24.11.2013 Leidenschaft, Emotion, Kampf, Hektik - Condor besiegt Oststeinbek in einem denkwürdigen Spiel von Olaf Both
vs.
SC Condor – Oststeinbeker SV 1:0 (1:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Lüdemann, Krohn, Anders, Mellmann – Daudert, Maas (65. Kieckbusch) – Laban, Kamalow, El-Nemr (53. Schwarck) – Mandel (75. Flores), Osteinbeker SV: Ceylani – M. Eren, Novotny, H. Eren (29. Pamukoglu), Cayir – Kaba, Stenzel – R. Monteiro (43. E. Monteiro, 63. Varela Monteiro), Alassani, Labiadh – Arslan Tore: 1:0 Mandel (45.+2) Rote Karte: Kamalow (SCC, 59. grobes Foulspiel) Gelb-Rote Karten: Lüdemann (SCC, 49., wdh. Foulspiel), Novotny (OSV, 79., wdh. Foulspiel) Bes. Vorkommnisse: Woike von der Bank verwiesen (Trainer SCC, 39.), Kohfahl von der Bank verwiesen (Trainer OSV, 68.) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Hatte mitsamt seines Gespannes einen rabenschwarzen Tag. Von Beginn an verunsichert, keine Linie, mehrere deutliche Handspiele nicht geahndet, eine klare Tätlichkeit mit „Gelb für beide“ bewertet. Er war einer der Gründe für die Hektik in einem allerdings schwer zu leitenden Spiel. Beste Spieler: Mandel, Mellmann, Laban – Ceylani, M. Eren Zuschauer: 180
Die Heimbilanz des SC Condor war bisher der große Schwachpunkt. Vor der Partie lautete die ernüchternde Bilanz 1-6-1. Macht ganze neun Punkte aus acht Heimspielen. Zu wenig für die Mannen um Christian Woike. Der heutige Gegner aus Oststeinbek reiste mit einer beachtlichen Bilanz aus den letzten neun Partien an: 7-0-2. Nach schwachem Saisonbeginn und damals noch dünner Personaldecke ist der Aufsteiger mehr als angekommen im Oberhaus.
Was man anfangs zu Gesicht bekam, hatte mit Oberliga-Fußball wenig zu tun. Die Gäste standen sicher in der Defensive und die Hausherren fanden kein Mittel, um sinnvoll in Richtung Sechzehner zu gelangen. Die erste nennenswerte Szene war leider gleich eine unschöne. Hüseyin Eren ging in einen normalen Zweikampf gegen Kristoffer Laban, nachdem er unnötigerweise von Mehmet Eren angespielt wurde. Bei diesem Zweikampf kam es zum Pressschlag und Eren musste mit Verdacht auf eine schwere Prellung ausgewechselt werden (29.).
Den ersten fußballerischen Höhepunkt hatte drei Minuten später Alpaslan Arslan, der sich schön durchsetzen konnte und dessen Versuch von Lars Lüdemann auf der Linie geklärt wurde. Fast identisch die Szene dann auf der anderen Seite. Pascal El-Nemr bekam einen schön zurückgelegten Ball von Tom Maas, scheiterte jedoch am den auf der Linie stehenden M. Eren (34.). Die erste große Hektik kam nur fünf Minuten später auf. Novotny und Lüdemann gerieten aneinander und ersterer ließ sich zu einer Tätlichkeit hinreißen. Der schwache Schiedsrichter Kevin Rosin gab – nach mehr als drei Minuten und beidseitig viel Hektik und Tumulten - beiden Spielern Gelb. Im Zuge dessen kam es auch zu einem „Wortgefecht“ zwischen dem Assistenten und Woike. „Setzen Sie sich hin.“ „Das ist die Coaching-Zone, da darf ich auch stehen.“ Daraufhin ließ der Winker den Trainer „entfernen“ (39.).
Raffael Monteiro bekam erneut einen Schlag auf sein bereits lädiertes Knie und musste nach 43 Minuten den Platz verlassen. Seinen Unmut ließ er an einem am Seitenrand stehenden Plastikstuhl aus, den er wütend wegkickte.
Kurz vor dem regulären Ende der ersten Hälfte zog Alexander Krohn einen sehenswerten Eckball direkt auf den Kasten von Yalcin Ceylani, dessen Abwehr schien tatsächlich erst hinter der Torlinie stattgefunden zu haben. Das Gespann entschied jedoch anders und es blieb vorerst beim 0:0. Dies änderte sich aber Sekunden vor dem endgültigen Abpfiff. Der Torschütze selbst stibitzte einem Gegner den Ball vom Fuß, das Spielgerät kam zu Laban, welcher sich durchsetzen konnte und wieder zu dem in abseitsverdächtiger Position stehenden Moritz Mandel passte. Dessen erster Versuch war eher einer der Kategorie kläglich, Ceylani hatte jedoch das Pech, das seine Fußabwehr wieder direkt zu Mandel kam und dieser diesmal entschlossen einnetzte (45.+2).
Jan Novotny (mit Dieter Hoeneß-Gedächtnis-Turban) kann Kristoffer Laban nur durch Foul stoppen und muss dadurch mit Gelb-Rot vom Platz. Foto: Barbara Bock
Nach dem Wechsel sollte das Spiel dann aber erst alles aufbieten, was den Fußball ausmacht. Zunächst erhielt Lüdemann seine zweite Gelbe Karte nach einem taktischen Foul und musste den Platz verlassen (48.). Anfangs merkte man den Gastgebern an, das die neue Situation Verunsicherung brachte. El-Nemr musste aus taktischen Gründen raus und war damit überhaupt nicht einverstanden. Doch auch in Unterzahl war es Condor, das sich Chancen erarbeitete. Mandel setzte sich wunderbar auf rechts durch und passte auf Laban, der freistehend den Ball verzog (56.).
Der nächste Paukenschlag dann nur vier Minuten später. Raffael Kamalow traf seinen Gegenspieler ungeschickt und durchaus auch „von hinten“, Rosin gab glatt Rot. Hart aber vertretbar. Wenige Minuten später ging Novotny zu einem Kopfballduell in die Luft. Beide Spieler gingen zum Ball und trafen sich. Mit dem schlechteren Ende für Novotny. Eine stark blutende Wunde, eine tischtennisballgroße Beule und ein Turban (siehe Bild) waren die Folge. Dies brachte dann aber Stefan Kohfahl so in Rage, das auch er von der Bank verwiesen wurde. Das dies nicht schon viel früher geschah, war aber wiederum eine Frage, die nur Rosin beantworten kann. Schon bei den Tumulten in der ersten Hälfte und auch mehrfach danach war Kohfahl sogar auf dem Platz wild gestikulierend unterwegs ohne Konsequenzen. Novotny konnte unterdessen zum Glück weiter spielen.
Wer nun aber einen Sturmlauf der in doppelter Überzahl agierenden Gäste rechnete, wurde maßlos enttäuscht. Das absolute Gegenteil sollte kommen. Die letzten 20 Minuten gehörten fast ausschließlich den Hausherren. Konter um Konter wurde gefahren und Laban und Mandel bzw. der später eingewechselte Carlos Flores brachten die Oststeinbeker ein ums andere Mal in arge Bedrängnis. Zunächst Laban, dessen Ball Ceylani gerade noch so unter dem Körper einklemmen konnte (70.).
Danach ging es Schlag auf Schlag. Ein etwas zu lang gespielter Pass von Laban auf Mandel (73.), ein deutlich zu flach angesetzter Lupfer von Laban (74.) und ein weiterer Versuch per Außenrist von ihm inklusive einer Glanztat von Ceylani (76.). Nicht, dass es mehr Gleichgewicht zu diesem Zeitpunkt gebraucht hätte, aber auch der OSV schwächte sich. Turban-Mann Novotny rang Laban zu Boden und musste ebenfalls zum Duschen.
Agierte man zunächst bei doppelter Unterzahl mit einem 4-4-0, aus dem Laban, Mandel und der eingewechselte Thiemo Kieckbusch immer wieder Nadelstiche setzten, wurde mit der Einwechslung von Carlos Flores noch einmal auf 4-3-1 umgestellt. Das brachte sowohl die nötige Zeit als auch weitere gute Möglichkeiten. Erneut war es der bärenstarke Laban, der mit einem Drehschuss, bei dem Ceylani machtlos gewesen wäre (81.), knapp rechts am Winkel vorbei zog.
Flores bekam viele Bälle und konnte die Zeit damit schneller „runterlaufen“ lassen. Auf Seiten des Aufsteigers gab es nur zwei harmlose Freistöße aus aussichtsreicher Position und in der 93. Minute einen etwas besseren Freistoß von Fousseni Alassani, den der kaum geforderte Sascha Kleinschmidt zur Sicherheit noch über die Latte lenkte.
Am Ende war der Jubel über den zweiten Heimerfolg groß. Eine intensive, teilweise hart geführte Partie, bei der es 30 Minuten lang so aussah, als wäre man lieber im Bett geblieben, entwickelte sich zu einem dramatischen Oberligaspiel mit allem, was das Fußballherz begehrt.
Stimmen:
Mohed Wadhwa (Co-Trainer Oststeinbeker SV – Stefan Kohfahl blieb der Pressekonferenz fern und war zu keinem Statement bereit): Das Spiel war sehr sehr kampfintensiv, wobei der Schiedsrichter hier heute keine glückliche Figur gemacht hat. Ich weiß nicht, warum der Trainerkollege Woike vom Platz geflogen ist, das war ein bisschen lächerlich das Ganze. Ist aber auch nicht so schlimm oder tragisch. Im Endeffekt hat die reifere Mannschaft das Spiel gewonnen, das muss man leider so sagen von unserer Seite aus. Condor hat die klareren Chancen und die klareren Konter gehabt. Sie waren auch mit neun Mann dem 2:0 näher als wir dem 1:1, weil wir es leider vermisst haben lassen, das schnelle Umschaltspiel dann noch mal mit neun Mann da vorne was machen zu können. Es liegt auch ein wenig daran, dass wir bekanntlich eine Kunstrasenmannschaft sind und mit diesem tiefen Rasen so unsere Probleme hatten. Glückwunsch an Condor, verdiente drei Punkte.
Christian Woike (Trainer SC Condor): Die Glückwünsche nehme ich an, vielen Dank. Wir haben heute kein gutes Oberligafußballspiel gesehen, Fußball haben wir insgesamt heute wenig gesehen, wir waren viel mit kleinen Dingen beschäftigt. Wir haben heute viele Dinge, die wir uns vorgenommen haben nicht umgesetzt. Wenn das der Garant dazu ist, dass wir zukünftig Heimspiele gewinnen, dann möchte ich, dass wir das auch zukünftig alle 14 Tage so haben, dass wir uns nicht dran halten an das was der Trainer vorgibt. Wir haben heute zu keinem Zeitpunkt in unser Spiel gefunden, machen dann aus unserer zweiten Aktion heraus das Tor kurz vor der Halbzeit. Da hatte ich eigentlich gehofft, dass wir mit der nötigen Sicherheit dann wieder raus kommen. Dann bekommen wir eine völlig unnötige gelb-rote Karte von Lars Lüdemann, gefühlte 80 Meter in der gegnerischen Hälfte und dann auch gleich noch die rote Karte hinterher. Was die Mannschaft dann gemacht hat, sowohl taktisch als auch läuferisch und vom Einsatz her, da ziehe ich den Hut vor. Das war sehr sehr gut. Wir haben nicht eine Torchance zugelassen. Wir sind froh, zum Ende der Hinrunde den zweiten Heimdreier eingefahren zu haben.
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