Der Wettergott entschied sich zur Freude aller Anwesenden kurz vor Spielbeginn dazu, die Wasserzufuhr von oben einzustellen. Inwieweit sich der nasse Untergrund auf die Edeltechniker aus Dassendorf auswirken sollte, war noch nicht abzusehen. Das Schiedsrichtergespann um Philip Roedig jedenfalls entschied darauf, dass die weißen Heimtrikots und die hellblauen Gästetrikots sich nicht genug unterscheiden. So mussten die Mannen von Dennis Mitteregger Leibchen überstreifen, was natürlich nicht förderlich für die perfekte Beobachtung war...
Ohne langes fackeln begann die Elf von Jan Schönteich. Der erneut starke Dennis Tornieporth setzte sich auf seiner rechten Seite durch und zog knapp links am Gehäuse von Moritz Kühn vorbei (3.). Nur eine Minute später schoss Kapitän Dennis Sudbrak einen geblockten Ball, Eric Agyemang hielt seinen Fuß rein, verfehlte jedoch den Kasten. Es wäre aber eh Abseits gewesen.
Die Gäste hielten insgesamt aber gut mit, spielten sich einige Szenen heraus, ohne dabei aber ernsthafte Torgefahr auszustrahlen. Nach einer vergebenen Doppelchance der Dassendorfer kam es zu heftigen Wortgefechten zwischen Tornieporth und Agyemang. Auslöser war ein Versuch von Tornieporth, der sich wie so oft am heutigen Tage auf seiner rechten Seite durchsetzte und selbst abzog. Der von Kühn gehaltene Ball kam zwar zum Goalgetter, dieser stand jedoch mit dem Rücken zum Tor und konnte daher nichts sinnvolles mehr mit dem Spielgerät anstellen. Agyemang fühlte sich beim Schussversuch besser postiert und gab das seinem Mitspieler lautstark zu verstehen. „Du warst nicht frei“, konterte dieser.
In der 24. Minute erzielte Atalay Arican dann auf einmal den Führungstreffer für die Blankeneser. Doch der Schiedsrichterassistent hatte etwas dagegen. Abseits! „Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt an dem Ball dran war“, sagte Mitteregger nach der Partie. Nach gut einer halben Stunde musste er die Abwehr umstellen. Nicolas Schemmerling übernahm den Linksverteidiger-Part von Arican, der Tornieporth nicht unter Kontrolle bekam und vorbelastet war. Bei einem der Angriffe des SVB über die rechte Seite ging die Flanke an den Arm eines Abwehrspielers. Der Unparteiische entschied sofort auf Elfmeter. „Für mich war der berechtigt“, sagte Matchwinner Ronny Buchholz nach dem Spiel. Timo Wieckhoff ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und verwandelte zur überraschenden aber nicht unverdienten Führung.
Dennis Tornieporth setzt sich gegen Nikolas Schemmerling durch. Foto: Alexander Knull
Nach dem Wechsel merkte man der Schönteich-Elf aber an, das es eine deftige Halbzeitansprache gegeben haben musste. Schon beim Gang in die Kabine war gerade Tornieporth außer sich über die Leistung seiner Mannschaft in den ersten 45 Minuten. Gleich bei der ersten Aktion kam Marcel Jeremias im Sechzehner zu Fall. Der Schiedsrichter entschied ebenfalls auf Strafstoß. Durchaus umstritten: „Ich weiß nicht, ob das einer war. Das hab ich nicht gesehen. Aber gut, nimmt man halt mit“, so Buchholz. Eric Agyemang jedenfalls war genauso unbeirrt, wie sein Gegenüber zuvor und verwandelte sicher.
Danach zeigte sich wieder einmal die Qualität der Gastgeber. Innerhalb von nur 120 Sekunden entschied Buchholz die Partie. Zunächst wurde er nach einer schönen Kombination wunderbar per Hacke von Jeremias bedient (60.) und danach per Freistoß von Tornieporth (62.). „Ich habe ja eine Wette darüber laufen mit Adam Hamdan, wer von uns mehr Tore schießt diese Saison. Nachdem Adam letzte Woche zwei gemacht hat, dachte ich mir, ich muss heute nachlegen“, sagte Buchholz. Er hat sich damit mit seinen Treffern vier und fünf wieder deutlich abgesetzt. „Eigentlich ist das ja jetzt schon entschieden.“
Kurz darauf gab es eine umstrittene Szene, bei der sich alle Heimfans einer Schwalbe sicher waren und alle Gäste dies komplett anders sahen. Der eingewechselte Luciano Filipe Dias lag zuvor nach einem Zweikamf auf dem Boden. Manager Sven Piel war so außer sich, das er von der Bank verwiesen wurde.
Nachdem er zuvor schon einen schönen Ball von Agyemang nicht verwerten konnte, war es dann aber erneut Tornieporth, der seine Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellte. Er schlenzte einen Ball aus gut 24 Metern von rechts ins lange Eck. Kühn war machtlos. Die letzte Szene des Spiels hatte dann erneut Agyemang, jedoch wurde auch sein Treffer aufgrund einer Abseitsposition nicht anerkannt (89.).
Auch wenn beim Wetter die Feuchtigkeit heute keine Rolle spielte, dürfte das im Laufe des heutigen Abends auf Seiten der Dassendorfer anders ausfallen. „Heute ist Mannschaftsabend. Das ist eine Pflichtveranstaltung“, sagte Buchholz. Auf die Frage, was heute noch anliegt, zeigte Coach Schönteich auf seine Flasche auf der Pressekonferenz: „Cola Light“, witzelte er. Das er auf eine Cola Zero Flasche zeigte, hatte er wohl selbst nicht realisiert. „Wir werden noch gemeinsam Fußball gucken, danach um 21 Uhr von einem Doppeldecker-Bus abgeholt und dann geht es durch die große Stadt und letztlich landen wir wohl bei Schlager-Sahne oder so.“ Auch wenn die Herbstmeisterschaft noch nicht endgültig erreicht ist, wünscht HAFO einen schönen Mannschaftsabend.
Stimmen:
Dennis Mitteregger (Trainer SV Blankenese): Mit der ersten Halbzeit sind wir natürlich hochzufrieden. Da hat es gut geklappt, das wir die Mitte recht gut schließen konnten. Es kam dadurch allerdings auch zu vielen Flankensituationen. Darauf wollten wir uns dann eigentlich in der Halbzeit ein bisschen besser einstellen. Die Mitte konnten wir auch in der zweiten Halbzeit gut geschlossen halten, aber die Flanken und die Bälle vom Gegner wurden einfach besser. Das muss man auch sagen. Das dann nach dem Anschlusstreffer, aufgrund unserer Niederlagenserie, zu schnell der Kopf hängt, das ist natürlich ein großes Problem. Wir haben da wieder drei Gegentore in zehn Minuten bekommen. Das ist natürlich nicht nur sportlich zu erklären, sondern auch psychologisch.
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Ich glaube wir haben in der ersten Halbzeit so ein typisches Spiel gesehen, wie es die Tabellensituation hergibt. Man macht das frühe Tor nicht, welches ja möglich gewesen wäre. In der ersten Halbzeit haben wir sicher vieles nicht richtig gemacht, ich würde mich da den Ausführungen fast vollumfänglich anschließen. Ich fand dann in der zweiten Halbzeit, dass wir die Charakterfrage gut gelöst haben. Wir kamen anders aus der Kabine und haben dann das Quäntchen Glück gehabt, sehr schnell das 1:1 und das 2:1 zu machen und dann waren wir auf dem richtigen Weg. War kein Spiel zum Glänzen, von daher bin ich erster Linie jetzt mal zufrieden, erst recht nach dem Spielverlauf, erst recht gepaart mit der ersten Halbzeit. Ich denke, dass uns das weiter bringt als irgend so ein 2:0, sondern mal die Situation zu haben, in der Halbzeit zurück zu liegen - und ich glaube, dass uns das nicht umwirft. Wir sind zufrieden und jetzt geht es weiter.
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