Verwundert rieben sich die Zuschauer die Augen: War das wirklich eine lupenreine Fünfer-Abwehrkette, mit der Bramfeld da spielte? Und dazu noch zwei „Sechser“? Die korrekte Antwort lautete: „Ja“! FCE-Coach Achim Hollerieth mochte es zunächst gar nicht glauben, sprach hinterher von einer „komischen Variante in der Defensive“. An der sich seine Truppe allerdings die Zähne ausbiss!
Über die gesamte Spieldauer gab es auf beiden Seiten nur wenige Torraumszenen zu sehen. „Mir war heute schnell klar, wenn wir überhaupt ein Tor machen, dann wohl nur durch eine Standardsituation“, gab Hollerieth nach dem Spiel zu Protokoll. Neben der sehr defensiven Ausrichtung des Gegners lag dies vor allem auch am bekannten „Rübenacker“ an der Ellernreihe. Der Begriff „Rasen“ verbietet sich hier nämlich von selbst.
So dauerte es in einer langweiligen Partie bis zur 80. Minute, bis endlich etwas passierte: Elmshorns Neuzugang Leon Müller zirkelte einen umstrittenen Freistoß aus 25 Metern halblinker Position aufs Tor. Keeper Patrick Tibor unterschätzte die Kugel und stand zudem falsch, erwischte den Ball daher nur unzureichend und lenkte ihn geradeso noch an den Pfosten. Doch den Abpraller drosch Kim Helmer volles Pfund zum 0:1 in die Maschen (80.). Nun sah es also doch noch nach einem Sieg für den Favoriten aus.
Aber Bramfeld zeigte Moral – und hatte auch einen Müller: Der 19jährige Matthias war gerade erst dreißig Sekunden auf dem Platz, eroberte sich in der Nähe der gegnerischen Eckfahne den Ball, spielte drei Elmshorner aus und passte dann präzise auf Mohebeddine Azaizi. Der bedankte sich für die traumhafte Vorlage mit dem umjubelten Ausgleich (84.).
Stimmen:
Achim Hollerieth (Trainer FC Elmshorn): Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch über unsere Spielweise. Wir haben gegen die komische Variante mit der Fünferkette keine Mittel gefunden. Keine Spielfreude, kein Tempo, keine Bewegung. Die langen Bälle haben die Bramfelder alle rausgeköpft. Da haben wir uns nicht gut angestellt. Meine Mannschaft hat es versäumt, richtig Fußball zu spielen und alles hat immer viel zu lange gedauert. Ich hatte extra vorher noch davor gewarnt, uns wie im Vorjahr (Anmerkung der Redaktion: 0:0) dem „Tempo“ der Bramfelder anzupassen. Besonders ärgerlich ist der Ausgleichstreffer, weil wir da den Ball vertändeln. Kurz vor Schluss gibt es keinen Schönheitspreis zu gewinnen, da erwarte ich von meinen Abwehrspielern, dass sie die Bälle 80 Meter nach vorne hauen. Stattdessen wird an der Eckfahne versucht, rauszuspielen. Für uns zwei verlorene Punkte. Andererseits bin ich ganz ehrlich: Für diese Leistung hätten wir es heute auch nicht verdient gehabt, zu gewinnen.
Hardy Brüning (Trainer Bramfelder SV): Ich kann meinem Kollegen nur beipflichten: Mit so einer Abwehrvariante spielt man wahrscheinlich nie wieder. Aber wir haben zuletzt viele Gegentreffer durch die Mitte kassiert, da haben wir versucht, heute mal was anderes zu machen. Das haben die Jungs auch hervorragend umgesetzt. Dass das nicht besonders schön anzusehen ist – besonders auf diesem Platz – wissen wir. Aber das ist dann eben so. Gegen eine spielerisch so starke Mannschaft wie Elmshorn können wir nur so punkten. Beim Gegentreffer schlafen wir leider beim zweiten Ball, aber wir haben eine gute Reaktion gezeigt. Matthias Müller hat da hervorragend Tempo aufgenommen und schön quer gelegt. Ein glücklicher, aber nicht ganz unverdienter Punktgewinn für uns. Den nehmen wir gerne mit, wir brauchen jeden gegen den Abstieg.
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