Wir schrieben die 64. Minute. Es sah aus als wolle Pinnebergs Trainer Michael Fischer ein Stoßgebet zum Himmel senden: Er faltete die Hände, schloss die Augen und … ? Eine Minute später fiel das 3:0 für BU und Fischer erklärte nach dem Spiel, dass er zum Beten in die Kirche gehen würde. Also war es wohl doch nur ein Klagen über die Leistung seiner Elf. Dabei schien es zunächst, als sei ein Gebet durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, denn aus dem 3:0 wurde innerhalb von fünf Minuten ein 3:2 … und sogar der Ausgleich schien möglich.
Die Fischer-Truppe hatte schlecht angefangen. „Ich bin richtig enttäuscht von meiner Mannschaft“, so Fischer, „der Konkurrent gegen den Abstieg BU hat drei Punkte, wir haben null.“ Patrick Prinz hatte nach einer Viertelstunde die Führung für die Gastgeber erzielt und der VfL hatte den agilen Barmbekern nichts entgegenzusetzen. Ömür Kaplan hatte zurecht wegen Reklamierens die Gelbe Karte von Schiri Björn Krüger gesehen, später wurde er nach einem Foul ermahnt und Krüger drohte mit dem Rauswurf bei der nächsten Gelegenheit.
Der VfL stand kurzzeitig sogar kurz vor dem 1:1, doch freistehend vergab Sören Badermann erschreckend schwach. Nicht nur sein Trainer raufte sich danach die Haare …
Patrick Prinz trifft zum 1:0 über Pinnebergs Keeper Sascha Dittrich hinweg
Statt des 1:1 dann der Doppelschlag: Einen Freistoß von der linken Seite nutzte Tobias Beier per Kopf zur 2:0-Führung und „der Lange“ legte wenig später aus spitzem Winkel (abgefälscht) mit dem 3:0 nach. Da schien alles klar. Doch als Flemming Lüneburg zum 3:1 einnetzte und Schiri Krüger ein Handspiel beim angeschossenen BU-Verteidiger Sebastian Klitzke ausmachte, konnte Thomas Koster per Strafstoß sogar das 3:2 erzielen. Nun wackelte Gelb-Blau.
Der VfL holte die Brechstange raus und versuchte alles. Das blinde Nach-Vorne-Dreschen des Balles kommentierte Fischer gewohnt ironisch: „Das ist nicht schön, aber heute ist das so!“
Half allerdings nichts. Wer weiß ob es geholfen hätte, wenn Ömür Kaplan über 90 Minuten hätte ranngedurft. Bei einem BU-Konter stand er plötzlich dem Spielzug im Wege und der flinke Kevin Mellmann prallte an ihm ab. Dass Kaplan nun gehen musste, hörte er schon am Pfiff, schließlich war das ja schon zu Beginn der zweiten Hälfte angekündigt worden.
BU vermochte es in den verbleibenden sechs Minuten das 3:2 mit vereinten Kräften über die Zeit zu retten und freute sich am Ende gemeinsam auf dem Feld über die drei Punkte, während Fischer seine Elf im Kreis versammelte und für Montag das Training anberaumte.
Mann des Tages war zweifelsohne der 34-jährige Tobias Beier, der mit seinen beiden Toren den Grundstein für den Erfolg gelegt hatte. Der gelernte Stürmer („ich hab nie etwas anderes gemacht“) war in der Winterpause reaktiviert worden und hatte schon in der Aufstiegssaison an der Anfield-Road für die Gelb-Blauen getroffen, sich dann aber aus beruflichen Gründen für das Beenden seiner Karriere entschlossen. Doch Gespräche mit Trainer Frank Pieper überzeugten den Nordrhein-Westfalen („Ich hab immer auf den Dörfern rund um Iserlohn gekickt“) und er ist wieder da. „Die Tabellensituation von BU konnte man sich ja nicht mit angucken. Der Verein macht einfach Bock hier zu zocken und es juckt ja auch irgendwie immer in den Füßen“, so Beier nach dem Spiel.
Überhaupt scheinen sich die Barmbeker nun für den Klassenerhalt gut gerüstet zu haben. Neben Beier ist ja auch der erfahrene Oberligaspieler Heiner Twardawa vom SC Condor verpflichtet worden (und machte eine gute Partie), und ab Montag ist auch Markus Schwoy endlich spielberechtigt.
Auch Frank Pieper plant für den Verbleib in der Liga: „Hier wird nur für die Oberliga geplant. Es gibt keine Alternativ-Planung.“
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