Sechs Monate mussten die Raubvögel auf einen Heimsieg warten, aber das es ausgerechnet heute etwas werden würde, war nicht unbedingt abzusehen. Denn Condor musste lange Zeit in Unterzahl agieren, da sich „Fußballgott“ Nils Roschlaub zwei Fouls erlaubte, die vom insgesamt sehr kleinlichen Schiedsrichter Voß jeweils mit dem Gelben Karton geahndet wurden (23./54.).
Auf dem tiefen Boden entwickelte sich vom Anpfiff weg eine kampfbetonte Partie, spielerische Elemente waren auch quasi unmöglich. Selbst Sprints sahen aus wie in Zeitlupe, die Spieler konnten kaum Tempo aufnehmen. Dennoch bekamen die Fans viele Torszenen geboten. Nach Eckball von Thiemo Kieckbusch rauschte von hinten Lars Lüdemann heran, aber sein Flugkopfball strich knapp vorbei (5.). Auf der anderen Seite lupfte Tim Heysen das Leder schön in den Lauf von Tim Sellhorn, der aus wenigen Metern Keeper Sascha Kleinschmidt tunneln wollte (17.). Klappte nicht, Kleinschmidt bekam rechtzeitig die Beine zusammen und konnte zur Ecke klären. Große Aufregung im direkten Gegenzug, als NTSV-Goalie Julius Lustermann (94er-Jahrgang) Roschlaub klar foulte, der fällige Elfmeterpfiff jedoch ausblieb (19.). Überhaupt schien Schiri Voß „Roschi“ auf dem Kieker zu haben, denn nur drei Minuten später gab es Gelb für das erste (!) Foul des Stürmers. Eine Karte, die sich später noch rächen sollte...
Der künftige Co-Trainer von Christian Woike antwortete auf seine Weise und bediente traumhaft seinen Sturmpartner Carlos Flores, der das Leder im zweiten Versuch gegen Lustermann versenkte (30.). Niendorf antwortete wütend, doch immer wieder verzettelten sich die Angreifer in klein-klein Aktionen oder zögerten zu lange mit dem Abschluss. Die beste Gelegenheit zum Ausgleich noch vor dem Pausenpfiff hatte Nick Scharkowski: Nach feiner Vorarbeit von Ole Natusch über den rechten Flügel rutschte Scharkowski im Fünfmeterraum in den Ball, wurde aber von Kapitän Alexander Krohn noch entscheidend gestört (39.).
Nach dem Pausentee hagelte es erstmal Gelbe Karten – für den SC Condor! Kieckbusch (47.), Maas (49.) und dann Roschlaub, der etwas ungestüm gegen Natusch zu Werke ging (54.). Damit also fast 40 Minuten Überzahl für Niendorf. Doch statt des nun erwarteten Ausgleichs fiel erstmal das 2:0. Krohn’s Eckball rauschte durch den gesamten Niendorfer Fünfmeterraum, am langen Pfosten lauerte Flores und hämmerte den Ball mit links diagonal in den rechten oberen Winkel (58.). Ein echtes Schmankerl! Den Gästen gelang nun nicht mehr viel, nur der eingewechselte Mike Griesch setzte mit unnötiger Härte ein paar „Akzente“ (Hüllmann: „Das war total daneben“). Sellhorn und Natusch bemühten sich zwar immer wieder, doch als auch Schumachers Schuss aus 16 Metern knapp vorbei strich (89.), konnte Condor erstmals seit 6 Monaten zu Hause wieder jubeln.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 22 Spiele, 11 Siege, 3 Remis, 8 Niederlagen, 42:36 Tore
Frank Hüllmann (Trainer Niendorfer TSV): Total lachhaft, das wir hier verloren haben. Wir hatten bestimmt vier Hunderprozentige im Fünfmeterraum. Wir haben eben nochmal nachgeguckt, wie weit das weg ist, um ihn reinzumachen. Das 2:0 darf nie und nimmer fallen, da wandert der Ball durch den ganzen Fünfmeterraum und alle gucken nur zu. Dieses Spiel dürfen wir niemals verlieren, das ist total albern. Aber weiter geht’s.
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Mit der spielerischen Leistung in der ersten Halbzeit bin ich nicht so zufrieden, aber die Wochenspiele sind immer schwer, zumal wir einen kleinen Kader haben. Trotzdem ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, die gut gefightet hat. Carlos Flores trifft im Moment wie er will, das hilft uns sehr. Endlich wieder ein Heimsieg, davon hatten wir zuletzt ja nicht so viele.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.