16.11.2013 Hektik, Härte, Herbstmeisterschaft von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – HSV Barmbek-Uhlenhorst 2:0 (1:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Goldgraebe, Bogunovic, Hamdan, Murrins (58. Warmbier) – Buchholz, Adewunmi (88. Gomes) – Tornieporth, Sudbrak, Atug – Agyemang (84. Gürel) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Wolf – Twardawa, Klitzke, Bohnhorst, Odabas – Hoeft, Merkle – Bugrov (76. Bober), Schwoy, Griesch (57. Göde) – Sousa Tore: 1:0 Sudbrak (15.), 2:0 Atug (80.) Schiedsrichter: Philipp Steiner (GW Harburg): Ein bisschen kleinlich (pfiff sehr viel Freistöße), aber insgesamt gute Spielleitung mit klarer Gestik und guter Ansprache. Beste Spieler: Bogunovic, Tornieporth – Wolf, Twardawa, Merkle Zuschauer: 208
„Heute kann ich Fußball mal ganz in Ruhe genießen“, entfuhr es BU-Coach Frank Pieper-von Valtier vor dem Anpfiff als Anspielung darauf, dass „heute keiner was von uns erwartet“. Und tatsächlich spielten die Barmbeker vom Anpfiff weg unbekümmert auf und hatten durch Adrian Sousa auch die erste gute Chance (7.). Beim Gastgeber hingegen war reichlich Sand im Getriebe. „Bewegt Euch“ war noch einer der freundlicheren Kommentare von Jan Schönteich nach gut einer Viertelstunde, zu statisch agierte seine Truppe und hatte nicht nur Glück, dass BU seine Feldvorteile nicht in Tore ummünzen konnte, sondern profitierte auch von „einem individuellen Geistesblitz“, wie Dassendorfs Coach hinterher feststellte.
Dennis Sudbrak fiel der Ball nämlich rund 18 Metern vor dem Tor vor die Füße. Ohne lange nachzudenken, bugsierte er die Kugel aus dem Stand (und aus dem Nichts) mit einer Mischung aus Pike und Außenrist Richtung Tor. Das Leder nahm eine seltsame Flugbahn und senkte sich in den Winkel zum 1:0 (15.). Das Glück eines Spitzenreiters eben.
Insgesamt war es eine sehr zerfahrene erste Halbzeit mit vielen Fouls (offenen und versteckten) und noch mehr Freistößen („Gefühlt 60:2 für BU“, wie Schönteich analysierte). Beide Teams gingen recht robust zu Werke und auch von Außen wurde nicht gerade Ruhe hineintransportiert. Unfair oder bösartig war es dabei aber nie und der gute Schiedsrichter Philipp Steiner beließ es zumeist bei Ermahnungen.
Mit dem 1:0 im Rücken kam der Herbstmeister in spe nun endlich zu weiteren Chancen: Eine Tornieporth-Ecke köpfte Beytullah Atug an die Latte (30.), was fünfzig Minuten später dann übrigens einen Tick besser funktionieren sollte. Doch dazu später mehr. Ronny Buchholz, sonst eher für seine körperbetonte Spielweise bekannt, tanzte Tango mit dem Ball und legte fast wie einst Guido Buchwald einen Übersteiger hin. Doch sein anschließender Flachschuss strich um Haaresbreite am Kasten vorbei (33.). Hektik dann in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Sousa zum wiederholten Male heftig Keeper Christian Gruhne anging. Die nachfolgende Rudelbildung löste der Schiri mit drei Gelben Karten für Sousa, Klitzke und Buchholz auf.
Die Barmbeker gaben auch im zweiten Abschnitt alles, hielten wirklich gut dagegen. Alexey Bugrov, dessen Schuss Gruhne reflexartig mit einer Fußabwehr parierte (56.) und Sousa per Kopf nach schönem Schwoy-Freistoß (66.) hatten schon dicke Ausgleichsmöglichkeiten. Doch das größte Ding versemmelte dann der erst 19jährige Christian Merkle. Mit einer schönen Körpertäuschung vernaschte er das gesamte Dassendorfer Abwehrzentrum und stand auf einmal völlig frei vor Gruhne. Doch etwas zu hektisch suchte der letztjährige A-Jugend-Verbandsligaspieler sofort den Abschluss und verzog deutlich. „Klasse kann man auch schon mit 19 Jahren haben, aber die Erfahrung fehlt halt. Schade, dass er sich da nicht selbst belohnt hat“, stellte sein Trainer hinterher fest.
Beytullah Atug köpft zum 2:0 ein. Foto: Hanno Bode
Vermutlich wäre es dann auch bei einem gerechten Remis geblieben, doch so wiederholte sich die Szenerie aus der dreißigsten Minute: Ecke Tornieporth, Kopfball Atug. Diesmal wuchtig drin (80., siehe Foto). So ist das, wenn man oben steht (siehe Trainerstimmen). Glückwunsch zur Herbstmeisterschaft nach Dassendorf! „EinTitel, den keiner braucht. So wie Spargelkönigin“, flachste TuS-Sponsor „Kobra“ Funk auf der Pressekonferenz. Aber mitnehmen tun sie ihn auch. Und sind nun "auf Augenhöhe mit Bayern", wie Schönteich nach 37 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage vorrechnete (inkl. Relegation, aber ohne Pokal).
Stimmen:
Frank Pieper-von Valtier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Heute habe ich mal wieder festgestellt: Wenn man oben steht, muss man nicht immer alles geben, da reicht dann auch mal die individuelle Klasse in Kombination mit Erfahrung. Wir dagegen müssen auf junge Spieler setzen, die das heute wirklich gut gemacht haben. Der Einsatz und die Laufbereitschaft stimmte. Bis auf die Standardsituationen hatten wir auch die klareren Chancen. Wir wollen weiter unsere Punkte einsammeln und einen guten Ball spielen und ich denke, dass wir uns in den nächsten drei Spielen auch wieder belohnen.
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): In erster Linie bin ich glücklich damit, dass wir gewonnen haben. Mit vielen anderen Dingen bin ich jedoch nicht so glücklich. Das war heute sicher unser schlechtestes Heimspiel. Ich ziehe den Hut vor BU, wie die Mannschaft hier heute aufgetreten ist. Sie war keinesfalls die schlechtere Mannschaft. Wir werden über Einsatz und Laufbereitschaft reden müssen, das hat heute nicht gestimmt. Das Spiel haben wir durch einen individuellen Geistesblitz und eine Standard entschieden. Die drei Punkte nehmen wir natürlich gerne mit, aber heute wäre ein Unentschieden auch sehr in Ordnung gewesen. Aber so ist das wohl halt, wenn man oben steht. Die Tabelle sieht glänzend aus.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.