27.04.2013 Zoff in Curslack: Meiendorf unterstellt so einiges von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – Meiendorfer SV 3:1 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Böse – Wulff (79. Pettersson), Blättermann, M. Barlak, Carolus – Zöpfgen, Theetz – Möller, von Hacht (14. Pohlmann), Wilhelm – Landau (83. Metzler) Meiendorfer SV: Sävke – Kankam, Drast, G. Subasic (56. Zazai), Facklam – Niemeyer, Hercog (74. Cosovic) - Arboleda Sanchez, Rehr, Bahn (86. Kubista) – Sara Tore: 0:1 Drast (22.), 1:1 Theetz (54., HE), 2:1 Pohlmann (62., FE), 3:1 Pohlmann (81.) Rot: Arboleda Sanchez (65., Tätlichkeit), Sara (70., Beleidigung) Gelb-Rot: Niemeyer (76., Foul) Schiedsrichter: Benjamin Stello (SC Egenbüttel): Auch wenn es die Meiendorfer anders sehen: Seine strittigen Entscheidungen (z.B. beide Elfmeter) waren durchaus vertretbar. Die Hinausstellungen sowieso. Beste Spieler: Carolus, M. Barlak – Sävke Zuschauer: 168
Das war schon harter Tobak, was MSV-Coach Matthias Stuhlmacher nach dem Spiel so alles Richtung Schiedsrichter und Curslack an Vorwürfen parat hatte (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichts). Wenn man nur auf die Statistik schaut (zwei Elfmeter, drei Hinausstellungen), vielleicht sogar verständlich, doch ganz so war es dann doch nicht:
Die Gastgeber starteten furios, wollten unbedingt die schlechten Ergebnisse der letzten Wochen vergessen machen. Doch schön und schnell spielen allein reicht eben nicht. Trotz einiger hochkarätiger Chancen nach wahrhaft tollen Spielzügen stand zur Halbzeit die Null auf der Anzeigetafel. Allein Marcel von Hacht hätte zwei Tore machen müssen. Doch erst zog er nach schöner Kombination über Sven Möller und Jan Landau knapp am langen Pfosten vorbei (8.) und dann schob er das Leder freistehend aus 5 Metern neben das Tor (11.). Vorher hatte Mathias Drast im Mittelfeld über den Ball gehauen und der Weg für Landau und von Hacht war (in 2:1-Überzahl) frei. Bis zum Querpass von Landau auf seinen Sturmpartner sah auch alles richtig gut aus, doch dann knickte „Mutzel“ noch vor dem Schuss um, verletzte sich schwer am linken Knöchel und musste ausgewechselt werden. Insofern wurde den Zuschauern schnell klar, warum der Ball nicht im Tor gelandet war.
Meiendorf war bis dahin kaum über die Mittellinie gekommen, wollte es dann aber in Person ihres Kapitäns Hannes Niemeyer wissen, der sich im Strafraum auf Kopfhöhe geschickt den Ball mit der Hand vorlegte und damit durch gewesen wäre. Doch Schiedsrichter Benjamin Stello hatte aufgepasst und verwarnte „die Hand Gottes“ völlig zu Recht (siehe Foto).
Hatte viel zu tun: Schiedsrichter Benjamin Stello (SC Egenbüttel), hier bei der Verwarnung von Hannes Niemeyer. Foto: Hanno Bode
Diesen Wachmacher schienen die MSVer gebraucht zu haben. Nach einer kurz ausgeführten Ecke segelte das Spielgerät an den Fünfmeterraum. Mathias Drost sagte „Danke“ und köpfte wuchtig ein (22.). „So ist das eben im Fußball“, entfuhr es Henke und musste mit ansehen, wie seine Elf fortan minutenlang verunsichert agierte. Erst kurz vor der Halbzeit waren die „Blauen“ wieder da: Pohlmann steckte den Ball schön auf Landau durch, doch der drosch die Kugel aus 16 Metern zentraler Position knapp neben den rechten Winkel (44.). Sekunden später war es dann Pohlmann selbst: Nach einem schnellen Einwurf von Marco Theetz ließ Landau den Ball geschickt mit der Brust nach vorn abtropfen und Pohlmann zimmerte ihn zum vermeintlichen Ausgleich Richtung MSV-Gehäuse – doch wieder knapp vorbei (45.).
Was sich dann in den zweiten 45 Minuten abspielte, sorgte für viel Gesprächsstoff. Nach einer Möller-Ecke sprang Drast der Ball an die linke Hand. Da der Arm nicht angelegt war, zeigte Stello sofort auf den Punkt. Sicher diskussionswürdig, aber andererseits auch schon hundertmal so gesehen und entschieden. Selbst in der Bundesliga jedes Wochenende nach sechs Zeitlupen-Wiederholungen. Theetz versenkte sicher (54.). Ein paar Minuten später die nächste Szene, die die Meiendorfer zum Kochen brachte. Der heute bärenstarke Rinik Carolus ging über links an Sheriff Kankam vorbei und zog in den Sechzehner. Kankam setzte zur Grätsche an und erwischte beides: Ball und Spieler. Doch wer so im Strafraum zu Werke geht, darf sich nicht wundern, wenn es Elfmeter gibt. „Er spielt ganz klar den Ball“, war sich Stuhlmacher sicher. Aber mit so einer Grätsche seitlich von hinten erwischt man ihn ja eigentlich immer irgendwie. Nur eben auch den Gegenspieler. Sicher ein harter, aber erneut durchaus vertretbarer Elfmeter. Diesmal schnappte sich Pohlmann den Ball und verwandelte eiskalt (62.).
Nun lagen die Nerven blank. Arboleda Sanchez mit einer klaren Doppel-Tätlichkeit an Barlak bzw. Theetz (Stello: „Erst ein Tritt, dann eine Kopfnuss“). Rot (65.)! Michael Sara, auf dem Platz bis dahin kaum zu sehen, beleidigt den Schiri. Ebenfalls glatt Rot (70.). Niemeyer, schon mit dem Handspiel-Gelb vorbelastet (siehe Foto), senste Carolus um: Gelb-Rot (76.). Da waren es nur noch Acht (bzw. sieben Feldspieler). Mit dieser Überzahl im Rücken markierte Curslack noch einen weiteren Treffer durch Pohlmann (81.). Danach war Schluss – und doch fing es erst so richtig an (siehe Trainer-Stimmen). Ein ganz bitterer Nachmittag für die Meiendorfer, die im Saisonendspurt (Abstiegskampf + Pokalhalbfinale) vermutlich auf zwei ihrer wichtigsten Akteure werden verzichten müssen.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 24 Spiele: 8 Siege, 5 Remis, 11 Niederlagen, 35:44 Tore
Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV): Gutes Wetter, guter Platz, für uns ein schlechtes Ergebnis, flottes Spiel, gab viel zu sehen, Dankeschön.***
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Nach den letzten Wochen, wo wir nicht so gepunktet haben, war das heute ein ganz wichtiges Spiel für uns. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, haben nach vorne gespielt und Druck gemacht. Aber leider wie so oft nicht effektiv genug. Und wie das im Fußball so ist: Statt 2:0 für uns, liegen wir auf einmal 0:1 hinten. Danach waren wir eine Weile verunsichert, hatten aber weiter gute Chancen. In der zweiten Halbzeit konnten wir das Spiel dann drehen und das Ergebnis geht auch in der Höhe in Ordnung.
***Dies waren zunächst die einzigen Worte von Matthias Stuhlmacher (MSV) zum Spiel. Erst auf Nachfrage der anwesenden Journalisten, wie er die Schiedsrichterentscheidungen gesehen habe, folgte ein weiteres Statement:
„Beim ersten Elfmeter gab es kein aktives Eingreifen der Hand zum Ball, sondern der Ball springt ihm unglücklich an die Hand. Von daher ein sehr zweifelhafter Elfmeter. Das war das erste Mal, dass der Schiedsrichter entscheidend ins Spielgeschehen eingegriffen hat. Den zweiten Elfmeter kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es wird ganz klar der Ball gespielt. Damit hat der Schiedsrichter zum zweiten Mal zu 100% ins Spielgeschehen eingegriffen. Damit trifft natürlich auch die Aussage meines Trainerkollegen zu, dass das Spiel gedreht wurde“.
Es folgte eine weitere Nachfrage zu den „Unbeherrschtheiten“ seiner Spieler (Rote Karten):
„Mal ganz ehrlich: Das war ein farbiger Spieler (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist Yiner Ronal Arboleda Sanchez), der wird die ganze Saison – und das ist hier genau so gewesen – von der ersten Sekunde an grob rassistisch beleidigt. Da muss sich ein Schiedsrichter-Gespann doch mal überlegen, ob man das nicht mal ahndet. Ich kann das nicht gutheißen, was er gemacht hat, aber ich kann ihn auch ein gutes Stück weit verstehen. Wenn man ewig bis aufs Blut beleidigt und gereizt wird, dass man dann irgendwann die Fassung verliert. Der Schiedsrichter und auch der Linienrichter standen daneben auf hörweite und da fallen Worte, die möchte ich hier nicht in den Mund nehmen. Und da passiert nix. Da ist es natürlich schwer zu ertragen, so ein Spiel als Spieler ruhig zu Ende zu spielen und als Trainer außen ruhig zu bleiben“.
Daraufhin meldete sich auch nochmal Torsten Henke zu Wort:
„Ich habe ein großes Problem damit, was Matthias Stuhlmacher hier von sich gibt. Ich finde das absolut fragwürdig, wenn uns unterstellt wird, farbige Spieler von der ersten Sekunde an zu beleidigen. Ich denke, wir als Trainer haben eine gewisse Verantwortung, deshalb sollte man schon vorsichtig sein, was man sagt. Natürlich, das wissen wir alle, die selbst mal Fußball gespielt haben, fällt auf dem Platz mal das ein oder andere Wort. Ich stehe aber auch draußen an der Linie und habe so was nicht gehört. Hut ab an den Kollegen, wenn er das alles so über 50 Meter gehört haben will“.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.