07.10.2013 Rückblick: Die Pferde sind gesattelt von Folke Havekost
Eine neue Bundesregierung ist ja gerade erst im Entstehen, und obwohl noch Unklarheit über ihre Farbkombination besteht, wissen wir schon jetzt, dass sie erst einmal 100 Tage Zeit einfordern wird, um sich einzuspielen: Eine Schonfrist, die wir Fußballverfolger Jahr für Jahr gewohnt sind. immer hübsch langsam mit den jungen Pferden, heißt es da nach einem gelungenen (oder auch misslungenen) Saisonstart. Lieber erstmal abwarten. Nach zehn Spieltagen lässt sich ja vielleicht eine Zwischenbilanz ziehen.
Hurra, die zehn Spieltage sind absolviert, die Pferde gesattelt! Fast jedenfalls, denn am Mittwoch steht noch das Nachholspiel zwischen dem Oststeinbeker SV und Altona 93 auf dem Programm. Beginnen wir dennoch mit den Stormarnern: Ein halbes Dutzend OSV-Kicker bekam im lettischen Riga unter anderem „eine 40-minütige Lehrstunde geschenkt“, wie Blog-trifft-Ball formulierte. Als Hamburg Panthers waren sie in der Uefa-Futsal-Cup-Zwischenrunde chancenlos. Das 1:14 gegen Slov-Matic Bratislava schmerzte, aber abseits des Parketts wird die Oststeinbeker Delegation freudig vernommen haben, dass Bramfeld und Alstertal-Langenhorn sich 2:2 trennten und keines der beiden Teams punktemäßig zum OSV aufschloss.
Das Remis war in diesem Fall glücklich für den Bramfelder SV, der vor einer Woche nach 2:0-Führung in der Nachspielzeit den Pinneberger Ausgleich kassiert hatte. Danach rumpelte sich der BSV in Waldenau ins Pokal-Achtelfinale und hatte sein Glücksausgleichskontingent zum Pinneberger Pech damit offenbar noch nicht aufgebraucht. Ein Torwartfehler der Langenhorner ermöglichte diesmal in der Nachspielzeit den eigenen Ausgleich. Auf den ersten Dreier warten die Bramfelder allerdings weiterhin. Die Euphorie des Aufstiegsjahrs wird an der Ellernreihe nach wie vor gesucht.
Das Bundesliga-Beispiel Braunschweig sollte den Kellerkindern Mut machen. Schlusslicht SV Blankenese nahm in Barmbek das Herz auch in die Hand, musste sich bei BU aber schließlich 1:3 geschlagen geben. BU rückte damit wieder auf Platz drei vor, Trainer Frank Pieper-von-Valtier wollte dennoch nur von „drei weiteren Punkte gegen den Abstieg“ sprechen. Vielleicht war er da noch von der Pokalpleite seiner Elf in Osdorf beeinflusst, eine der wenigen Überraschungen der vierten Pokalrunde.
Eine Überraschung der nunmehr aussagekräftigen Zehn-Runden-Saison ist, dass wir weiter auf den ersten Condor-Heimsieg warten. Gegen den VfL Pinneberg begannen die Raubvögel zwar furchteinflößend, doch mit der Aktivierung des „Leverkusen-Gens“ bei seinen Spielern konnte Pinnebergs Coach Michael Fischer den gelb-schwarzen Wirbelwind bändigen. Der VfL ist nach dem 2:2 im Sportpark Oldenfelde nunmehr sechs Spiele ungeschlagen – eine stattliche Bilanz, die nur von einem Kreisnachbarn noch in den Schatten gestellt wird.
Halstenbek-Rellingen, nach zwei Spielen geteilter Tabellenletzter, ist inzwischen acht Begegnungen ohne Niederlage geblieben. Das 3:0 bei Germania Schnelsen leitete der Ex-Germane Sebastien Mankumbani ein, wobei HR-Coach Thomas Bliemeister gegenüber dem Hamburger Abendblatt „die klugen Ballverteiler Suntic und de Oliveira sowie Nikola Maksimovic und Jan Erdmann als wirkungsvolle Zerstörer vor der Abwehr“ lobte. Die chancenlosen Schnelsener finden sich inzwischen auf Platz 13 wieder, hinter dem Meiendorfer SV.
Die Meiendorfer hatten vor einer Woche 2:2 in Schnelsen gespielt. Nach den 90 Heimspiel-Minuten am Sonnabend gab MSV-Trainer Matthias Stuhlmacher gerne zu, dass die Begegnung mit Buchholz ein „Spiel auf Augenhöhe“ war. Seine Elf hatte schließlich den „Matchplan befolgt“ und deshalb 3:1 gewonnen. Wobei es sehr weise war, im Matchplan eine überragende Vorstellung von Meiendorf-Keeper Tobias Sävke vorzusehen. „Wenn wir weiter so mutig nach vorne spielen, kann das noch eine erfolgreiche Saison für uns werden“, bilanzierte Stuhlmacher.
Der beste Maßstab dafür lautet nach wie vor Bayern, ach nein: TuS Dassendorf. Vor Saisonbeginn mochte sich mancher mit Blick auf den zehnten Spieltag fragen, ob da am Sachsenwald mit Dassendorf (vielleicht) und Curslack-Neuengamme (gewiss) nun einer oder zwei Meisterschaftskandidaten zu sehen wären. Ganz wissen wir es auch jetzt nicht, denn wir wollen die hoch gehandelten Curslacker keinesfalls zu früh abschreiben. Nach wie vor besitzt das Team von Torsten Henke den besten Sturm der Liga (26 Treffer), der sich beim Pokal-17:0 in Wentorf auch fleißig warmschoss.
Von Hacht macht acht, hieß es beim Kreisligisten. Auch in Dassendorf spielte CN eine respektable, gleichwohl torlose erste Hälfte, verließ den Platz aber als 0:3-Verlierer. Nicht nur Dassendorf-Trainer Jan Schönteich sah, dass der umstrittene Platzverweis für Curslacks Kristof Kurczynski kurz vor dem Seitenwechsel „uns total in die Karten gespielt“ hat. Aber auch Spieler wie Dennis Tornieporth, der mit einem direkt verwandelten Freistoß das 1:0 erzielte, können in dieser Spielklasse den Unterschied ausmachen zwischen einer guten Mannschaft und einem Meisterschaftskandidaten.
Zu beobachten ist dies auch beim amtierenden Champion. Seit Elmshorns Trainer Achim Hollerieth wieder alle Mann an Bord hat, tritt der FCE auch wieder meisterhaft auf. Vor allem bei der Pokalgala gegen Eintracht Norderstedt, letztlich aber auch beim souveränen 3:1-Heimsieg gegen Vierlande. Der Lohn ist Platz zwei – der Meister ist zum führenden Jäger geworden. „Was Dassendorf macht, können wir nicht beeinflussen“, erklärte Sportdirektor Helge Melzer: „Aber bis zur Winterpause wollen wir erster oder zweiter Verfolger des Spitzenreiters sein.“
Wir freuen uns daher schon auf dem 7. Dezember, wenn das Wetter hoffentlich ein Elmshorner Gastspiel in Dassendorf noch vor der Winterpause zulässt. Elmshorn ist zurzeit die Oberliga-Mannschaft der Stunde, das Duell der Überraschungsmannschaften fand allerdings in Bönningstedt statt. Niendorf gewann 1:0 beim SV Rugenbergen dank eines frühen Kopfballtreffers von Francis Adomah und dank des Pfostens, von dem der Rugenbergener Handelfmeter von Kevin Lohrke zurück ins Feld sprang. Für Niendorf war’s ein guter Trost fürs knappe Pokalaus in Altona, während sich Rugenbergen-Coach Ralf Palapies um den HAFO-Hellsichtigkeits-Preis bewarb.
Er erkannte in den ersten zehn Runden bereits ein Muster, das, nun ja: vielleicht nicht für die ganze weitere Saison, aber doch für die nächsten drei Spieltage gelten sollte: „Wir haben jetzt dreimal gewonnen, dann zweimal verloren, dann wieder dreimal gewonnen und wieder zweimal verloren“, rechnete Palapies aus und stellte fest: „Das Gesetz der Serie spricht für uns.“
Da sagen wir mal: Immer hübsch langsam mit den jungen Mustern. Nach 15 Spieltagen, ja, da können wir vielleicht eine Zwischenbilanz ziehen ...
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