28.10.2012 Gelbe Tonne für Hüllmann, Punkte für Krausz von Andreas Killat
vs.
USC Paloma – Niendorfer TSV 3:1 (1:0)
USC Paloma: Jonas – Savelsberg, Drews, Dreyer, Sterczyk – Gottschalk (76. Sivcak), Wegner – Chipenko (87. Lohfeldt), Liehr (72. Franz), Albrecht – Körner Niendorfer TSV: Wolf – Natusch, Heysen, Kocadal, Herbert – Prange, Bartold – Utz, Brameier (46. Sharifi), Adomah (65. Koberger) – Scharkowski Tore: 1:0 Dreyer (14.), 2:0 Liehr (58.), 2:1 Utz (66.), 3:1 Lohfeldt (90.) Gelb-Rot: Prange (69., Unsportlichkeit/Meckern) Rot: Kocadal (78., Schiedsrichterbeleidigung) Schiedsrichter: Thomas Bauer (Rahlstedter SC): Bis zur 60. Minute ganz entspannt und gar keine Probleme, dann wurde es (wegen der ständig reklamierenden Niendorfer) etwas hektischer. Beste Spieler: Gottschalk, Liehr, Körner – Natusch Zuschauer: 180
Acht Jahre lang war Frank Hüllmann an der Brucknerstraße Chefcoach, stand dabei stets neben der Trainerbank und machte sich – gestützt auf einer gelben Mülltonne - seine Notizen zum Spiel. Diese gelbe Tonne bekam „Hülle“ vor dem Spiel extra neben die Gästebank gestellt. „Wenn wir dafür die drei Punkte behalten, ist das schon OK“, sagte sein Gegenüber Marco Krausz augenzwinkernd (siehe auch Trainer-Stimmen am Ende des Berichtes).
Bei traumhaften Fußballwetter (auf der „Gegengeraden“ konnte man sich glatt einen Sonnenbrand holen) machte Paloma dort weiter, wo sie gegen Buchholz aufgehört hatten. „Nach dem katastrophalen September wurde es zuletzt Stück für Stück besser“, freute sich Krausz über eine sehr engagierte Leistung seiner Männer. Giftig, kämpferisch und auch spielerisch – der USC bestimmte eindeutig die ersten Minuten. Die wie immer sehr gefährlichen Freistöße von Marcel Gottschalk (11./13.) wurden zwar noch jeweils in letzter Sekunde geklärt, aber den nachfolgenden Eckball von „Gottschi“ verlängerte Max Liehr gekonnt mit dem Kopf Richtung Tor, wo Jannik Dreyer das Leder aus wenigen Zentimetern zur verdienten Führung über die Linie drückte (14.). Keeper Dennis Wolf machte dabei (und nicht nur hier) eine unglückliche Figur. Bei den Niendorfern, die ohne einige Stammspieler auskommen mussten (u.a. fehlten Schwoy, Sellhorn, Griesch und Schumacher), machte nur Sascha Bartold mit einem Schuss aus 20 Metern auf sich aufmerksam, doch Yannik Jonas zeigte sich in guter Verfassung (38.).
Nach dem Seitenwechsel schienen sich die Sachsenwegler einiges vorgenommen zu haben, doch der Schussversuch von Nick Scharkowski aus halbrechter Position blieb nicht nur Beute von Jonas, sondern auch das berühmte Strohfeuer (48.). Die Tauben legten dank eines gut aufgelegten Sven Körner frühzeitig nach: Zunächst scheiterte der Stürmer zwar mit einem satten Schuss an Wolf (56.), aber nur wenige Sekunden später verwertete Liehr seine tolle Vorarbeit aus 16 Metern zum umjubelten 2:0 (58.). Liehr kam dabei heute auf ungewohnter Position im zentralen Mittelfeld hinter der Spitze zum Einsatz, nachdem er zu Beginn der Saison Innenverteidiger und zuletzt auf der „Sechs“ spielte. Krausz: „Irgendjemand hat mal gesagt: Ein Trainer ist kein Idiot. Max hat Qualitäten und die hat er heute gezeigt. Es ist für ihn vielleicht ganz gut, wenn er weiß, dass er nach hinten noch eine Absicherung hat“.
Danach wurde die Partie hektischer, wofür sich vor allem die Niendorfer verantwortlich zeigten. Jede Szene, jedes Foul, jeder Einwurf wurde kommentiert. „Die beschäftigen sich ja mehr mit sich selbst, als mit dem Spiel“, brachte es ein Zuschauer auf den Punkt. Schiedsrichter Thomas Bauer wurde es irgendwann zu bunt und als Daniel Prange erst den Ball auf den Boden pfefferte und dann die folgerichtige Gelbe Karte hämisch kommentierte und abwinkte, war Niendorf nur noch zu Zehnt (69.) Eine dumme Aktion, auch wenn Hüllmann die Entscheidung hinterher als zu hart empfand. Dabei war der NTSV durch Ebenezer Utz kurz zuvor zum Anschlusstreffer gekommen (66.), doch so schwächt man sich selbst. Özden Kocadal setzte sogar noch einen drauf: Eine aus seiner Sicht falsche Einwurfentscheidung (!) kommentierte der Niendorfer Innenverteidiger mit äußerst unpassenden Worten: glatt Rot (78.)!
Paloma nun zwar mit zwei Mann mehr auf dem Platz, doch die Niederlagenserie der vergangenen Wochen hatte sichtbar Spuren hinterlassen. Statt Ball und Gegner laufen zu lassen und die freien Räume zu nutzen, wurden immer wieder lange Bälle nach vorne geschlagen, die natürlich postwendend zurückkamen. Als Miroslav Chipenko, seit kurzem stolzer deutscher Staatsbürger („Ich würde eigentlich gerne Michael Zimmermann heißen“), völlig freistehend aus 12 Metern versemmelte (87.), holte ihn Krausz (mit leicht geschwollenem Hals) vom Feld. Für ihn kam André Lohfeldt, der in ähnlicher Konstellation schon beim 4:1 gegen Bramfeld spät getroffen hatte. „Mach es bitte besser, als Miro“, gab ihm der USC-Coach mit auf dem Weg – und zwei Minuten später lagen sie sich jubelnd in den Armen! Endlich wurde ein Konter (in 5:1-Überzahl) gut zu Ende gespielt, Albrecht servierte auf Lohfeldt und der hämmerte das Leder volley aus zehn Metern zur Entscheidung in die Maschen (90.). „Spion“ Torsten Henke (SV Curslack-Neuengamme), wohin die Tauben nächste Woche reisen müssen, zeigte sich durchaus beeindruckt: „Paloma war von Anfang an gut im Spiel. Ein verdienter Sieg“, während „Hülle“ seinen (teilweise mit falschem Schuhwerk angereisten) Spielern einen „netten Trainings-Dienstag“ versprach. „Da werden wir alles nachholen, was heute gefehlt hat“. Na dann....
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 33 Spiele, 17 Siege, 5 Remis, 11 Niederlagen, 54:38 Tore
Frank Hüllmann (Trainer Niendorfer TSV): Jeder von uns will Oberliga und jeder denkt auch, er kann Oberliga. Aber dann kommen ein paar Spieler mit „Gleitschuhen“ an, das ist für einen Trainer echt bitter. Das zeigt ein Stück weit auch die Einstellung einiger zum Spiel heute. Man muss eben alles mithaben, um ein Spiel zu gewinnen: Den Kopf und auch die richtige Ausrüstung. Wir hatten sicherlich mehr Ballbesitz, aber damit gewinnt man keine Spiele. Paloma hat einfach mehr Willen gehabt, den Ball reinzutrampeln. Die Niederlage wirft uns aber nicht um.
Marco Krausz (Trainer USC Paloma): Vor dem Spiel habe ich mit Frank Hüllmann gesprochen und ihm „seine“ gelbe Tonne abgetreten, nach acht Jahren hier als Trainer hat er da ein Anrecht drauf. Wenn wir dafür die drei Punkte kriegen, dann ist das auch in Ordnung. Vielen Dank.
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