08.05.2013 Regionalliga: St. Pauli schwächelt im Saisonendspurt von Marius Meyer
vs.
FC St. Pauli II – VfB Oldenburg 2:3 (1:2)
FC St. Pauli II: Pliquett – Startsev, Heinemann (76. Jamali), Mandic, Wachowski – Braun, Ghazaryan (71. Lämmerhirt), Koweschnikow, Schlüter (85. Büchler) – Kranich, Pini VfB Oldenburg: Faqiryar – Tönnies, Thölking, Halke, Alexander Baal – Wegener – Leo Baal (67. Bennert), Aidara, Pröger (86. Uzelac) – van Humbeeck (74. Köster), Lüttmann Tore: 0:1 Pröger (8.), 0:2 van Humbeeck (15.), 1:2 Pini (45., Foulelfmeter), 2:2 Schlüter (51.), 2:3 van Humbeeck (71.) Gelb-Rot: Halke (82., VfB) Schiedsrichter: André Wenzel (Gnarrenburg): Verteilte Gelbe Karten in rauen Mengen und war auch sonst nicht zimperlich mit hart anmutenden Entscheidungen. Hinterließ einen eher durchwachsenen Eindruck. Beste Spieler: Pini – Pröger, van Humbeeck Zuschauer: 380 Zahlende (davon ca. 100 aus Oldenburg)
Manchmal braucht es ein paar Anläufe mehr, bis etwas dann wirklich mal klappt. So zum Beispiel das Spiel der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli gegen den VfB Oldenburg. Drei vergebliche Anläufe gab es bereits, im allgemeinen Nachholspiel-Marathon wurde nun am 08. Mai ein Termin gefunden, der auch tatsächlich wahrgenommen werden konnte. Während sich das Team von Jörn Großkopf in den Wochen seit der diversen Ansetzungen inzwischen aus den unteren Tabellengefilden herausspielen konnte, sind die Oldenburger inzwischen in den Abstiegsstrudel geraten, in dem die Teams immer näher aneinander rücken. Das 2:2 im Derby gegen Cloppenburg zeigte zuletzt aber einen kämpferischen VfB, dem man den Klassenerhalt unter Neu-Cheftrainer Alexander Nouri zutraut.
Nach dem Anpfiff war man als Zuschauer direkt beeindruckt, mit welchem Tempo beide Mannschaften diese Partie eröffneten. Es war eindeutig, dass die Gäste aus Oldenburg dringend die Kellertreppe der Regionalliga Nord verlassen wollten und dass der FC St. Pauli diese so schnell auch nicht mehr wiedersehen wollte. Das Spiel wurde somit hitzig begonnen, beide Teams waren auf Angriff bedacht, es folgte Konter auf Konter. Einer davon führte in der 8. Minute direkt zum 1:0 für die Gäste. Über die rechte Seite schaltete der VfB Oldenburg schnell auf Angriff um, spielte mit geschicktem Pass-Spiel Benedikt Pliquett aus und Kai Pröger konnte den Ball zur frühen Führung versenken.
Das Team von Alexander Nouri konnte das Tempo beibehalten und erhöhte in der 15. Minute auf 2:0. Nachdem Julian Lüttmann in der Mitte gefoult wurde, entschied Schiedsrichter André Wenzel auf Vorteil, während Pröger den Ball aus der Mitte über rechts in Strafraumnähe spielte und dort nach links auf den mittig stehenden van Humbeeck passte, der goldrichtig stand und an Pliquett vorbei die verdiente Führung ausbaute.
In der Folge war St. Pauli zwar im Angriff bemüht, hatte eine starke Phase, konnte den Abschluss jedoch nie unter Dach und Fach bringen. Ca. fünf Male versuchten die Hamburger, durch Freistöße von Boris Koweschnikow über links das Oldenburger Tor zu erreichen, jedoch scheiterte man stets vor dem Tor. Selbst ein freistehender Pini – der ansonsten ein herausragendes Spiel lieferte – vermochte es nicht, den Ball an Mansur Faqiryar ins Tor zu spielen, sondern jagte ihn stattdessen darüber. Erst in der 45. Minute gelang der Anschlusstreffer. Nachdem Oldenburgs Pröger „mit seiner Unbekümmertheit ein etwas ungestümes Foul“ an Lasse Schlüter beging, wie es Oldenburgs Trainer Alexander Nouri bezeichnete, verwandelte Pini den Foulelfmeter zum Halbzeitstand von 1:2.
Die zweite Hälfte eröffnete ähnlich turbulent wie die erste. So turbulent, dass der Ausgleichtreffer der Heimmannschaft dafür sorgte, dass sich nicht wenige im Publikum die Augen rieben. Ein langer Ball gerät vor das Oldenburger Tor, wo ein großes Gewühl herrschte und Schlüter im Endeffekt derjenige war, der – salopp gesagt – drauf bolzte. 2:2 nach 51 Minuten und die Karten wurden neu gemischt, wie es so schön heißt. Der VfB Oldenburg zeigte sich verunsichert, die Großkopf-Elf präsentierte sich fortan selbstbewusster. Vor allem in den Standards wurde St. Pauli oft gefährlich, beispielsweise in der 68. Minute, als Andrey Startsev über die rechte Seite kam, auf Christopher Braun passte, der jedoch – wie häufig in diesem Spiel – im Abschluss zu ungenau war.
Es dauerte nicht lange, bis wieder ein Konter folgte – diesmal wieder aus den Reihen des Gästeteams. Paul van Humbeeck konnte sich kurz hinter der Mittellinie in der Hälfte des FC St. Pauli den Ball schnappen, sprintete durch, spielte mustergültig zwei gegnerische Abwehrspieler aus und konnte auch von Pliquett nicht mehr aufgehalten werden, sodass der Ball unten rechts im Tor landete und die erneute Führung der Gäste besiegelte. 2:3 hieß es nach 71 Minuten.
Eine Führung, die es zu halten galt, weshalb Oldenburg sich von diesem Zeitpunkt an in die Verteidigerrolle begab, die ab der 82. Minute zu einer noch größeren Herausforderung wurde: Daniel Halke bekam Gelb-Rot, da seine Art und Weise, einen gegnerischen Konter zu unterbinden, nach dem Geschmack des Schiedsrichters etwas zu rüpelhaft erschien. Der FC St. Pauli wurde in der Folge noch einige Male gefährlich und die Abwehr der Oldenburger wurde auf eine harte Probe gestellt. Beispielsweise, als in der 88. Minute Paulis Koweschnikow aus ca. 20 Metern Entfernung von halblinks einen Freistoß ausführte, der aber in der Mauer abprallte.
Nach insgesamt 92 Minuten endete eine Partie, die der VfB Oldenburg zwar mit einem „Quäntchen Glück“, wie Alexander Nouri es benannte, aber auch „absolut verdient“, wie Paulis Trainer Großkopf ihm bescheinigte, gewann. Oldenburg konnte die Entfernung zur Kellertreppe wieder vergrößern, der FC St Pauli steht zwar nach wie vor im tabellarischen Mittelfeld, vermochte es aber nicht, die Kellertür für sich endgültig abzuschließen.
Stimmen:
Alexander Nouri (Trainer VfB Oldenburg): Wir wussten, dass wir auf eine spielstarke, junge, engagierte und gut eingestellte Truppe treffen werden, die uns alles abverlangen wird. Das hat das Spiel dann auch gezeigt. Wir hätten vielleicht den Sack früher zumachen können und noch das dritte Tor vor der Halbzeit machen, aber so ist das halt im Fußball. Durch den Ausgleich in der zweiten Halbzeit hatte St. Pauli erst einmal mehr Spielanteile und wir haben uns mehr aufs Kontern konzentriert. Da hat man gesehen, dass bei uns die Kraft nach hinten raus etwas gefehlt hat, weil unser Spiel unheimlich an die Substanz geht. Aber ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir sind überglücklich über diesen Sieg, denn in unserer Situation zählen einfach nur nackte Ergebnisse, um unten rauszukommen und auch in der nächsten Saison wieder Regionalliga in Oldenburg anbieten zu können.
Jörn Großkopf (Trainer FC St. Pauli II): Aus meiner Sicht ist der Sieg für den VfB Oldenburg absolut verdient. Ich habe meine Mannschaft vor der Partie darauf hingewiesen, dass wir noch einen Dreier brauchen, um sicher zu sein. Dafür brauchen wir das St. Pauli-Gen, bestehend aus Leidenschaft, Herz, Engagement und Bereitschaft. Das habe ich bei meiner Mannschaft in den ersten 45 Minuten bei fast keinem gesehen. Wenn wir so auftreten wie in der ersten Halbzeit, dann werden wir keinen einzigen Punkt mehr holen. Ich habe den Jungs das warnend mit auf den Weg gegeben. Wenn die das nicht kapieren, dann steigen die ab, das will ich hier mal ganz deutlich so sagen. Ich werde meinen Job hier bis zum 30.06. mit Herz und Leidenschaft zu Ende bringen. Aber das erwarte ich auch von meinen Spielern. Und wenn das nicht funktioniert, werden einige Schiffbruch erleiden.
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