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04.03.2013
Rückblick: Alle für Elmshorn, Elmshorn für Alle? von Folke Havekost

Freitagsspiele sind toll. Nicht, weil das Flutlicht so schön über den Flanken glimmt. Nicht, weil der asketische Oberliga-Kicker am Wochenende dann doch vielleicht mal ein Bierchen trinken oder sich anderweitig vergnügen kann. Nein, toll sind sie vor allem, weil man nach getaner Arbeit bequem auf der Couch im HAFO-Forum verfolgen kann, wie die Konkurrenz sich ganz im eigenen Sinne mit Unentschieden begnügt.

Das war in aller Kürze der FC Elmshorn und wie er die Welt sah oder auch nur die erste Oberliga-Runde 2013, an der die Mehrheit der angesetzten Spiele stattfand. Selbst wenn es ein „dreckiger Sieg“ war, wie Teamchef Eugen Igel feststellte, souverän blieb das 3:0 gegen Niendorf allemal. Die Elmshorner haben genug Akteure, die ein Spiel, wenn nicht entscheiden, so doch in günstige Bahnen lenken können. Diesmal tunnelte Tim Jeske den Ball zum 1:0 ins Netz und holte einen Elfmeter zum 2:0 heraus.

Alle für Elmshorn, hieß es am Sonntag, als die Verfolger sich fast ausnahmslos mit Punkteteilungen begnügen mussten. Aber heißt es auch Elmshorn für Alle? – also, dass der FC Elmshorn den Hamburger Fußball über die Grenzen der Metropolregion hinaus vertritt, wie es derzeit der SC Victoria tut? „Gewinnen wir das Double, gehen wir zu 50 Prozent hoch. Als Meister ohne Pokalsieg zu 20 Prozent“, taxierte Vereinschef Helge Melzer vor kurzem in den Elmshorner Nachrichten die Regionalligawahrscheinlichkeiten seines Klubs. Das aktuelle Abschneiden der Hamburger Vertreter in der vierthöchsten Spielklasse (1:11 Tore und 0 Punkte aus 3 Spielen) fließt hoffentlich nicht in die FCE-Kalkulation ein.

Die Meisterschaftskalkulation der Elmshorner wird dagegen immer überschaubarer: Zwei Niederlagen und ein Unentschieden hat das Hollerieth-Team angesichts seiner zahlreichen Nachholspiele mittlerweile auf die schwächelnde Konkurrenz gut.

Curslack-Neuengamme erlebte, wie der VfL Pinneberg seinen Grand auspackte und auf ungewohntem Belag ein 2:2 gegen den Tabellenzweiten errang. Marco Theetz, in der Vorwoche gegen Condor mit einem halben Eigentor noch der Unglücksrabe, sicherte dem Verfolger Nummer eins mit seinem Ausgleichstreffer wenigstens einen Zähler.

Der Dritte Eintracht Norderstedt brauchte kein Tor für einen Punkt, doch das 0:0 in den Vier- und Marschlanden dürfte den Gastgebern eher zupass kommen. Der SCVM entfernt sich geduldig in kleinen Schritten aus der Abstiegszone, auch gegen den Verfolger Nummer zwei, der mit der Empfehlung des sensationellen 7:0-Schützenfestes gegen Condor an den Zollenspieker gereist war.

Buchholz 08 auf Platz vier zeigte sich eine knappe Stunde reichlich unbeeindruckt von der angespannten Personalsituation, schoss gegen Halstenbek-Rellingen aber nur eine 1:0-Führung durch Philip Mathies heraus. Dank Mladen Tunjic’ sehenswertem Fallrückzieher reiste Halstenbek-Rellingen noch mit einem 1:1 nach Hause. Während die Holsteiner ihren 163. Tag ohne Niederlage feierten, waren die Nordheidjer Verfolger Nummer drei, der einen Dreier verpasste.

Und auch Altona 93 kam zuhause nicht über ein 3:3 gegen den Meiendorfer SV hinaus. Halt! Da haben wir ein wenig den Überblick verloren, was angesichts des Spektakels an der Adolf-Jäger-Kampfbahn aber hoffentlich zu entschuldigen ist. Dreimal ging der AFC in Führung, dreimal glichen die Gäste auf, und als in den Schlussminuten beide Mannschaften auf den Sieg drängten, leitete ausgerechnet ein Meiendorfer Freistoß ein schnellen Altonaer Konter ein, den MSV-Keeper Tobias Sävke nur noch durch ein Foul im eigenen Sechzehner stoppen konnte – Strafstoß für Altona!

Zusätzliche Brisanz erfuhr die Situation dadurch, dass es die Paarung Altona – Meiendorf ja schon drei Wochen zuvor im Pokal-Viertelfinale gegeben hätte, wenn Altona nicht ausgerechnet im Elfmeterschießen an Germania Schnelsen gescheitert wäre. Deniz Kacan zeigte sich am Punkt nervenstark, verwandelte zum 4:3-Endstand und hinterließ Meiendorf statt mit einem Punkt mit einer Erkenntnis: Das eigentlich sehr empfehlenswerte Konzept „Gut spielen und gewinnen“ klappt für den MSV im Pokal weit besser als in der Liga.

Davon konnten vor drei Wochen die Schnelsener ein trauriges Lied singen, und auch nach dem Heimspiel gegen den SV Rugenbergen waren trotz früher Führung eher Moll-Akkorde bei den Germanen angesagt. Die Gäste fuhren einen Doppelten-Dennis-Dreier ein: Ein Kopfball von Dennis Schmidt nach Freistoß des Ausgleichselfertorschützen Dennis von Bastian besiegelte den 2:1-Sieg der Bönningstedter

Fehlt noch ein Spiel des Wochenendes. Das Beste zum Schluss, heißt es gerne, und oft lohnt es sich ja auch, etwas länger auf etwas richtig Gutes zu warten. 160 Tage sind eine lange Zeit, in Jules Vernes bekanntestem Roman reichte das schon 1872 für zwei Weltreisen. Hätte Erdumrunder Phileas Fogg bei einer Neuauflage 141 Jahre später in Bramfeld Station gemacht, würden wir bei Verne wohl von einer „pente fatale“ lesen – einer Abwärtsspirale des Aufsteigers, der 160 Tage lang keinen Sieg einfuhr.

Aber die Hoffnung dreht sich ja am längsten. Phileas Fogg glaubte auch zunächst, seine Weltreisen-Wette haarscharf verloren zu haben, ehe die Feinheiten der Datumsgrenze ihm einen unverhofften Tag schenkten. Einen solchen unverhofften Tag erlebten die Bramfelder gegen Barmbek-Uhlenhorst. „Es hat uns schon immer stark gemacht, dass keiner mit uns rechnet“, sagte Spieler-Manager Söhren Grudzinski den Kollegen von fussballhamburg.de nach dem furiosen 6:0 gegen BU: „Wenn alle mitziehen und das abrufen, was sie drauf haben, dann können wir eine gute Rolle spielen.“

Wohl dem, der Zuversicht besitzt. „Ich bin gern der Posterboy des Optimismus“, verriet der Musiker John Bongiovi kürzlich der Hamburger Morgenpost. BSV-Coach Hardy Brüning tat aber wohl doch gut daran, die Bramfelder Kabine nicht großflächig mit Bon-Jovi-Postern auszustaffieren, sondern sich auf dem Spielermarkt umzuschauen. Denn die Hälfte der BSV-Tore gegen BU erzielte mit David Both ein Winter-Neuzugang vom FC Dornbreite Lübeck.

Für die Barmbeker, die eigentlich mit einem Dreier die Abstiegsränge verlassen wollten, war es ein regelrechter Sonnabenduntergang. Nur 48 Stunden haben sie, um ihre Wunden zu lecken, dann müssen sie erneut beim Bramfelder SV antreten: Heute lädt der BSV zum HFV-Oberliga-Ausspracheabend. BU muss hoffen, dass es nicht für längere Zeit die letzte Reise nach Bramfeld ist.



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