:0 bei BU eine längere Aufschwungsphase einzuläuten, wurde an den Sander Tannen enttäuscht.
Gleich mit 4:1 setzte sich der Bramfelder SV bei den Elstern durch. Über die Überraschungsmannschaft der Saison verlieren wir im Moment kaum noch Worte, weil uns die Spucke wegbleibt, und merken nur kurz an, dass die Partie, ausgeglichener verlief, als es das Ergebnis andeutet. Doch das Glück, das 85 beim Sieg in Barmbek noch auf seiner Seite hatte, fühlt sich in Bergedorf selbst derzeit nicht wohl. Im Terminkalender sind zwar alle zwei Wochen Visiten am Ladenbeker Furtweg vorgesehen, doch das Glück reist dann in einem Koffer der Gastmannschaft ganz schnell wieder ab.
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