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01.03.2014
Mit Traditionen soll man nicht brechen von Andreas Killat



vs.


Meiendorfer SV – Altona 93 3:2 (2:1)

Meiendorfer SV: Sävke – Trenel, Drast, G. Subasic, Bernhardt – Niemeyer, Hercog – Sbou (52. Zazai), Rehr – Hinz (75. Agyei Antwi), Cosovic
Altona 93: Babuschkin – Hadid, Shields, Clausen, Hernandez Butron (77. Sumic) – Klaes, Ribeau – Körner, Carallo, Lipke – Hartwig (89. Vandiar)
Tore: 0:1 Körner (18.), 1:1 Drast (22.), 2:1 Bernhardt (27.), 3:1 Agyei Antwi (85.), 3:2 Vandiar (90.+2)
Schiedsrichter: Christopher Haase (VfL Pinneberg): Hatte nicht seinen besten Tag und wurde zudem bei einigen Abseitsentscheidungen von seinem Assistenten im Stich gelassen (u.a. Lipke, 40.). Verweigerte ferner Altona einen Elfmeter, als Lipke von Drast zu Fall gebracht wurde (71.).
Beste Spieler: Sävke, Niemeyer, Drast – Klaes, Hartwig
Zuschauer: 279

Nicht nur der konsumfreudige AFC-Anhang ist an der B75 (wie eigentlich überall in der Liga) stets herzlich willkommen, sondern insbesondere die Liga-Mannschaft des altehrwürdigen Altonaer FC von 1893 ist hier ein gern gesehener Gast. Denn egal, wie schlecht es auch gerade sportlich beim MSV lief, den „Dreier“ gegen die Ottensener konnten die Gelb-Schwarzen fast immer fest einplanen. In den vergangenen acht Jahren gab es nämlich ausschließlich Siege (!) zu feiern, den letzten Punktgewinn ergatterte Altona hier am 23.09.2001 (mit einem denkwürdigen 4:4***, siehe Statistik am Ende des Berichtes). Und auch heute war es nicht anders, Meiendorf setzte den neunten Heimsieg in Folge gegen Altona oben drauf.

Vor nicht gerade berauschender Kulisse, nur 279 Zahlende ist für Meiendorf – zumal gegen Altona – wahrlich kein guter Wert, erwischte der AFC den besseren Start. Nach einem langen Ball sprang Mathias Drast unter selbigem durch und Neuzugang Sven Körner (früher USC Paloma) profitierte zudem von einem Missverständnis im MSV-Abwehrzentrum und versenkte die Kugel aus fünfzehn Metern flach unten links (18.). Doch Sicherheit zog damit nicht im Spiel der Gäste ein, im Gegenteil. Nach einer kurz ausgeführten Ecke, wo es Gian-Pierre Carallo verpennte, rechtzeitig heraus zu kommen, schlenzte Marcin Hercog das Spielgerät aus gut 30 Metern vor den Kasten und fast schien es so, als ob der Ball durch Freund und Feind hindurch direkt ins Tor segelte (22.). Aber Drast war noch (Zitat): „leicht mit dem Ohrläppchen dran“. Schon hier sah AFC-Keeper Gianluca Babuschkin nicht besonders gut aus (Stamm-Torhüter Marcel Kindler gilt offiziell weiterhin als „verletzt“), doch nur fünf Minuten später wurde es noch schlimmer: Sascha Bernhardt kreuzte vor dem Strafraum auf und zog aus 18 Metern einfach mal ab. „Babuschka“, der sich in der Saisonvorbereitung im Sommer schlimm im Gesicht verletzt hatte, stand nicht nur zu weit vor seinem Kasten, sondern auch auf dem falschen Fuß. Mit einer eher kümmerlichen Faustparade versuchte er zu retten, was nicht mehr zu retten war und der Ball trudelte im Zeitlupentempo über die Linie (27.)


Meris Cosovic nimmt gekonnt den Ball an, Sebastian Clausen (r.) staunt. Foto: Barbara Bock

Die Dittberner-Elf war jedoch bemüht, noch vor der Pause auszugleichen. Doch weder eine schöne Hereingabe von Magnus Hartwig (32.), noch ein Carallo-Kracher aus 16 Metern (39.) fanden ihr Ziel. Bitter wurde es wenige Sekunden später, als Flügelflitzer Benjamin Lipke frei durch war, aber vom Assistenten ins Abseits gewinkt wurde. Eine klare Fehlentscheidung – und nicht die letzte, an der Lipke heute direkt beteiligt gewesen sein sollte.

Nach dem Seitenwechsel drehten die Gäste nun richtig auf. Hartwig tauchte völlig ungedeckt (!) vor Keeper Tobias Sävke auf, schoss selbigen aber aus acht Metern an (53.). Die Hundertprozentige Ausgleichschance! Nur eine Minute später dribbelte sich Mustafa Hadid über rechts in den Sechzehner, doch Sävke und Drast konnten gemeinsam klären. Auch ein Lipke-Hammer (nach feinem Doppelpass mit Hartwig) wurde vom MSV-Torhüter entschärft (65.). Der Ausgleich lag quasi in der Luft – und hätte via Elfmeter dann auch fallen müssen. Doch Lipkes Zweikampf im Sechzehner gegen Drast wertete Schiedsrichter Christopher Haase aus Pinneberg als „Stürmerfoul“. Eine mehr als zweifelhafte Entscheidung (71.).

Die Stuhlmacher-Equipe hatte im zweiten Durchgang große Mühe dagegen zu halten, bekam nun aber natürlich vermehrt die Räume zum Kontern. Meris Cosovic, der erst kurz vor dem Anpfiff für den mit Mittelfußprellung ausgefallenen Bazier Sharifi in die Startelf rückte, startete kurz hinter der Mittellinie einen prächtigen Sololauf, schoss jedoch Babuschkin direkt in die Füße, statt ins völlig offene Tor (80.). Ein ganz ähnliches Kunststück vollbrachte kurz darauf Jephter Agyei Antwi, der einen schön von Hamid Zazai zurückgelegten Ball aus 14 Metern (bei freier Schussbahn) ebenfalls in die Beine des Torhüters drosch (83.). Doch „JAA“ hat ja noch einen Schädel – und mit dem verwandelte er eine Niemeyer-Ecke zur 3:1-Entscheidung (85.). Großer Jubel auf der Tribüne, tiefer Frust beim AFC-Anhang, der übrigens - wohl in der Gewissheit, hier sowieso nix zu holen - bei weitem nicht so zahlreich erschienen war, wie sonst üblich.

Nachdem Cosovic einen Knaller aus 25 Metern ans Lattenkreuz nagelte (88.), bäumte sich auch der AFC nochmal auf. Körner prüfte Sävke aus 17 Metern, der riss reflex- und großartig eine Faust hoch und klärte zu Ecke (90.). Dieser Eckball fiel anschließend vor die Füße von Stefan Klaes – Latte! Der Anschlusstreffer gelang dann durch Männer-Model Liam Vandiar zwar doch noch, aber eben erst ganz am Ende der zweiminütigen Nachspielzeit, so dass sich keine Chance mehr zum Ausgleich ergab.

Für Meiendorf war es nicht nur die Fortsetzung der fast schon unheimlichen Heim-Siegesserie gegen den AFC, sondern auch gelungene Rehabilitation für den misslungenen Auftritt letzte Woche beim Kellerkind SCALA, den Coach Matthias Stuhlmacher noch keinesfalls verarbeitet hat (siehe „Stimmen“). Und für Altona und Oliver Dittberner, der wieder mit dem Fahrrad (!) angereist war, geht das Jahr 2014 im gewohnten Rhythmus weiter: Sieg zu Hause, Niederlage Auswärts.


Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 30 Spiele: 14 Siege, 5 Remis, 11 Niederlagen, 56:50 Tore

1983/84: 3:1 / 1:4 Verbandsliga Hamburg
1993/94: 1:2 / 0:2 Verbandsliga Hamburg
1995/96: 0:2 / 0:3 Oberliga HH/SH
1997/98: 2:2 / 4:1 Verbandsliga Hamburg
1998/99: 1:3 / 2:0 Verbandsliga Hamburg
2001/02: 4:4*** / 4:1 Verbandsliga Hamburg
2002/03: 2:1 / 1:1 Oberliga HH/SH
2003/04: 2:1 / 1:1 Oberliga HH/SH
2004/05: 1:0 / 2:1 Oberliga Nord
2005/06: 3:0 / 1:1 Oberliga Nord
2009/10: 2:0 / 0:2 Oberliga Hamburg
2010/11: 1:0 / 1:3 Oberliga Hamburg
2011/12: 5:0 / 1:2 Oberliga Hamburg
2012/13: 3:2 / 3:4 Oberliga Hamburg
2013/14: 3:2 / 2:4 Oberliga Hamburg

Stimmen:

Oliver Dittberner (Trainer Altona 93):
Jetzt muss ich schon zum dritten Mal hier in Meiendorf bei der Pressekonferenz den Gastgebern gratulieren, das gefällt mir natürlich nicht so gut. Aber wir wollen ja bei Altona 93 nicht mit Traditionen brechen, insofern haben wir die drei Punkte hiergelassen. Nach guten Beginn und unserer Führung hatten wir eine schlechte Phase und im Grunde genommen dort das Spiel verloren. Die zweite Halbzeit war das ganz ok, aber eben nicht gut genug, um ein Ergebnis mitzunehmen. Aber darauf können wir aufbauen.

Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV):
Mit den Traditionen haben wir ja im Hinspiel angefangen, von daher bin ich gar nicht so unglücklich, dass die auch heute gehalten hat. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich heute absolut zufrieden, zumal wir einige Umstellungen vornehmen mussten, weil uns Spieler wegen Verletzung oder Abwesenheit gefehlt haben. Durch einen individuellen Fehler sind wir mit 0:1 in Rückstand geraten, haben es danach aber sehr gut gemacht und ganz gut Fußball gespielt und schöne Tore erzielt. Trotzdem bin ich immer noch verärgert über letzte Woche (Anmerkung der Redaktion: 0:2 bei SCALA). Gegen eine Spitzenmannschaft wie Altona gelingt es uns, so eine Leistung abzurufen. Da habe ich kein Verständnis, warum uns das nicht auch gegen vermeintlich schwächere Teams gelingt, Einstellung und Charakter zu zeigen. Darüber wird auch noch zu reden sein.


***Altonas letzter Punktgewinn in Meiendorf (damals noch am Rahlstedter Weg):
Verbandsliga Hamburg 2001/02 - 7. Spieltag – So, 23.09.01 - Anstoß: 10:45 Uhr
MSV: Böhmer - Boakye (68. Eggers) - Heidrich - Kocyigit - Krausz - Krohn (68. Grobitzsch) - Lund - Mau - Naseri - Smith (79. Steffens) - von Malottke
AFC: Appel - Abshagen - Asante - Dehne - Feddersen - Gerber - Gräff - Hiob (75. Voß) - Jendrzej (68. Bajramovic) - Meinke - Weiß
Tore: 0:1 Hiob (5.) 1:1 Heidrich (12.) 1:2/1:3 Dehne (16./49.) 1:4 Jendrzej (51.) 2:4 Krohn (62.) 3:4/4:4 Grobitzsch (73./87.)
Schiedsrichter: Ehlert
Zuschauer: 500
Statistik dankend von HAFO-Leser „Elb-Sohn“ erhalten (der mit den schönen AFC-Videos im Forum).


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