02.12.2013 Rückblick: Vertauschte Bänke und die Uhr von Henke von Folke Havekost
Vor zwei Wochen hatten wir an dieser Stelle bereits gestaunt, dass Reisen innerhalb Fußball-Hamburgs so einträglich ist. Was sollen wir sagen? Dass dieses Motto am ersten Rückrundenspieltag mehr Geltung denn je beanspruchen würde, hätten wir nicht gedacht. Immerhin endeten lange Ungeschlagenheits-Serien von Halstenbek-Rellingen und Meiendorf, obwohl sich beide Mannschaften ihrem eigenen Publikum präsentierten. Condors Festung, auch BU – ansonsten war zu Hause Ruh‘: 7:1 Auswärtssiege zeigten, dass die Oberliga auch in ihrer zweiten Hälfte für einige Paukenschläge gut ist.
In Halstenbek übte sich Spitzenreiter Dassendorf wieder einmal im Rückstand-Aufholen. Mittlerweile kriegen die Sachsenwälder dies nicht nur verlässlich, sondern auch schnell hin: Der 3:1-Auswärtssieg beim zuvor 15 Spiele unbesiegten HR war auch schon das Halbzeitergebnis. Mit Muri Adewunmi und Eric Agyemang sorgten zwei Kicker mit höherklassiger Erfahrung für den Umschwung – im Gegensatz zu ihren Ex-Klubs Düsseldorf (Adewunmi) und Bielefeld (Agyemang) reitet Dassendorf weiter auf einer Erfolgswelle.
Der SV Rugenbergen verschwendete in Meiendorf gar keine Zeit mit Rückstandaufholübungen. Das 6:1 an der B75 war das erstaunlichste Ergebnis des Wochenendes und beendete nach neun Spielen die Meiendorfer Unschlagbarkeitsserie. Das Schützenfest der Bönningstedter hatte aufgrund der anderen Ergebnisse einen weiteren Effekt: Rugenbergen ist auf einmal die am längsten ungeschlagene Mannschaft aus dem Kreis Pinneberg!
Das Pinneberger Kreisderby gewann der VfL trotz Rückstands 2:1 beim Meister FC Elmshorn. Den Pinneberger Siegtreffer erzielte mit Thorben Reibe ein Kicker, der im Hinspiel (1:1) noch für Elmshorn gespielt (und auch getroffen) hatte. Ähnliche Verwirrung gab’s beim Deichderby, das Favorit Curslack-Neuengamme nach einigen Startschwierigkeiten 2:0 beim Außenseiter Vier- und Marschlande gewann. Marcel von Hacht, Schütze des ersten Curslacker Treffers, hat nicht nur bis 2012 für Vier- und Marschlande gespielt, sondern will auch wieder dorthin zurück. Bei seiner Auswechslung hätte er sogar beinahe die Bänke verwechselt. „Ich habe hier eben noch nie ein Auswärtsspiel bestritten“, erklärte der 22-Jährige nach seinem vielleicht einzigen Auswärtsspiel auf der Anlage Fünfhausen.
Die Wege des Fußballs (und manchmal auch der Fußballer) sind unergründlich. Aber eine Serie hält: Curslack-Keeper Frederic Böse blieb auch zum achten Mal nacheinander unbezwungen, wofür er insbesondere vor der Halbzeitpause einiges Können aufbieten musste. „Der eine oder andere hat bei uns vielleicht gedacht, das Spiel beginnt erst um 15 Uhr“, mutmaßte Trainer Torsten Henke.
In der Nordheide begann um 14.27 Uhr das vereinsinterne Elfmeterschützenfest. So war nach Abpfiff zumindest unser Eindruck, wobei wir erstaunt waren, dass Stürmer Arne Gillich den Ball nebens Tor setzte, Verteidiger Milaim Buzhala am eigens angereisten Keeper Marcel Kindler (Altona 93) scheiterte und erst Torwart Henrik Titze den Ball im Netz unterbrachte. Kindler erhielt von den großzügigen Buchholzern übrigens drei Punkte als Antrittsprämie, er teilte sie auf der Rückfahrt vom 2:1-Auswärtssieg mit seinen Kollegen.
Durch zwei Auswärtssiege kam es auch zu einer Rochade am berühmten Strich, der die Abstiegsränge von den Klassenerhaltsplätzen trennt. Niendorf gewann gleich 6:3 beim auf Abstiegsplatz 16 abgerutschten Germania Schnelsen, das zudem Trainer Bert Ehm verlieren wird. Am Sonnabend in Curslack wird der Trainer zum letzten Mal auf der Germanen-Bank sitzen, und auch wenn es ein Auswärtsspiel ist, fürchten wir, dass der Übungsleiterlegende ein angemessener Abschied vorerst verwehrt bleibt. Des einen Leid, des andern Freud: Alstertal-Langenhorn erklomm durch das 3:1 in Blankenese zum ersten Mal nach elf Spieltagen einen Nichtabstiegsplatz.
Auch Oststeinbek hätte fast einen Dreier eingefahren, musste sich bei BU aber mit einem 1:1 begnügen – für ein Auswärtsteam eine fast schmale Beute an diesem Wochenende. Ganz aus der Reihe tanzte nur und wieder einmal der Bramfelder SV, für den beim SC Condor nichts zu holen war. HAFO-Kollege Peter Strahl hatte in seiner Vorschau ja keine guten statistischen Nachrichten für die sieglosen Bramfelder, und viel mehr Trost, als dass sie beim 0:4 in Farmsen unter Wert geschlagen wurden, können wir auch nicht anbieten.
Erinnern wir lieber daran, wie sensationell – und welch herausragende Leistung – der Bramfelder Klassenerhalt in der vergangenen Saison gewesen ist. Als Mutspender für Vereine, die den Dezember bislang ohne viel Vorfreude auf die kommenden Tage und Wochen verbringen.
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