„Wir können auch Regionalliga“ – SVE-Coach Oliver Zapel strahlte nach dem Schlusspfiff über beide Backen. Viele Fans waren mit roten T-Shirts gekommen: „Kleines Dorf – großer Fußball“. Die ganze Umgebung ist unheimlich stolz auf die „Bravehearts“, wie sich der Klub selbst nennt. Das Wort „Dorf“ wird dabei mit großem Stolz vorgetragen, man will gar nicht mit den „Großstädtern“ konkurrieren.
Diese Identifikation, gepaart mit Wille und Einsatzbereitschaft, war von der ersten Sekunde an zu spüren. Bei Victoria hingegen, letzte Woche noch mit eben solchen Attributen im DFB-Pokal gegen Hannover 96 im Einsatz, zeichnete sich früh ab, dass der Gegner heute wohl eher auf die leichte Schulter genommen wurde. In der Anfangsviertelstunde kam der SVE zu acht (!) Eckbällen – zwar zunächst noch ohne Ertrag, aber für jeden war deutlich sichtbar, wer hier spielbestimmend war. Kurz vor der Pause wurde der Aufwand belohnt: Ecke Michael Meyer (der Ex-Oststeinbeker) und Haris Huseni stocherte im Fünfmeterraum den Ball über die Linie (37.). Das begeistert mitgehende Publikum – gefühlt waren es deutlich mehr als offiziell 520 – spendete erst die ganze erste Halbzeit viel Szenenapplaus und nun gar tosenden Jubel!
Nach dem Seitenwechsel wurde Vicky etwas stärker – was angesichts der „Leistung“ der ersten Halbzeit auch nicht sonderlich schwer war. Eine Ecke von Benny Hoose, der am Mittwoch für acht Wochen nach Ghana zu einem Sozialprojekt fliegt, verwertete David Eybächer aus kürzester Distanz zum Ausgleich (53.), nachdem zuvor Michael Sara an Keeper Fabian Lucassen gescheitert war. Nun bekamen die Gäste Oberwasser, Hoose hätte fünf Minuten später die Partie komplett drehen können, verzog aber überhastet übers Tor (58.). Der Neuling aus Steinburg brauchte eine Viertelstunde, um den Gegentreffer zu verdauen, dann waren sie wieder da. Freistoß Meyer aus dem Mittelfeld, Grubba kommt aus seinem Tor, aber nicht an den Ball, Huseni ist zur Stelle und markiert mit einer Art Bogenlampe den Siegtreffer (80.). In der Schlussphase hätte das Ergebnis gegen eine entblößte SCV-Abwehr noch deutlich höher ausfallen können, aber Kummerfeldt (85.) und Malik Issahaku (89.) vergaben „Hundertprozentige“.
Stimmen:
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): Ich bin schwer enttäuscht und schwer genervt von dem Spiel, was wir hier abgeliefert haben. Vor einer Woche (Anm. der Redaktion: im DFB-Pokal gegen Hannover 96) habe ich gesehen, wozu meine Mannschaft im Stande ist und was man mit Engagement, Biss und Leidenschaft erreichen kann. Von diesen Attributen habe ich heute nichts gesehen. Da war kein Feuer drin und keine Geschwindigkeit, viel zu lethargisch. Das erste Gegentor war grausam mit anzusehen, da hatten wir 3:1-Überzahl und bekommen den Ball nicht weg. Mit unserer ersten Torchance machen wir dann das 1:1. Da hatte ich das Gefühl, dass das Spiel vielleicht sogar kippen könnte. Aber dann kommt wieder ein Standard und das Spiel war gelaufen. Am Ende hatten wir noch Glück, nicht höher zu verlieren.
Oliver Zapel (Trainer SV Eichede): Unter der Woche sind ein paar Dinge aus dem privaten Bereich vorgefallen, aber davon hat sich meine Mannschaft heute zum Glück nicht beeinflussen lassen. Wir waren gierig, robust, lauf- und zweikampfstark – alles, was man sich als Trainer wünscht. Vor dem Anpfiff habe ich in den Augen meiner Spieler noch einige Zweifel gesehen, aber mit diesen Tugenden können wir auch Regionalliga! Für meine Jungs ist das echt ein Quantensprung in ihrer Karriere. Die Standards haben wir bis zum Exzess trainiert. Wir haben uns letztes Jahr zwar nicht mit der Regionalliga beschäftigt, aber die Zeitung können wir auch ein bisschen lesen und wussten daher, dass Vicky da anfällig ist.
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