Niendorfer TSV: Werth – Heysen, Mensah, Benn, Griesch – Utz, Brameier, Prange – Bartold (63. Sellhorn), Adomah – Schumacher (85. Scharkowski; 89. Kocadal) SV Halstenbek-Rellingen: Alves Lopes – Hermanowicz, Krabbes, Rottstedt, Hoppe – Cardoso (81. Agyel Antwi), Erdmann, Richert – Tunjic (54. Suntic), Son (55. Bahtiyar) – Rodrigues Oliveira Tore: 1:0 Sellhorn (80.) Schiedsrichter: Pfefferkorn (SC Urania), ohne offenkundige Fehler. Beste Spieler: Alle Niendorfer brachten ihr Bestes – Auch die Gäste ließen sich keineswegs hängen. Nur die Torleute wurden beiderseits nicht gefordert. Zuschauer: 100
Der Schreiber muss ehrlich gestehen, an diesem Dienstagabend mit sehr gemischten Gefühlen, um es einmal vorsichtig zu formulieren, die sechs Kilometer zum Sachsenweg zurück gelegt zu haben. Denn schließlich lag ihm die desaströse Darbietung der Platzherren zwei Tage zuvor an gleicher Stelle und die dort herrschende Niedergeschlagenheit noch immer arg im Magen. Auch dem sonst so entgegen kommenden, zurzeit aber nicht ansprechbaren, NTSV-Trainer Frank Hüllmann schien es nicht anders zu gehen, denn mit dem dritten Tormann in dieser Spielzeit, Christoph Werth nämlich, sowie Mike Griesch und Sascha Bertold brachte er gleich drei noch nicht oder nur wenig eingesetzte Akteure in der Startelf.
Sehr bald zeigt sich bereits, dass er mit dieser Entscheidung ganz offensichtlich keine schlechte Wahl getroffen hat. Denn sämtliche Niendorfer Feldspieler legen eine Einsatz- und Laufbereitschaft sowie Konzentration an den Tag, oder besser an den Abend, die zu keiner Phase des sonntäglichen Spiels erkennbar war. Aber auch die Gäste lassen schnell erkennen, dass sie sich keinesfalls schon mental von dieser Spielzeit verabschiedet haben und erscheinen sehr darauf bedacht zu sein, einen guten Eindruck zu hinterlassen, was zuletzt in Meiendorf in Halbzeit Zwo überhaupt nicht erkennbar war. So geht es dann zu wie im Märchen vom "Hasen und Igel". Wo einer ankommt, ist der andere schon da, nur wechseln sich die Rollen fortwährend ab. So ergibt sich dann die erste gute Möglichkeit erst nach nahezu einer Viertelstunde. Tim Schumacher fummelt sich beeindruckend durch die gegnerische Defensive, aber statt irgendwann mal den links frei stehenden Francis Adomah zu bedienen, endet sein Abschluss eher dürftig. Kurz danach die Gäste: Jaques Rodrigues Oliveira zu Mladen Tunjic, der weiter auf Heungyun Son und weit darüber. Gefährlicher hingegen eine Hereingabe von Tim Heysen, den Pablo nur knapp vor Bertold zur Ecke leiten kann. Die wird wiederum von Heysen getreten, doch weder Freund noch Feind schaffen es, die Kugel zu erwischen. Auch weiterhin frühes Attackieren von sowohl hüben als auch drüben lassen keine wirklich ernsthaften Gefahrenmomente entstehen. Den Niendorfern fehlt einfach ein "Schwoychen", der, wenn auch nicht stets, so doch des Öfteren Spiel entscheidende Ideen offenbaren konnte. Bei Mladen Tunjic auf der anderen Seite, der dazu auch durchaus in der Lage sein müsste, sind derartige Eigenschaften gleichfalls nicht erkennbar. Vier Minuten vor dem Pausenpfiff noch ein gelungenes Adomah-Anspiel durch "Schumi" mit überhastetem Abschluss.
Nach Wiederanstoß zunächst Son mit guter Vorbereitung aber schlechtem Ergebnis, dann Bartold mit gelungenem Querpass auf Ebenezer Utz, dem aber der kleine Patrick Hoppe zuvorkommt, und ein starkes Zuspiel von Schumacher auf Utz, welcher 1,55 Meter zu hoch zielt. Aufsehenerregend ein ganz starker Schumacher-Einsatz, an dessen Ende zwei Halstenbeker in ihrem Strafraum zur Rechten und Linken der Nummer 7 herniedersinken. Schließlich zehn Minuten vor dem "final whistle" der vielleicht größte Moment im fußballerischen Erwachsenenleben des Benjamin Brameier. Von seinem Manager "expressis verbis" gelobt, dass er sich von seinem auswärtigen Studienort auch in der Woche loseisen konnte, legt er im 16er auf engstem Raum dem eingewechselten Tim Sellhorn die Pille so auf den Fuß, dass dieser nach zwei, drei kurzen Schritten keine Mühe zu haben braucht, um sie in den H-R-Maschen sicher zu verstauen. Das ist es dann auch. Denn ein von Tim Heysen getretener Ruhender Ball landet in den sicheren Armen von Andre Alves Lopes und Heysen vermag sich mit seinem Freekick aus 30 Metern lediglich dem Ziel zu nähern.
Anmerkung zum Siegtreffer: Fast alles spricht dafür, dass der Schreiber die Spiel entscheidende Situation falsch gesehen hat. Vorschlag: Die Namen Brameier und Sellhorn untereinander tauschen. Für Benjamin B. sollte es dennoch ein unvergesslicher Abend gewesen sein.
Nunmehr 38 Punkte bringen den Niendorfern zwar noch nicht die absolute Gewissheit, auch in der kommenden Spielzeit und damit zum zehnten Mal in der Oberliga dabei zu sein, aber sie beruhigen doch ungemein. Schon ein Pünktchen an der Ellernreihe (Pfingstmontag, 17:00 Uhr) genügt, um von den Bramfeldern nicht mehr eingeholt werden zu können. Die Regelabstiegsgefahr wäre damit in jedem Fall gebannt. Die H-Rer brauchen solche Überlegungen hingegen nicht zu tangieren. Schließlich befinden sie sich schon länger jenseits von Gut und Böse.
Stimmen:
Thomas Bliemeister (Trainer H-R): Dem Gegner war ganz klar anzusehen, dass er mehr Willen und mehr Biss hatte, um zum Erfolg zu gelangen. Das hat sich dann auch ausgezahlt. Wir haben uns zu wenig bewegt und zu wenig Engagement gezeigt. So kann das einfach nicht funktionieren.
Für den restlos mental strapazierten Frank Hüllmann (Trainer Niendorf) Marcus Scholz (Manager dortselbst): Endlich haben wir mal ein Tor gemacht und keins eingefangen. 1:0 ist das perfekte Ergebnis in unserer Lage. Die Mannschaft hat heute wirklich alles gegeben. Benjamin Brameier hat sogar sein Studium hängen lassen. Die Halstenbeker haben übrigens Vollgas gegeben, was mich eigentlich ein wenig geärgert hat. Aber so sieht sportliche Fairness aus.
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