25.10.2013 Landesliga Hansa: Süderelbe vernascht Hamm United von Olaf Both
vs.
Hamm United FC – FC Süderelbe 2:3 (1:0)
Hamm United FC: Graudenz – Amoateng, Krauel, Asante, Göpel – F. Osmani, Hansen – Römhild (46. Buchholz), N. Osmani, Schirosi – Kunkel (73. Yilmaz) FC Süderelbe: Lohmann – Lasko, Wiese, Groh, Petzschke – Schuhmann, Reinecke – Siegismund (71. Scheibner), Rodrigues, Davies – Mus (60. Stöver) Tore: 1:0 Kunkel (5.), 2:0 Göpel (51.), 2:1 Reinecke (69.), 2:2 Petzschke (83.), 2:3 Petzschke (90.) Schiedsrichter: Ralph Vollmers (FSV Geesthacht): Eine absolut tolle Spielleitung. Es gab zwar mehrere strittige Szenen, aber der Unparteiische stellte sich nach dem Spiel allen Fragen von Trainern, Offiziellen und Fans und schilderte seine Sicht auf dem Platz. Beste Spieler: N. Osmani, Kunkel, Schirosi – Rodrigues, Petzschke, Siegismund Zuschauer: 62
Als das Gespann der Unparteiischen auf das Spielfeld bat, waren nur elf Fußballer neben ihnen. Die anderen elf – die des FCS – waren noch im Kabinentrakt. Als die übrigen 14 im Mittelkreis angekommen waren, kam auch der Gast, um den heutigen Vergleich doch sportlich zu entscheiden.
Aber auch nach dem Anpfiff wirkten die Gastgeber wacher. Gleich die erste nennenswerte Aktion war ein Pass nach einem schnell vorgetragenen Angriff von Naim Osmani, der Oliver Kunkel bediente. Dieser war vor dem heraus eilenden Dennis Lehmann am Ball, umkurvte diesen und schob zur frühen Führung ein. Direkt im Anschluss überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst setzte der bärenstarke Marcel Rodrigues einen Ball an den Querbalken, im direkten Gengenzug konterten die Hammer und N. Osmani tauchte frei vor Lohmann auf. Diesmal aber blieb der Schlussmann Sieger. Nur eine weitere Minute später war es wieder Kunkel, der nach einem Konter alleine vor Lohmann auftachte, welcher aber schnell genug abtauchte um den Ball zu sichern.
Ein wenig verflachte die Partie nun. Zumindest das Anfangsspektakel konnte nicht ganz gehalten werden. Weiterhin war Hamm United das spielbestimmende Team und legte ein hohes Tempo vor, ohne jedoch zwingende Chancen zu erarbeiten. Erst nach gut 35 Minuten konnte erneut N. Osmani ein Ausrufezeichen setzen. Einen Freistoß zog er auf das kurze Eck und zwang den gut aufgelegten Lohmann zu einer Parade. Vor der Pause gab es aber auch ein Lebenszeichen der Richter-Elf. Der Fernschuss von Rodrigues war aber eine sichere Beute für Samuel Graudenz (39.).
Die zweite Hälfte startete nicht so furios wie die erste. Eine Gemeinsamkeit gab es dennoch. Die Schulz-Elf markierte nach gut fünf Minuten den ersten Treffer. Das Zustandekommen war wirklich sehenswert. Kevin Hansen spielte einen seiner gefürchteten Außenristpässe auf Kunkel, der schob mustergültig in die Mitte und Clemens Göpel war eigentlich schon einen Schritt zu weit vorne, bremste scharf ab und kullerte am langen Eck im nach vorne Fallen den Ball über die Linie.
Nach einer Stunde musste dann der vom Bergedorf-Spiel angeschlagene Mümin Mus vom Platz und Trainer Jean-Pierre Richter stellte um. Yannick Petzschke ging auf die rechte Offensivbahn und Rodrigues übernahm den Mittelstürmer-Part. Das sollte sich auszahlen. Zunächst war es jedoch Nico Reinecke, der den FCS ins Spiel zurück brachte. Absolut entschlossen ging er einem Ball entgegen, Graudenz versuchte alles, um ihn zu stoppen, traf ihn mit der Faust im Gesicht – doch der Ball war drin. Der wichtige Anschlusstreffer aus Sicht der Gäste war da.
Die Geächteten waren weiterhin bemüht, das Spiel zu entscheiden. Kunkel passte auf N. Osmani, welcher mit seinem Volleyschuss scheitert (72.). Danach wurde es hektisch. Zunächst verweigerte der gute Schiedsrichter Ralph Vollmers den Gästen einen Elfmeter (75.). Viele Anwesende sagten nach dem Spiel übereinstimmend, dass es wohl einer war. Nur Sekunden später soll ein HUFC-Spieler eine Tätlichkeit begangen haben (Schlag in den Nacken eines Gegenspielers). Vollmers und sein Assistent hatten es nicht gesehen, auch der Schreiberling nicht. Es gab aber ein Geräusch, das im Vorbeilaufen deutlich zu vernehmen war. Ganz souverän erklärte der Unparteiische nach dem Spiel beide Szenen. „Soll ich wirklich etwas bestrafen, das weder ich noch mein Assistent gesehen haben?“ Auch Richter konnte dies nur verneinen.
Aber auch diese Szene weckte bei Süderelbe den Jagdinstinkt. Erneut Rodrigues prüfte zehn Minuten vor dem Ende Graudenz, der bei diesem Schuss all sein Können aufbieten musste. Drei Minuten später konnte Petzschke einen abgewehrten Versuch von Rodrigues mit einem tollen Flachschuss von rechts im linken Eck unterbringen. Der Spielstand war egalisiert. Auf Seiten der Hammer hatte dann auf einmal David Amoateng die Chance, den alten Abstand wieder herzustellen, sein Schuss verfehlte das Gehäuse jedoch sowohl auf der rechten Seite als auch bei der anvisierten Höhe. Am Elbtunnel wäre wahrscheinlich die Höhenkontrolle ausgelöst worden... „Warum nicht einfach flach“, haderte HUFC-Coach Uli Schulz. Die Entscheidung war dann wiederum sehr sehenswert. Rodrigues mit einem Traumpass auf den rechten Flügel zu Petzschke – und dieser erneut mit dem Schuss in die linke Ecke.
Am Ende feierten die Spieler des FC Süderelbe ausgelassen einen zwar etwas glücklichen, aber sicherlich nicht gänzlich unverdienten Auswärts-Dreier. Eine tolle Moral, eine gute Schlussoffensive und mangelnde Chancenverwertung der Gastgeber halfen dabei.
Stimmen:
Jean-Pierre Richter (Trainer FC Süderelbe): Schlechter Start! Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, gerade mit unserem kleinen Kader, das man halt viel Substanz liegen lassen hat. Die letzten drei Siege haben viel Kraft gekostet. Letzte Woche gegen Bergedorf haben wir auch echt ein wenig Dusel gehabt. Dann kassierst du hier nach der Pause gleich noch das 2:0 und denkst: „das wird schwer“. Mus konnte die Woche über nicht trainieren, war noch verletzt vom Bergedorf-Spiel, den nimmst du dann runter, weil er auch nicht mehr laufen konnte. Wir haben dann mit der letzten Hoffnung noch mal alles nach vorne geworfen. Das Tor von Reinecke war ein Weckruf. Er hat da die Faust von Graudenz noch voll abbekommen, vielleicht war das der hallo wach Effekt nach dem Motto „er ist dahin gegangen, wo es weh getan hat“. Es ist ja sowieso dann alles schon gewonnen, wenn man so ins Spiel zurückkommt, dass man sich dann in der letzten Minute so belohnt, das ist dann beeindruckend. Das haben sich die Jungs dann auch verdient. Ich glaube so gejubelt wie heute habe ich schon lange nicht mehr.
Uli Schulz (Trainer Hamm United FC): Es ist bitter für uns, wenn man fast die ganze Zeit das Spiel beherrscht und dann am Ende mit leeren Händen da steht. Aber wir haben auch selber Schuld, wenn wir die vielen Chancen, die wir hatten, nicht machen. Da muss man sich am Ende nicht wundern. Ich hab zum Schluss noch gesagt: „pass mal auf“. Und genau das ist dann auch eingetreten. Ordentlich gespielt aber in letzter Konsequenz die Chancen nicht genutzt.
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