22.04.2013 Rückblick: Elmshorn kommt keiner all to nah von Folke Havekost
Dass viele Straßen in der Stadt gesperrt sein würden, wussten wir: Der Hamburg-Marathon forderte am Sonntag sein 42.195 Meter langes Recht. Dass aber auch ein Tor gesperrt sein würde, daran hätten wir im Traum nicht gedacht. Doch nahe der halben Marathonstreckendistanz stand ein 7,32 Meter breites Gehäuse, in das selbst von Elmshornern gewaltig geschossene, geschickt geschlenzte oder gewagt geköpfte Bälle keinen Einlass fanden.
0:0 zwischen den gemeinsamen Aufsteigern Bramfeld und Elmshorn, die doch ganz verschiedene Ambitionen haben. Bramfeld behauptete damit die Tabellenführung in der Abstiegszone, und wie effektiv die BSV-Torsperre war, ließ sich auch an Achim Hollerieths Kommentar erkennen. „Wir hätten heute drei Stunden spielen können, uns wäre kein Tor gelungen“, fasste der Elmshorner Coach das Geschehen zusammen. Drei Stunden – da laufen andere einen Marathon in der Zeit. Hollerieth erlebte immerhin ein Novum: Zum ersten Mal in dieser Saison blieb sein Team auf fremden Platz ohne Torerfolg! Schon angesichts seines überdeutlichen Vorsprungs tat dem FCE das Remis nicht weh.
Dass fast alle Verfolger die unverhoffte Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließen, machte es noch schöner für den Tabellenführer. Curslack-Neuengamme konnte das 2:2 beim SV Lurup angesichts des frühen Platzverweises für Verteidiger Tim Otte zumindest als Teilerfolg ansehen. Schiedsrichter Markus von Glischinski konnte wegen des Marathon-Staus erst eine Viertelstunde verspätet anpfeifen, aber wenigstens war keines der beiden Tore gesperrt. Doch Buchholz 08 (0:1 bei Rugenbergen) und Eintracht Norderstedt (0:1 bei Paloma) spielten beide ganz nach dem Motto: Elmshorn kommt keiner all to nah.
Außer vielleicht Altona. Nun gut, von Tuchfühlung zu sprechen wäre bei 16 Punkten Rückstand und nur einem Nachholspiel möglicherweise etwas übertrieben. Aber die Elf von Oliver Dittberner lieferte beim 3:2 in Halstenbek-Rellingen jedenfalls die Spitzenleistung des Wochenendes ab. Weder ein früher Rückstand durch Mladen Tunjic (wer sonst?) noch ein verschossener Elfmeter von Matthias Ribeau (wie schon vor einer Woche gegen Bergedorf) brachte Altona 93 vom Erfolgsweg ab. Gian-Pierre Carallo schoss (wie schon vor einer Woche gegen Bergedorf) zwei Tore, die wesentlich zur ersten HR-Niederlage nach 14, 15 oder 16 Spielen (je nachdem, wie der Umwertungs-Sieg in Bergedorf gezählt wird) beitrug. Das proklamierte Ziel Vizemeisterschaft klingt in Altona mittlerweile fast nach einer realistischen Vorgabe.
Während Halstenbeks Erfolgsserie nach über einem halben Jahr riss, wurde Nachbar Pinneberg seinem Ruf als launische Diva gerecht. Das 1:0 in Buchholz vor knapp zwei Wochen schien den VfL in Lauerstellung fürs Mittelfeld zu bringen, doch drei Spiele und nur einen Punkt später heißt es weiter nach unten blicken. David Fock konnte in Schnelsen auch weit nach vorne blicken. Die Spielfeldrand-Perspektive des Co-Trainers tauschte Fock nach einer Viertelstunde unfreiwillig gegen den weiten Horizont des Torhüters, als er den vom Platz gestellten Keeper Sascha Dittrich ersetzen musste. Fock bewies durchaus Talent, konnte die 0:2-Niederlage aber auch nicht verhindern.
Einzige Siegermannschaft aus dem Kreis Pinneberg war damit der SV Rugenbergen, der ungeachtet von Personaldiskussionen auf dem Platz die Ruhe bewahrte. Kurz vor Schluss schlug Dennis von Bastian per Freistoß von der Strafraumgrenze zum 1:0-Sieg gegen Buchholz zu – ein Treffer, der den Bönningstedtern den Weg zu einem einstelligen Tabellenplatz am Saisonende ebnet.
Für Bergedorf 85 ist so eine Platzierung außerhalb aller Reichweite. Nach zwei 0:5-Niederlagen wurde das Heimspiel gegen den SC Condor „nur“ mit 0:3 verloren, doch der Rückstand auf Platz 15 ist für die Elstern nun schon auf elf Punkte bei nur noch neun eigenen Spielen angewachsen. Nur noch 90 Zuschauer wollten an den Sander Tannen einen etablierten Oberliga-Gegner sehen, obwohl es dort bald wohl keine mehr zu sehen gibt.
Olaf Poschmann, mit dem Bergedorfer in die Saison starteten, hat für die kommende Spielzeit mit dem SC Vier- und Marschlande eine neue Wirkungsstätte gefunden. Ob in der Ober- oder in der Landesliga, ist offener denn je. Der SCVM verlor ein durchwachsenes Abstiegsduell durch einen umstrittenen Treffer 0:1 bei Barmbek-Uhlenhorst. BU-Trainer Frank Pieper wunderte sich, wie seine Elf „im Grunde ohne Torchance“ gewinnen konnte, aber in dieser Hinsicht war sie am Wochenende eben sogar besser als Elmshorn (das ja tatsächlich auch bei BU verloren hat).
Überhaupt, die Barmbeker Effizienz. Auch Paloma gewann 1:0, sogar gegen den Regionalliga-Kandidaten Eintracht Norderstedt (den Elmshornern fehlen damit nur noch drei Siege aus neun Spielen für die sportliche Aufstiegsrunden-Qualifikation). „Nicht ganz unverdient“, befand Tauben-Trainer Marco Krausz, der morgen in Pinneberg auf den ersten Paloma-Saisonsieg fernab der Brucknerstraße hofft.
Während BU und Paloma nur ein Tor für drei Punkte benötigten, legte der Meiendorfer SV lieber noch eins nach. Das Geschehen unter der Woche, als der MSV nach 1:0-Führung gegen Bramfeld das Heft vollkommen aus der Hand gab und 1:3 verlor, war noch zu frisch. Die Meiendorfer waren wie wild losgesprintet, um in der zweiten Halbzeit zu erfahren, dass ein Fußballspiel vielleicht doch eher einem Marathon gleicht. Also reichte der Kopfball von Michael Sara zum 1:0 gegen Niendorf zwar ganz eventuell schon zum Sieg, aber auf keinen Fall für ruhige Nerven. Der 18-Jährige Joker Dennis Kubista belohnte das Vertrauen von Trainer Matthias Stuhlmacher mit Baldrian, verpackt als 2:0.
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